«Wilder»-Hauptdarstellerin Sarah Spale (40) über den Start der dritten Staffel
«Ich bin kein Serien-Junkie»

Ab Dienstag läuft die dritte Staffel der SRF-Erfolgsserie «Wilder». Hauptdarstellerin Sarah Spale erzählt, warum sie nach dem Dreh buchstäblich wieder auf die Beine kommen musste, was die neuen Folgen speziell macht und warum sie sich auf «Wilder 4» freut.
Publiziert: 03.01.2021 um 00:46 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2021 um 20:58 Uhr
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Das «Wilder»-Lancierungsbild zur dritten Staffel, die ab dem 5. Januar dienstags auf SRF 1 läuft: Die beiden Hauptdarsteller Sarah Spale als Rosa Wilder und Marcus Signer als Manfred Kägi.
Foto: SRF/Pascal Mora
Interview: Jean-Claude Galli

«Wilder 3» – die erste Folge läuft am 5. Januar auf SRF 1 – war noch vom Glück begünstigt: Kurz vor dem Lockdown wurden die letzten Aussenszenen abgedreht und die Innenaufnahmen im Sommer nachgeholt. Hauptdarstellerin Sarah Spale (40) schaut dennoch auf ein schwieriges Jahr zurück – in mehrfacher Hinsicht.

Ende Februar haben wir Sie in La Chaux-de-Fonds zum letzten Mal getroffen. Viele Künstlerinnen und Künstler haben die Phase danach und bis heute als verloren erlebt. Wie ist es Ihnen ergangen?
Ich hatte persönlich eine ganz spezielle Zeit. Kurz vor dem Lockdown habe ich mich bei den Dreharbeiten am Knie verletzt. Kreuzband und Meniskus waren hin. Ich hätte also sowieso nicht mehr weiterdrehen können und musste mich operieren lassen. Ich war abseits von Covid-19 beschäftigt, wieder gesund zu werden. Beim Sommer-Dreh war ich dann halb wieder auf den Beinen, aber eine Operation stand mir noch davor.

Wie fühlen Sie sich jetzt?
So weit ist alles wieder intakt. Bei Sportlern spricht man, glaube ich, von sechs bis acht Monaten, bis sie wieder auf dem Damm sind, bei mir scheint es ähnlich. Seit dem September und der zweiten Operation befinde ich mich in einer intensiven Aufbauphase. Noch bin ich nicht bei hundert Prozent, aber stabil genug, der Zukunft buchstäblich mit beiden Beinen entgegentreten zu können.

Sarah Spale – Persönlich

Bereits ihr erster Kamera-Auftritt im Jahr 2003 brachte der Baslerin Sarah Spale (40) für «Dilemma» eine Nomination für den Schweizer Filmpreis ein. In die internationalen Scout-Notizbücher schaffte sie es 2013 mit dem Spielfilm «Nachtzug nach Lissabon» von Oscar-Preisträger Bille August (72), der auch Pierre Monnard (44) auf sie aufmerksam machte. Der Westschweizer Regisseur schuf mit ihr ab 2017 die zwei ersten Staffeln «Wilder» und das Drogendrama «Platzspitzbaby», das im Januar 2020 zum letzten einheimischen Filmhit vor der Pandemie wurde. Zeitgleich wurde die dritte Staffel von «Wilder» gedreht, im Januar 2021 folgt Staffel 4. Spale ist seit 2010 mit dem Sportlehrer Philipp Spale (44) verheiratet und hat zwei Söhne.

Bereits ihr erster Kamera-Auftritt im Jahr 2003 brachte der Baslerin Sarah Spale (40) für «Dilemma» eine Nomination für den Schweizer Filmpreis ein. In die internationalen Scout-Notizbücher schaffte sie es 2013 mit dem Spielfilm «Nachtzug nach Lissabon» von Oscar-Preisträger Bille August (72), der auch Pierre Monnard (44) auf sie aufmerksam machte. Der Westschweizer Regisseur schuf mit ihr ab 2017 die zwei ersten Staffeln «Wilder» und das Drogendrama «Platzspitzbaby», das im Januar 2020 zum letzten einheimischen Filmhit vor der Pandemie wurde. Zeitgleich wurde die dritte Staffel von «Wilder» gedreht, im Januar 2021 folgt Staffel 4. Spale ist seit 2010 mit dem Sportlehrer Philipp Spale (44) verheiratet und hat zwei Söhne.

Grundsätzlich litten Künstler besonders unter der Krise. Hatten auch Sie Existenzängste?
Ich war wirklich froh zu wissen, dass ich noch den Nachdreh im Sommer hatte – und dann im Januar 2021 «Wilder 4» gedreht würde. Insofern war ich etwas privilegierter als andere Berufskollegen. Ich fühlte mich gut versorgt. Wenn das alles weggefallen wäre, wäre es enger geworden.

Hat die Krise Ihre Wahrnehmung von Kultur verändert?
Durch den Umstand, Mutter zweier Kinder zu sein, die gerne abends noch von mir ins Bett gebracht werden möchten, ist mein Kulturkonsum bereits seit längerem reduziert; «Ausgang» im herkömmlichen Sinn gibt es selten. Bei mir ist das Buch wieder mehr ins Zentrum gerückt. Auch mit den Kindern musste ich andere Aktivitäten finden, wir hörten zum Beispiel oft Hörspiele. Wir sassen nicht öfter vor dem TV, wir haben zu Hause gar keinen. Was ich sehr vermisse, ist, nicht ins Theater und ins Kino gehen zu können.

Schauen Sie selber überhaupt Serien?
Ich bin kein Serien-Junkie. Mir fehlt die Zeit, mich sechs Stunden in eine Serie reinzuhängen.

«Wilder» ist eine der grössten SRF-Erfolgsgeschichten der jüngsten Zeit. Als Sie 2016 für die erste Staffel kontaktiert wurden, waren Sie zuerst skeptisch ...
Damals waren meine Kinder noch ganz klein, sechs und zwei. Ich konnte mir zuerst überhaupt nicht vorstellen, drei, vier Monate zu drehen und absorbiert zu sein, Beruf und Muttersein zu kombinieren fand ich in dieser Konstellation höchst schwierig. Und ich hatte auch noch den Teilzeit-Job im Jugendzentrum. Meine erste Reaktion war also ablehnend. Trotzdem ging ich ans Casting, weil mich die Einladung ehrte. Meine Präsentation war dann sehr entspannt, weil ich dachte, es wäre auch nicht schlimm, die Rolle nicht zu bekommen. Ich traf dort erstmals auf den Regisseur der ersten beiden Staffeln, Pierre Monnard, eine sehr einladende Persönlichkeit. Es war ein sehr leichtes, vergnügliches Casting. Kurz darauf kam der Zuschlag. Ich wusste nun nicht, soll ich mich freuen oder Panik bekommen? Ich hatte Bauchweh, das kann ich offen sagen. Wir gingen schliesslich mit der Familie Stück für Stück an dieses Projekt heran. Heute ist die Ausgangslage anders. Meine Kinder sind grösser und haben sich an meinen Beruf gewöhnt. Ich freue mich jetzt schon sehr auf den Dreh zu «Wilder 4».

Haben Sie dennoch irgendwann mit Ihrer Rolle gehadert?
Ich bin jemand, der immer wieder infrage stellt, was ich tue. Wenn ich an beiden Fronten 100 Prozent geben möchte, ist das energetisch eine Hochleistung. Und wenn ich nicht mehr darauf zählen kann, dass der Körper mitmacht, wird der Druck noch einmal schlimmer. Weil ich weiss, dass ich funktionieren muss, damit die ganze Maschinerie am Laufen bleibt. Und nun kommt noch Corona als unberechenbare Komponente hinzu, ein neuer Druck. Dieses Gesundsein haben wir alle noch weniger in der Hand, weil wir so wenig von der Krankheit wissen.

Sie tragen als Rosa Wilder die Serie. Haben Sie Auflagen, was Sie an Ihrem Äusseren nicht verändern dürfen? In der ersten Folge von Staffel 3 witzeln Sie mit Marcus Signer zusammen über Ihre Frisur. Dürften Sie zum Beispiel Ihre Haare radikal schneiden?
Zwischen den Staffeln gibt es jeweils eine vertragslose Zeit, in der ich freie Hand hätte. Aber ich muss schon Rücksprache nehmen – und will das auch. Ich habe mittlerweile ein enges Verhältnis zu den Maskenbildnern und möchte nicht querschlagen. In «Wilder 1» liess man ja den Sidecut, den ich 20 Jahre lang getragen hatte, herauswachsen und kaschierte dies mit einem Zopf. Dramatische Veränderungen wären jetzt höchst ungünstig. Was mir manchmal stinkt, weil ich sehr freiheitsliebend bin. Ich möchte gerne mal wieder meine Haare abrasieren. Aber nun warte ich sicher bis nach «Wilder 4» damit.

Wurde Ihr Mitspracherecht an der Rolle seit «Wilder 1» grösser?
Die Frage ist wohl, wie mutig man in seinem Naturell ist und wie stark man sich bloss an Anweisungen hält. Ich durfte Rosa Wilder nun durch drei Staffeln führen und lernte sie immer besser kennen. Der Austausch mit dem Regisseur und den Autoren ist naturgemäss stärker geworden, die Mitsprache automatisch grösser.

Schliesst das auch die Sprache ein? Bei «Wilder» gibt es im Gegensatz zu anderen Mundart-Serien kaum Dialekt-Fehler ...
Gerade das Zusammenspiel mit den Autoren, vor allem mit Headwriter Béla Batthyany, hat von Anfang an gut funktioniert. Ich durfte ihnen stets sagen, was ich anders ausdrücken würde. Sprache ist für mich sehr wichtig, und ich übersetze ja alles noch ins Berndeutsche. Ich nehme jedes Wort in die Hand und wäge es ab.

Welche Schwierigkeiten ergaben sich durch den Unterbruch im März?
Die Grundanlage bei «Wilder» war immer, Aussenszenen zuerst zu drehen, damit man auf der sicheren Seite ist bezüglich Schnee. Das war hier nun ein besonderes Glück. Im Sommer waren wir auf Set mit der Maske, und das Feierabendbier fiel weg. Durch die Maske musste man eine neue Sprache zusammen finden, was gerade bei dieser auf Vertrauen basierenden Arbeit besonders schwierig ist. Jetzt reicht es nicht mehr, dem Regisseur ins Gesicht zu schauen, um zu merken, ob er zufrieden ist. Dazu kam: Plötzlich war es 30 Grad warm, mit Winterpulli, Kappe und Schal zu drehen, ist eine Tortur.

Wie hebt sich die dritte Staffel von den ersten beiden ab?
Es ist eine ganz andere Erzählweise. Die ersten zwei Staffeln waren klassische «Whodunits», und erst am Schluss ist klar, wer der Täter ist. Neu haben wir einen Thriller, bei dem die Zuschauer den Täter früh kennen. Die Zuschauer bekommen einen ganz anderen Blick, die Spannung ist völlig anders.

Aber Rosa Wilder bleibt sich treu?
Sie hält an ihren Werten fest. Doch die dritte Staffel rüttelt sie auf, und sie stellt ihr Wertekonstrukt infrage, was sich in Staffel 4 heftig akzentuieren wird.

Erstaunlich, wie gut La Chaux-de-Fonds als Kulisse funktioniert ...
Das ist vor allem das Verdienst von Kameramann Tobias Dengler. Er will immer das tolle Bild. Stellvertretend für die ganze Crew und das Gefüge. Jeder probiert, jeden Tag das Beste zu geben. Keiner spult etwas ab. Und jeder regt sich auf, wenn sich ein Detail verändert und nicht mehr korrigieren lässt. Das Sonnenlicht zum Beispiel. Ich spüre hier echtes Herzblut, das Gegenteil von Routine. Und La Chaux-de-Fonds kennt man so noch nicht. Obschon es in den Bergen liegt, wirkt es sehr grosszügig, weltmännisch, schon fast mondän.

Die dritte Staffel von «Wilder» ist SRF ab 5. Januar jeweils am Dienstagabend um 20.05 Uhr zu sehen.

Sarah Spale – Persönlich

Bereits ihr erster Kamera-Auftritt im Jahr 2003 brachte der Baslerin Sarah Spale (40) für «Dilemma» eine Nomination für den Schweizer Filmpreis ein. In die internationalen Scout-Notizbücher schaffte sie es 2013 mit dem Spielfilm «Nachtzug nach Lissabon» von Oscar-Preisträger Bille August (72), der auch Pierre Monnard (44) auf sie aufmerksam machte. Der Westschweizer Regisseur schuf mit ihr ab 2017 die zwei ersten Staffeln «Wilder» und das Drogendrama «Platzspitzbaby», das im Januar 2020 zum letzten einheimischen Filmhit vor der Pandemie wurde. Zeitgleich wurde die dritte Staffel von «Wilder» gedreht, im Januar 2021 folgt Staffel 4. Spale ist seit 2010 mit dem Sportlehrer Philipp Spale (44) verheiratet und hat zwei Söhne.

Bereits ihr erster Kamera-Auftritt im Jahr 2003 brachte der Baslerin Sarah Spale (40) für «Dilemma» eine Nomination für den Schweizer Filmpreis ein. In die internationalen Scout-Notizbücher schaffte sie es 2013 mit dem Spielfilm «Nachtzug nach Lissabon» von Oscar-Preisträger Bille August (72), der auch Pierre Monnard (44) auf sie aufmerksam machte. Der Westschweizer Regisseur schuf mit ihr ab 2017 die zwei ersten Staffeln «Wilder» und das Drogendrama «Platzspitzbaby», das im Januar 2020 zum letzten einheimischen Filmhit vor der Pandemie wurde. Zeitgleich wurde die dritte Staffel von «Wilder» gedreht, im Januar 2021 folgt Staffel 4. Spale ist seit 2010 mit dem Sportlehrer Philipp Spale (44) verheiratet und hat zwei Söhne.

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