«Ich wollte in der Vergangenheit nicht, dass man meine Hautfarbe zum Thema macht. Ich selbst wollte sie nicht zum Thema machen», sagt Angélique Beldner (45) im Interview zu ihrem kommenden Buch «Der Sommer, in dem ich Schwarz wurde». Doch: «Ich musste mir selbst eingestehen, dass wir einfach noch nicht so weit sind, dass Hautfarben keine Rolle mehr spielen.»
Die SRF-Moderatorin erlebt in der Schweiz immer wieder Rassismus: «Nachhaltig schmerzhaft sind für mich die Erlebnisse, mit denen man sich so allein fühlt, weil sie oft von Menschen, die davon nicht betroffen sind, nicht verstanden, verharmlost oder negiert werden.»
Rassismus prägte 2020 durch die «Black Lives Matter»-Proteste nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd (†46) die öffentliche Debatte. Mit ihren Erfahrungen ist Beldner in der Schweiz nicht alleine. Auch andere Prominente haben in der Vergangenheit über das Thema gesprochen.
«Im Tram setzen sich Leute manchmal nicht neben mich»
Komiker Charles Nguela (31) etwa liess sich von rassistischen Erlebnissen hierzulande zu seinem ersten Comedyprogramm inspirieren: «Das war für mich Therapie. Ich musste einen Weg finden, um mit dem Rassismus, dem ich hier begegnet bin, umzugehen.» Material dafür sammelte er tragischerweise persönlich genug: «Im Tram setzen sich Leute manchmal nicht neben mich, sondern beäugen mich nur misstrauisch. Vielleicht haben sie Angst vor etwas Neuem oder Angst, ihre Kultur zu verlieren. Aber Angst rechtfertigt Rassismus nicht. Es gab auch schon Leute, die mich als Neger oder Sklaven bezeichnet haben. Das sind einfach Arschlöcher. Aber die gibts überall.»
Für Sänger Marc Sway (42) war eine Bewegung wie «Black Lives Matter» überfällig – auch in der Schweiz: «Wir sind immer noch nicht da, wo wir sein sollten. Das ist frustrierend. Und deshalb verstehe ich auch die Wut, die viele verspüren.» Schweizer seien nicht gut darin, «sich unangenehmen Dingen zu stellen». Das habe auch die Debatte über den Begriff «Mohrenkopf» im vergangenen Jahr gezeigt. Für den Musiker sei deshalb ein «konstantes Hinterfragen» der beste Weg, um Vorurteile abzubauen. Denn: «Es gibt keinen dunkelhäutigen Mann in der Schweiz, der diesbezüglich nicht schon negativ angegangen wurde.»
Das bestätigt auch Schauspieler Urs Althaus (65). Der Urner habe sich in der Vergangenheit sogar schon «gegen eine Gruppe Skinheads» wehren müssen. Seine Kindheit sei aber weitaus behüteter gewesen: «Als Kind, das bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen ist, habe ich im Kanton Uri nie Rassismus erlebt.» Mit dem Thema hat er sich auch in seiner Biografie mit dem kontroversen Titel «Ich, der Neger» auseinandergesetzt. (klm)