Basel sagt den dicken Karossen den Kampf an: Ab 1. Januar 2025 sollen Bewohnerinnen und Bewohner mit einem grossen Auto mehr für die Anwohnerparkkarte bezahlen. Für Autos, die weniger als 3,90 Meter lang sind, fallen 332 Franken an, für solche über 4,90 Meter 512 Franken. Für alle Fahrzeuge dazwischen werden 422 Franken fällig. In einem zweiten Schritt sollen die Preise ab 2027 noch einmal deutlich steigen, wie der Regierungsrat diese Woche bekannt gab.
Mit der Massnahme will Basel grosse Autos aus dem Stadtbild verbannen. Das Ziel: Weniger SUVs und die verbleibenden sollen statt im öffentlichen Raum in privaten Tiefgaragen verschwinden. Auf der frei werdenden Fläche sollen Velowege oder Grünflächen entstehen. Da grosse Autos im ohnehin knappen öffentlichen Raum mehr Platz einnehmen als kleine, sprechen die Basler Behörden von «verursachergerechter Preisgestaltung».
Fast jeder zweite Neuwagen ist ein SUV
Basel ist die erste Schweizer Stadt, die Parkgebühren von der Fahrzeuggrösse abhängig macht. Eine Basler Erfindung ist das Modell aber nicht. Den Anfang machte im Februar Paris: Gäste, die Frankreichs Metropole mit dem SUV besuchen, zahlen ab September 18 statt 6 Euro pro Stunde fürs Parkieren.
Auch in Deutschland gibt es solche Bestrebungen. Allerdings wurde die Stadt Freiburg vom Bundesverwaltungsgericht zurückgepfiffen. Abreissen wird die Diskussion deshalb nicht. Es scheint paradox: Kein anderes Auto muss so viel Kritik einstecken wie der SUV, gleichzeitig ist kein anderes Auto beliebter. Vor allem im wohlhabenden Alpenland Schweiz.
Fast jeder zweite in der Schweiz verkaufte Neuwagen ist heute ein SUV, selbst in den Städten, obschon die Infrastruktur nicht dafür gemacht ist. Die sechs derzeit meistverkauften Modelle sind gemäss Statistik von Auto-Schweiz ausnahmslos Sportgeländewagen. Auf Platz 1 steht mit dem Tesla-SUV Model Y ein Elektroauto.
Kritik des Preisüberwachers
Doch nicht nur der SUV-Hype sorgt für immer engere Verhältnisse auf den Strassen. Die Autos werden insgesamt immer grösser. So war ein VW Polo der ersten Generation 1,56 Meter breit und 3,51 Meter lang. Der Polo der sechsten Generation misst bereits 1,75 Meter in der Breite und 4,05 Meter in der Länge. In Basel zählt er damit nicht mehr zu den kurzen Fahrzeugen. Das gilt auch für andere Kleinwagen wie den neuen Fiat Panda.
Preisüberwacher Stefan Meierhans sieht die nach Fahrzeuglänge abgestuften Parkgebühren in Basel kritisch. Zwar seien höhere Preise mit dem Ziel einer Lenkungswirkung grundsätzlich zulässig, «aber nur, sofern tatsächlich wirksam». Inwiefern das bei höheren Gebühren für grosse Personenwagen der Fall wäre, sei fraglich: Meierhans bezweifelt, dass die Gebührenanpassung zu einer generellen Änderung der basel-städtischen Fahrzeugflotte führen wird.
Auch Alexander Erath sagt, dass höhere Parkgebühren kein relevantes Kriterium für die Wahl der Autogrösse, seien. Dafür seien die Unterschiede im Tarif, wie in Basel beschlossen, zu gering, sagt der Professor für Verkehr und Mobilität an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Eine lenkende Wirkung könne die Massnahme dennoch haben.
Erath verweist auf eine aktuelle Befragung in Basel: 12 Prozent der Autobesitzenden, die ihr Fahrzeug in der blauen Zone abstellen, hätten angegeben, dieses in der Stichwoche der Befragung nie zu nutzen. Weitere 25 Prozent gaben an, das Auto nur an einem Tag in der Woche zu bewegen. «Steigen die Preise fürs Parkieren, wird sich die eine oder der andere langfristig überlegen, ob sich der Besitz eines eigenen Autos wirklich lohnt», glaubt Erath.
Andere Städte könnten nachziehen
Das Beispiel Basel könnte in anderen grossen Schweizer Städten Schule machen. Diskussionen um höhere Gebühren für grosse Autos gibt es in Zürich, Genf oder Lausanne VD. In Luzern und Bern wurde die Idee hingegen verworfen. Der Schweizerische Städteverband will denn auch keine Empfehlungen zum Thema abgeben. Er betont aber, dass die Städte auch künftig die Autonomie in der Verkehrspolitik haben müssten, um solche Massnahmen zu treffen.
Eine Autonomie, die Auto-Schweiz, der Lobbyorganisation der Autoimporteure, ein Dorn im Auge ist. Direktor Thomas Rücker sagt, man prüfe derzeit, wie die Politik in Bern auf die Probleme, die ein solcher Wildwuchs mit sich bringen würde, aufmerksam machen könnte.