«Wir freuen uns, dass die Massnahmen aufgehoben werden»
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Jugendliche zu den Lockerungen:«Wir freuen uns, dass die Massnahmen aufgehoben werden»

Jugendliche zu den Corona-Lockerungen
Endlich wieder Unbeschwertheit

Jugendliche und junge Erwachsene erzählen, was die anstehenden Corona-Lockerungen für sie bedeuten.
Publiziert: 06.02.2022 um 02:09 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2022 um 09:45 Uhr
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Fände schrittweises Öffnen schlauer: Marvin.
Foto: Siggi Bucher
Dominik Mate und Dana Liechti

In der Pandemie mussten Jugendliche und junge Erwachsene zurückstecken – vor allem, um andere Bevölkerungsgruppen zu schützen. SonntagsBlick hat einige von ihnen gefragt, was das mit ihnen gemacht hat – und was die anstehenden Lockerungen für sie bedeuten.

«Es wäre schade, wenn wir uns zu früh freuen»

Marvin (17), Russikon ZH

Foto: Siggi Bucher

«Zu Beginn der Pandemie verstand ich, dass wir Jungen solidarisch sein müssen. Als der Impfstoff aber da war und viele Leute, die gefährdet sind, sich nicht impfen liessen, fand ich das unsolidarisch. Ab da fiel es mir schwerer, auf gewisse Dinge zu verzichten.

Es ist schon eine Erleichterung, dass die Massnahmen bald fallen. Ich fände eine schrittweise Aufhebung besser. Es wäre schade, wenn wir uns zu früh freuen.

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich in den letzten zwei Jahren gross eingeschränkt war. Ich habe versucht, das Beste aus der Situation zu machen – und zum Beispiel angefangen, Musik zu machen. Trotzdem habe ich’s jetzt langsam gesehen. Und freue mich, aufs Reisen und auf Konzerte, die verschoben wurden.»

«Hoffentlich kann ich ans Meer fahren»

Darleen Pfister (18), Thun BE

Foto: Peter Mosimann

«Zum Glück werden die Massnahmen jetzt gelockert. Es ist besser, wenn das schrittweise passiert. Wir haben die Situation lange ausgehalten, dann können wir es beim Rauskommen jetzt auch langsam angehen lassen.

Einige Dinge haben mir schon gefehlt. Ich hätte mich gerne öfter mit Freundinnen getroffen. Auch kulturelle Anlässe habe ich vermisst. Weil ich geimpft bin, habe ich schon länger viele Freiheiten und fast wieder vergessen, wie es war, sie nicht zu haben. Ausserdem habe ich die letzten zwei Jahren trotz allem Unvergessliches erlebt. Etwa die Zeit am Gymnasium in Neuenburg oder die Jugendsession. Alles andere kann ich nachholen.

Am meisten freue ich mich auf die Ferien. Hoffentlich kann ich ans Meer fahren und dort eine unbekümmerte Zeit verbringen.»

«Corona war die lehrreichste Zeit meines Lebens»

Winston Beck (17), Utzenstorf BE

Foto: zvg

«Ich bin erleichtert, dass die Massnahmen gelockert werden, und hoffe, dass sich die epidemiologische Lage verbessert. Freunde im Lockdown nicht sehen oder ins Training gehen zu dürfen, war am bedrückendsten, auf Partys zu verzichten, fand ich hingegen angemessen, das hat mit Solidarität zu tun.

Das Homeschooling war locker, aber es ist gut, dass die Schulen aufgemacht haben. Die Kollegen wiederzusehen, war ein Grund zu feiern! Schullager und Ähnliches zu verpassen, war nicht cool – aber ich muss sagen, dass Corona die lehrreichste Zeit meines Lebens war.

Ich könnte mir vorstellen, ein Start-up zu gründen, und bin froh, dass man nun mehr Planungssicherheit hat.»

«Am meisten freue ich mich auf den Sommer»

Emma El Hakim (15), Zürich

Foto: Siggi Bucher

«Ich freue mich sehr, dass die Massnahmen gelockert werden. Vor allem, dass die Maskenpflicht bald wegfällt, finde ich gut – damit wir wieder mal ganze Gesichter sehen und nicht nur immer halbe.

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich einen Teil meiner Jugend verpasst habe. Ich bin erst 15 und hätte ja so oder so noch nicht in einen Club oder eine Bar gehen können. Eigentlich konnte ich sogar recht viele Erfahrungen sammeln, vor allem im Lockdown. Der Fernunterricht war speziell, ich fand ihn recht cool.

Im Winter sind sowieso viele Leute schlecht drauf oder werden krank, nicht nur wegen Corona. Darum freue ich mich am meisten auf den Sommer. Dann ist alles lockerer, und es geht allen besser – eine schöne Zeit!»

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«Ich freue mich erst, wenn ich mein Visum in den Händen halte»

Nino Selva (23), Pfäffikon ZH

Foto: Philippe Rossier

«Ich will nach Amerika, weil ich einen kompletten Tapetenwechsel brauche. Mein Traum wärs, ein halbes Jahr an der University of South Carolina zu studieren und dort viele neue Leute kennenzulernen.

Ich mache mir schon Sorgen, dass Corona mir noch einen Strich durch die Rechnung macht und mein Austauschsemester ins Wasser fallen könnte. Ich freue mich erst, wenn ich beim Konsulat in Bern mein Visum in den Händen halte.

Trotzdem bin ich zuversichtlich. Durch die Pandemie konnte ich zwar einen Teil meiner besten Jahre nicht optimal nutzen, aber dafür haben sich bestehende Freundschaften deutlich vertieft.

Ich freue mich auf eine Zeit, in der man wieder unbeschwert reisen kann, neue Bekanntschaften schliesst und Partys macht, ohne sich wegen Ansteckungen und dem Impfstatus sorgen zu müssen.»

«Endlich wieder den Horizont erweitern»

Amélie Galladé (17), Winterthur ZH

Foto: Siggi Bucher

«Wir Jungen waren in der Pandemie stark eingeschränkt – vor allem im Verhältnis zum Risiko, das Corona für uns darstellt. Ich hätte mir gewünscht, dass wir mehr Gehör und eine Vertretung in der Taskforce bekommen hätten.

Trotzdem: Ich bin der Ansicht, dass man auf die Wissenschaft hören sollte, und habe die Einschränkungen in Kauf genommen. Ich bin aber auch in einer privilegierten Situation, habe ein gutes Zuhause und weiss, an wen ich mich bei psychischen Problemen wenden könnte. Das ist nicht selbstverständlich. Viele haben unter dem Shutdown wirtschaftlich oder sozial gelitten.

Jetzt freue ich mich wieder auf mehr Austausch, mehr Unbeschwertheit und physische Debatten im Jugendparlament. Und auf mein Fremdsprachen-Praktikum in Brüssel. Endlich können wir unseren Horizont wieder erweitern.»

«Das Leben hier ist spannender als in der Schweiz»

Julia Vogelsang (22), Wettingen AG

Foto: zvg

«Ich bin glücklich, dass ich mich in Washington, D. C. langsam eingelebt habe und das Leben hier spannender ist als in der Schweiz. Ich finde die College Community cool: Alle sind stolz auf ihre Schule und ihr Sportteam.

Ich habe daran geglaubt, dass mein Austauschsemester möglich ist. Obwohl: Es ist auch ohne Corona aufwendig, ein Studentenvisum für die USA zu bekommen. Vor einem Jahr hätte ich mir den Austausch nicht vorstellen können – ohne Impfung und mit Reisebeschränkungen.

Im letzten Lockdown habe ich gemerkt, wer wichtig ist in meinem Leben. Ich freue mich auf eine Normalität, in der wir Corona nicht immer im Hinterkopf haben müssen.»

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