«Syria always beautiful»
So wirbt Assad für Ferien im Bürgerkriegsland

Das syrische Tourismus-Ministerium führt eine Werbe-Offensive. Mit von Partymusik unterlegten Strand-Aufnahmen sollen Urlauber ins vom Bürgerkriegsland zerstörten Land gelockt werden.
Publiziert: 01.09.2016 um 21:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:15 Uhr

Die Empfehlung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten ist unmissverständlich. «Von Reisen nach Syrien und von Aufenthalten jeder Art wird abgeraten», schreibt der Bund in seinen Reisehinweisen. Die Gefahr von Entführungen sei gross, täglich forderten die Kämpfe im Land Tote und Verletzte, so die Warnung an Touristen. 

Ganz anders die Sicht des syrischen Tourismus-Ministeriums. «Syria – Always beautiful» – «Syrien – immer schön» – lautet der Slogan einer kürzlich lancierten Werbekampagne der Behörde. In den vergangenen Wochen hat sie auf ihrem Youtube-Kanal zahlreiche Videos veröffentlicht, die die Öffentlichkeit von der Schönheit des Landes überzeugen sollen. Zu sehen sind auf den Drohnen-Aufnahmen romantische Sonnenuntergänge, historische Burgruinen, unberührte Natur und weidende Kühe.

Im neusten Video, das am Dienstag veröffentlicht wurde, präsentiert sich das Bürgerkriegsland zudem als wahres Paradies für Strandurlauber. Gezeigt werden Badegäste, die sich unter roten Sonnenschirmen auf Liegestühlen fläzen und sich zu Dutzenden im Meer vergnügen. Unterlegt ist der Clip mit fetziger Partymusik, immer wieder dreht die Kamera auf einen Jetski, der neben den Badenden der Küste entlang rast. Das knapp zwei Minuten lange Video soll in Tartus an der Mittelmeerküste aufgenommen worden sein, schreibt das US-Magazin «Foreign Policy».

Gefahr von Jetskis statt von Fassbomben

Die Videoclips sind ein Hohn für die Bevölkerung Syriens, die zu Millionen auf der Flucht vor dem Krieg ist, der seit Jahren zwischen der syrischen Regierung, der Terrormiliz «Islamischer Staat» und oppositionellen Milizen tobt. Nur wenige Dutzend Kilometer von Tartus entfernt liegt Homs, eine Stadt, in der bei Kämpfen zwischen der Opposition und der Regierung Tausende Syrer ums Leben kamen.

Lebten 2011 1,8 Millionen Menschen in der Stadt, sind es heute noch rund 200'000. Drohnenaufnahmen von dort zeigen keine fröhlichen Badegäste und gepflegte Rasenflächen, sondern Trümmer und unvorstellbares Leid. Landesweit kamen laut der Vereinten Nationen in den vergangenen fünf Jahren rund 400'000 Menschen durch den Krieg ums Leben.

Die Imagekampagne der syrischen Tourismusbehörde kommt denn auch gar nicht gut an. «Das ist Zynismus aus dem Bilderbuch», schreibt ein User. Und ein anderer meint spöttisch: «Schön, lass uns Ferien in Syrien machen. Wenn ich nicht vom IS geköpft werde, werde ich vielleicht von einem Jetski enthauptet.» (lha)

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