Wegen extremer Strafsteuer
In Frankreich werden Sportwagen unbezahlbar

Während sich bei uns Fans von bezahlbaren Kompaktsportlern auf Neuheiten wie den frischen Toyota GR Yaris freuen, ist in Frankreich Trauer angesagt. Eine neue Strafsteuer, die bei hohem CO₂-Ausstoss fällig wird, führt zu einer Verdoppelung des Preises.
Publiziert: 11.03.2024 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2024 um 09:06 Uhr
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Der neue Toyota GR Yaris wird in Frankreich massiv teuer.
Foto: zVg
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Denis FriedPraktikant Auto & Mobilität

Fahrer grosser und starker Autos haben es in Frankreich zunehmend schwer: Erst kürzlich beschloss die Pariser Stimmbevölkerung die Einführung einer drastischen Erhöhung der Parkgebühren für SUVs. Jetzt könnte es auch bald Fans von PS-starken Sportwagen an den Kragen, oder besser gesagt den Geldbeutel gehen. Denn bei unserem Nachbarn wird die Strafsteuer auf Autos mit besonders hohem CO₂-Ausstoss 2024 nochmals drastisch erhöht.

Bis zu 60'000 Euro Zuschlag

Frankreichs Gesetzesvorschlag sieht ab diesem Jahr eine Strafsteuer für Autos vor, die nach WLTP-Verfahren (siehe Box) CO₂-Emissionen über 117 g/km haben. Das Problem: Der Strafbetrag geht exponentiell in die Höhe. Sind bei 120 g/km noch 100 Euro fällig, erhöht sich der Betrag bei 150 g/km bereits um das 22-Fache auf 2205 Euro!

Was ist WLTP?

Die Worldwide Harmonized Light-Duty Test Procedure (WLTP) ist ein Prüfverfahren für Treibstoffverbrauch und Emissionen, das im Auftrag der EU-Kommission entwickelt wurde und seit 2017 in Kraft ist. Das verpflichtende Verfahren ist die Grundlage der Typgenehmigung von neuen Personenwagen in der EU sowie der Schweiz und soll realitätsnahe Werte liefern.

Die CO₂-Emissionen werden mittels «Real Drive Emissions»-Tests (RDE) unter realen Bedingungen gemessen. In diesem Test werden Autos zwischen 90 und 120 Minuten lang innerorts, ausserorts und auf der Autobahn gefahren. Durch dieses Verfahren ist es Autoherstellern unmöglich, die Resultate zu beeinflussen, und die Konsumenten erhalten realistischere Werte zu Verbrauch und Emissionen als noch im alten NEFZ-Testverfahren.

Die Worldwide Harmonized Light-Duty Test Procedure (WLTP) ist ein Prüfverfahren für Treibstoffverbrauch und Emissionen, das im Auftrag der EU-Kommission entwickelt wurde und seit 2017 in Kraft ist. Das verpflichtende Verfahren ist die Grundlage der Typgenehmigung von neuen Personenwagen in der EU sowie der Schweiz und soll realitätsnahe Werte liefern.

Die CO₂-Emissionen werden mittels «Real Drive Emissions»-Tests (RDE) unter realen Bedingungen gemessen. In diesem Test werden Autos zwischen 90 und 120 Minuten lang innerorts, ausserorts und auf der Autobahn gefahren. Durch dieses Verfahren ist es Autoherstellern unmöglich, die Resultate zu beeinflussen, und die Konsumenten erhalten realistischere Werte zu Verbrauch und Emissionen als noch im alten NEFZ-Testverfahren.

Für Autos wie dem bei uns äusserst beliebten Kompaktsportler Toyota GR Yaris etwa steigen die Schadstoffabgaben dann endgültig ins Absurde. Der kleine Hothatch aus Japan kostet in Frankreich 46'300 Euro als Handschalter und 48'800 Euro mit Automatikgetriebe. Die CO₂-Emissionen des Automaten sind mit 210 g/km so hoch, dass der maximale Strafbetrag fällig ist: 60'000 Euro! Der Neuwagen kostet dann mehr als das Doppelte und schlägt mit fast 110'000 Euro zu buche. Es ist also kein Wunder, dass in Frankreich «nur» 300 Einheiten zum Verkauf stehen.

Sportwagen werden fast unbezahlbar

Generell wird es für Sportwagenfans mit kleinerem Geldbeutel schwierig, bei einer solchen Besteuerung den Kauf eines sportlichen Autos in Erwägung zu ziehen. Schon die Basisversion der Alfa Romeo Giulia kostet in Frankreich bald 45'990 Euro zusätzlich, ein Golf R immerhin 18'858 Euro mehr. Das Gesetz will den Konsumenten dazu bringen, beim Kauf eines PW auf umweltfreundlichere Optionen umzusteigen. Jedoch wird dadurch vor allem den Kunden im niedrigeren Preissegment der Zugang zu sportlichen Fahrzeugen verwehrt.

Zudem zieht das neue Gesetz im Vergleich zum bestehenden enorm an. So war vorher die kleinere Maximalstrafe von 50'000 Euro erst ab einer Schadstoffmenge von 226 g/km zu zahlen, 33 Gramm mehr als beim neuen Entwurf. Auch der Maximalbetrag wurde um 10'000 Euro angehoben und wird nicht mehr limitiert – zuvor konnte er nicht höher sein als 50 Prozent des Kaufpreises.

Zumindest ein kleines Trostpflaster gibts für französische Autoliebhaber dennoch: Für jedes Jahr, das ein Auto zugelassen war, wird die Strafsteuer um fünf Prozent reduziert. Somit ist ein zehn Jahre altes Auto bereits zur Hälfte und ab zwanzig Jahren komplett von der Strafsteuer befreit.

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