Katrin Schneeberger (56), Direktorin des Bundesamts für Umwelt (Bafu), hatte ihre Unterlagen sorgfältig vor sich ausgebreitet. Doch geredet hat an der Medienkonferenz nur Bundesrat Albert Rösti (56), flankiert von seinem Mann für die Details: Reinhard Schnidrig, Sektionschef Wildtiere und Artenförderung.
Es ging um den Wolf. Rösti will ihm an den Pelz. Künftig sollen nur noch zwölf Rudel durch die Schweizer Täler und Wälder streifen. Heute sind es über 30. Zu viele für die Bauern, die sich über Risse von Nutztieren beklagen. Er habe nichts gegen den Wolf, sagte Rösti, er bleibe ein geschütztes Tier.
Dass nur noch zwölf Rudel geduldet werden sollen, ist ein politischer Kompromiss. Wolfsgegner hatten fünf gefordert, Umweltverbände 20.
Welche Anzahl gemäss Wissenschaft nötig wäre für einen funktionierenden Artenschutz, hat Reinhard Schnidrig vor drei Jahren in einem Interview in der «Schweizer Revue» gesagt: «Platz hätte es in den Schweizer Alpen und im Jura für rund 60 Rudel mit 300 Tieren.» Das sei die ökologische Kapazitätsgrenze. «Die untere Grenze liegt beim Artenschutz: Um den Wolf über mehrere Generationen zu erhalten, braucht es rund 20 Rudel.»
Aus 20 werden also zwölf. Beim Bafu mag sich niemand zu diesem Widerspruch äussern. Dafür meldet sich Bundesrat Röstis Kommunikationschefin Franziska Ingold: «Zum Zeitpunkt des Interviews vor drei Jahren gab es elf Rudel.» Seither habe sich der Bestand verdreifacht. «Die Entwicklung hat gezeigt, dass eine Minimalrudelzahl von zwölf eine solide Grundlage darstellt, von der aus der Wolfsbestand problemlos wieder wachsen kann.»