Das SRF konnte in den letzten Jahren selten erfolgreiche Programm-Novitäten vermelden. Umso greller sticht der unerwartete Erfolg der Krimiserie «Wilder» hervor, die am Dienstag in die dritte Staffel geht. Selbst wenn Vielseher stets mäkelten, die düstere Geschichte um eine Frau als Hauptermittlerin orientiere sich verdächtig stark an skandinavischen Vorbildern, lässt sich der andauernde Zuspruch seit 2017 begründen.
Die horizontale Erzählweise – für jüngere Zuschauer und international orientierte Serienliebhaber gewohnt – begeisterte auf Anhieb auch die klassische Schweizer Abendkundschaft. Das während Jahren im Writer's Room entwickelte Drehbuch schuf Figuren, die noch immer sorgfältig gepflegt werden. Und trotz eines universellen Touchs zeigt «Wilder» sehr viel wirkliche Schweiz: Kälte, Berge und unseren verkrampften Umgang mit fremden Einflüssen.
Täter früh bekannt, neuer Regisseur, mehr Urbanität
Dazu kam der nachhaltige Mut bei der Hauptrollen-Besetzung: Statt der üblichen Verdächtigen setzte das SRF mit Sarah Spale (40) und Marcus Signer (56) auf unkonventionelle Gesichter. Doch jeder Zauber nützt sich ab und die Änderungen kommen zur richtigen Zeit: Erstmals ist der Täter früh bekannt und die Struktur thrillerartig. Jan-Eric Mack (38) hat die Regie von Pierre Monnard (44) übernommen, der Schauplatz La Chaux-de-Fonds NE verleiht der dritten Staffel mehr Urbanität. Neu ist Binge-Watching möglich: Ab dem ersten Ausstrahlungstag ist die komplette Staffel auf Play Suisse greifbar. Ob sich «Wilder» als Quotenhit hält, entscheidet das Publikum.