Gerne hat SVP-Doyen Christoph Blocher zu seinem 81. Geburtstag im heimischen Garten mit den Freiheitstrychlern für Fotos posiert – und das auch gleich noch in deren Hemd! Der Symbolhaftigkeit ist er sich bewusst. Immerhin kämpfen die Freiheitstrychler gemeinsam mit radikalen Gegnern nicht nur an vorderster Front gegen Corona-Einschränkungen, sondern gerade auch gegen das Covid-Gesetz, über das die Schweiz am 28. November abstimmt.
«Die Trychler werden mittlerweile regelrecht diabolisiert», findet Blocher, der geimpft ist und die Impfung auch jedem empfiehlt. Einer der Besucher sei jener Trychler, der bei einer Demonstration auf dem Bundesplatz niedergeschlagen worden sei. «Ihm fehlen heute noch zwei Zähne, deshalb habe ich ihn darauf angesprochen.»
Seit Jahrzehnten mit Trychlern verbunden
Die Freiheitstrychler seien aber ganz normale Menschen, sagt Blocher.
«Die Trychler sind einfach immer für die Freiheit eingestanden.» Den alt Bundesrat verbindet denn auch eine lange Geschichte mit den Trychlern. Schon im Abstimmungskampf gegen den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) haben sie ihn regelmässig begleitet. Unvergessen bleibt das Bild, auf dem Blocher nach seinem grossen Sieg selber eine Trychel trägt.
Mit den heutigen Freiheitstrychlern aber hat Blocher normalerweise nichts zu tun. Ihr Besuch habe ihn überrascht. «Sie haben einfach an der Haustür geläutet», erzählt er. Alle sieben habe er nicht gekannt. Sie hätten ihm ein Ständchen gebracht und ein Geschenk übergeben: eben eine Freiheitstrychler-Chutte mit der Aufschrift «Für Christoph Blocher – als Dank für das Nein zum EWR».
«Nicht schlimm von Ueli Maurer»
Er hätte auch Befürworter des Covid-Gesetzes empfangen, betont Blocher. Tatsächlich aber zählt er wie seine SVP zu dessen Gegnern. So sei er zwar nicht gegen das Zertifikat als solches. Aber er wehre sich dagegen, wie man es «verabsolutiere». Darum werde er auch dieses Mal Nein zum Gesetz stimmen.
Natürlich gehört zu Blochers Auftritt mit den Freiheitstrychlern auch die Lust an der Provokation. Er tut es damit Bundesrat Ueli Maurer (70) gleich, der vor wenigen Wochen an einem SVP-Anlass ebenfalls das Hemd der Corona-Trychler überzog und damit posierte. Dem SVP-Finanzminister brachte das heftige Kritik ein. Der Gesamtbundesrat musste sich dazu sogar im Parlament erklären.
«Ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn Ueli Maurer in einer solchen Chutte fotografiert wird», meint dagegen Blocher. Der SVP-Übervater sieht das keineswegs als Bruch des Kollegialitätsprinzips. «Das Kollegium hat ja sicher nicht beschlossen, dass seine Mitglieder im geschlossenen Kreis keine solchen Chutten anziehen dürfen.» (dba)