51 Prozent der SVP-Basis wollen sich nicht impfen lassen. Das hat jüngst eine Umfrage ergeben. Damit stellt sich eine Mehrheit der Basis gegen den Vordenker der Partei: Christoph Blocher (80). Der Herrliberger ist nicht nur längst geimpft – er rät auch allen anderen, sich stechen zu lassen. «Ich bin ein Impfbefürworter», sagt er im Interview mit «CH Media». Und: «Ich empfehle die Impfung! Ich habe mich schon oft impfen lassen, früher fast vor jeder Auslandreise. Und ich habe nur positive Erfahrungen gemacht.» Die Impfung sei «praktisch und gäbig».
Wolle sich jemand nicht impfen lassen, müsse man das allerdings akzeptieren, so der alt Bundesrat. Gewisse Menschen würden gegen alles sein, was ihnen «von oben» befohlen wird. «Das ist eine gesunde Skepsis gegenüber staatlichen Eingriffen in die persönliche Freiheit.» Das Argument, man wisse ja nicht, was da gespritzt werde, lässt Blocher in Bezug auf die Impfung aber nicht gelten. Er frage dann zurück: «Wissen Sie, was in der letzten Tablette steckte, die Sie gelutscht haben?» Natürlich sei bekannt, was in den Vakzinen stecke, so Blocher weiter. «Dann noch diese Verschwörungstheorien mit Bill Gates, fürchterlich.»
Strenge Regeln fürs Pflegepersonal
Was das Pflegepersonal betrifft, plädiert Blocher für verschärfte Regeln. «Auf jeden Fall muss der Schutz vorhanden sein – sei es durch Impfen oder Testen oder Immunität», sagt er auf die Frage, was er von einer Impfpflicht hält. «Wichtig ist, dass man in diesem Punkt streng ist. Das ist nicht anders als bei der Grippe – auch dort muss das Pflegepersonal darauf achten, die alten Leute nicht zu gefährden.»
Auch das Zertifikat befürwortet Blocher. Während Fraktionschef Thomas Aeschi für dessen Abschaffung weibelt, sagt der SVP-Doyen: «Ich habe eines und bin sehr froh darüber.» In seiner Firma, der Robinvest, müssten die Geimpften keine Masken mehr tragen, Ungeimpfte schon. Blocher: «Ich habe auch nichts dagegen, wenn ein Wirt in seinem Restaurant nur geimpfte Personen will. Wichtig ist, dass der Einsatz des Covid-Zertifikats nicht von oben befohlen wird. Jetzt gilt Selbstverantwortung.»
Trotzdem sagt er Nein zum Covid-Gesetz
Er habe Verständnis, «dass ein Veranstalter nicht Kraut und Rüebli reinlässt». «Auch bei Clubs, dort ist es ja gerade der Zweck, dass man keinen Abstand hält. Trotzdem finde ich, dass der Staat nicht vorschreiben soll, wo das Zertifikat eingesetzt wird.»
Nichtsdestotrotz sagt Blocher, er werde bei der Abstimmung über das Covid-Gesetz kommenden November Nein stimmen. «Ich habe das Covid-Gesetz bei der letzten Abstimmung abgelehnt und werde das wieder tun. Es braucht kein Sondergesetz.» In dieser Sache ist er mit Fraktionschef Aeschi und wohl auch einer Mehrheit der SVP-Basis einig. (lha)