Daunte Wright wurde nur 20 Jahre alt. Der Afroamerikaner wurde am Sonntag von einer Polizistin erschossen. Er starb in Brooklyn Center, Minnesota, knapp 15 Kilometer von der Stelle entfernt, an der George Floyd (†46) vergangenen Mai getötet worden war.
Auch dieses Mal löste der Tod eines Schwarzen Proteste aus. Nach dem Vorfall gingen Hunderte Menschen auf die Strasse. Sie schwenkten «Black Lives Matter»-Fahnen und demonstrierten vor dem Polizeigebäude in Brooklyn Center. Steine wurden auf die Polizeifahrzeuge geworfen, die Polizisten antworteten mit Gummigeschossen und Tränengas.
Gouverneur Tim Walz (57) teilte via Twitter mit, er bete für die Familie des Verstorbenen, «während unser Staat um ein weiteres Leben eines schwarzen Mannes trauert, das von den Strafverfolgungsbehörden genommen wurde».
Starb er wegen eines Lufterfrischers?
Die Polizei erklärt den Vorfall folgendermassen: Man habe am Sonntag kurz vor 14 Uhr einen Fahrer wegen eines Verkehrsvergehens gestoppt. Bei der Kontrolle habe man festgestellt, dass gegen den Mann ein Haftbefehl vorlag. Der Verdächtige habe versucht zu flüchten, sei in sein Auto gestiegen und weggefahren. Daraufhin habe die Polizistin auf das Auto geschossen und den Fahrer getroffen. Der Mann sei noch mehrere Blocks weitergefahren, bevor das Auto mit einem anderen Wagen zusammenstiess. Dort sei der Mann verstorben, eine Mitfahrerin wurde verletzt. Der Vorfall werde untersucht.
US-Medien sprachen am Tatort mit Katie Wright, der Mutter des Toten. Sie erzählt, ihr Sohn habe sie gerade noch angerufen. Die Polizei hat ihn demnach angehalten, weil Lufterfrischer an seinem Rückspiegel baumelten, was in Minnesota illegal ist. Dann habe sie ein Gerangel gehört und Polizisten, die sagten «Daunte, lauf nicht weg!» Daraufhin sei der Anruf unterbrochen worden. Als sie wieder angerufen habe, habe die Freundin ihres Sohnes ihr gesagt, Daunte sei tot.
Polizistin verwechselte Pistole mit Taser
Bei einer Pressekonferenz in Brooklyn Center im Bundesstaat Minnesota veröffentlichte die Polizei am Montag Bodycam-Aufnahmen vom Versuch der Festnahme des 20-jährigen Daunte Wright. Dabei ist zu hören, wie die Polizistin mehrfach «Taser» ruft, dann aber einen Schuss mit ihrer Dienstwaffe – und nicht mit einem Elektroschocker - abgibt.
«Die Beamtin hat ihre Schusswaffe anstelle ihres Tasers gezogen», sagte Polizeichef Tim Gannon. Er sprach von einer «versehentlichen Schussabgabe» und einem «tragischen Tod».
Laut Medienberichten handelt es sich bei der Polizistin um Kimberly Potter (48). Sie soll seit über 26 Jahren bei der Polizei sein. In den Sozialen Medien wird deshalb bereits angezweifelt, ob die Schussabgabe wirklich ein Versehen war. «Glauben Sie, dass diese Frau nach 26 Jahren in der Strafverfolgung den Unterschied zwischen einem Taser und einer Waffe nicht kannte?», heisst es etwa in einem Tweet.
Mindestens einer der Beamten vor Ort war zudem ein Neuling. Potter bildete diesen zum Zeitpunkt ihres fatalen gerade aus.
Angespannte Stimmung in Minneapolis
Die Situation rund um Minneapolis war vor dem Vorfall bereits angespannt. Seit zwei Wochen wird dort Cop Derek Chauvin (45) der Prozess gemacht. Kameras filmten ihn, wie er vergangenen Frühling minutenlang auf dem Hals von George Floyd kniete, der daraufhin zuerst sein Bewusstsein und danach sein Leben verlor. Das war der Auslöser für monatelange Unruhen überall in den USA.
Seit Prozessbeginn ist es in der Stadt erneut zu zahlreichen Protestaktionen gekommen. Die meisten davon friedlich, allerdings wurden bei gewaltsamen Demonstrationen auch unzählige Gebäude verwüstet. Unklar ist, wie sich die Stimmung nach dem Tod von Daunte Wright entwickeln wird. Der Bürgermeister von Brooklyn Center hatte nach dem Vorfall eine Ausgangssperre verhängt. (vof)