Ausschreitungen am Bundeshaus
Freiheitstrychler weisen Verantwortung zurück

Nach der Krawall-Nacht vor dem Bundeshaus in Bern während einer Kundgebung von Gegnern der Corona-Schutzmassnahmen haben die Organisatoren eine Verantwortung für die Ausschreitung zurückgewiesen.
Publiziert: 18.09.2021 um 08:51 Uhr
1/7
Die Freiheitstrychler fühlen sich nicht für die Ausschreitungen an der Corona-Demo am Donnerstag verantwortlich.
Foto: Screenshot facebook

Am Donnerstagabend marschierten Tausende Corona-Skeptiker durch Bern. Vor dem Bundeshaus sammelten sie sich – die Stimmung heizte sich auf. Die Polizei musste Wasserwerfer einsetzen, um die Menschen davon abzuhalten, das Bundeshaus zu stürmen. An vorderster Front die Freiheitstrychler. Doch die weisen die Schuld jetzt von sich.

Sie seien nicht verantwortlich für die Eskalationen rund um das Bundeshaus am Donnerstagabend. Sie würden sich von «jeder Art von Gewalt distanzieren», teilten sie in einem Statement mit.

Bei den «Provokateuren», die an einem Absperrzaun vor dem Bundesplatz gerüttelt hätten, handle es sich um «vereinzelte Menschen», die nicht zu den sogenannten Freiheitstrychlern gehörten. So das Statement, das die Gruppierung in der Nacht auf Samstag veröffentlicht.

Freiheitstrychler geben Polizei die Schuld

Die Kundgebungsorganisatoren verneinten auch einen «Angriff auf das Bundeshaus», wie der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause den Vorfall bezeichnet hatte. Der Ausdruck sei «propagandistische Stimmungsmache» gegen Kritiker der Corona-Massnahmen.

«Die rote Linie wurde überschritten»
2:23
Nause zu Eskalation in Bern:«Die rote Linie wurde überschritten»

Der Verein kritisierte die Polizei. Diese hatte seiner Auffassung nach an dem unbewilligten Anlass friedliche Kundgebungsteilnehmer zu wenig vor gewalttätigen Gegendemonstranten geschützt. Ein Mitglied eines eigenen Sicherheitsdiensts sei angegriffen und dabei mittelschwer verletzt worden, so die Freiheitstrychler.

Doch auf Videos ist zu sehen, wie sich die Trychler in gelben Warnwesten uniformiert mit Gegendemonstranten anlegen. «Sicherheit» steht auf ihren Westen, darunter das bereits bekannte Freiheitstrychler-Logo.

Die Szene, die Trychler beschreiben, stammt aus Auseinandersetzungen und Wortgefechten mit Gegendemonstranten. Die Trychler in ihren Westen stossen die Gegengruppe weg. Einer der «Trychler-Securitys» kommt dabei zu Fall und verletzt sich im Mund.

Gruppierung beruft sich auf Ueli Maurer

Die Gruppierung kündigte weitere Proteste an und berief sich dabei explizit auf Bundesrat Ueli Maurer (70). Der Fakt, dass der Magistrat am Wochenende an einem SVP-Anlass im Kanton Zürich im Hemd der Freiheitstrychler posiert habe, verdeutliche die Notwendigkeit von «friedlichem Widerstand gegen die schädlichen Corona-Massnahmen».

Maurer seinerseits erklärte am Freitag gegenüber CH Media, er habe das Shirt an dem Anlass aus «reinem Zufall» etwa fünf Minuten lang angehabt. «Das war keine Provokation, nur schon deshalb nicht, weil ich gar nicht wusste, in welchen Zusammenhang dieses Leibchen offenbar gebracht wird», wurde der Finanzminister zitiert. Maurer hat laut eigenen Angaben an dem Anlass auch zum Impfen aufgerufen.

Das sagt der Bundespräsident zur Demo vor dem Bundeshaus
0:51
Guy Parmelin spricht Klartext:Das sagt der Bundespräsident zur Demo vor dem Bundeshaus

Gegen viertausend Menschen hatten am Donnerstagabend in Bern gegen Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus demonstriert. Ein Teil der Teilnehmer rüttelte an einem Schutzzaun, der den Zugang zum Bundeshaus versperrte, und zündete Feuerwerk gegen Einsatzkräfte.

Demonstranten haben «rote Linie überschritten»

Die Polizei setzte Wasserwerfer, Gummischrot und Reizgas ein, um die Kundgebung aufzulösen. Bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen wurde eine Person verletzt.

Bundespräsident Guy Parmelin (61) sowie die Parlamentsspitzen verurteilten die Ausschreitungen. Für den Stadtberner Sicherheitsdirektor wurde «eine rote Linie überschritten».

Laut den Behörden hatten Personen wohl Werkzeug mitgeführt und Schrauben am Schutzzaun gelöst. Gegner der Corona-Massnahmen hatten zuvor in sozialen Medien den Sturm auf das US-Kapitol von Anfang dieses Jahres in Washington idealisiert. (SDA/euc)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?