Bereits in den vergangenen Tagen hatte es zwischen Regierungstruppen und kurdischen Einheiten in der Region ungewöhnlich heftige Kämpfe gegeben. Die syrische Luftwaffe flog auch Angriffe auf die Stadt. Dabei hatten sich die Kurden trotz vereinzelter Gefechte in der Vergangenheit mit den Kämpfern von Präsident Baschar al-Assad arrangiert.
Am Donnerstag und Freitag intervenierte die von den USA angeführte Militärkoalition zum Schutz der an der Seite der Kurden eingesetzten US-Militärberater. Es war das erste Mal, dass US-Kampfbomber direkt auf eine Aktion der syrischen Luftwaffe reagierten.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington warnte Damaskus. «Das syrische Regime wäre gut beraten, die Bündniskräfte und unsere Partner nicht zu behindern», sagte Sprecher Jeff Davis.
Der türkische Regierungschef Binali Yildirim glaubt, dass Assad die Kurden in der Region zunehmend als Bedrohung betrachtet. Die Türkei sieht das Vorrücken der Kurden in Nordsyrien gegen den IS mit Sorge. Ein weiterer Geländegewinn könnte die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden im eigenen Land befeuern.
Kurden sind wichtige Verbündete im Kampf gegen den IS
Die Kurden sind ein wichtiger und erfolgreicher Verbündeter der US-geführten Militärkoalition im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Gegen die sunnitischen Fanatiker unter ihrem selbst ernannten «Kalifen» Abu Bakr al-Baghdadi haben die Kurden bisher als einzige Partei nennenswerte Geländegewinne erzielen können; die irakische Armee hat dagegen keine gute Figur gemacht - trotz teurer Ausrüstung.
Regierungschef Yildirim kündigte an, die Türkei werde in den nächsten Monaten eine «aktivere» Rolle in Syrien spielen. Das Land dürfe nicht entlang ethnischer Linien geteilt werden.
Der türkische Regierungschef äusserte sich zudem optimistisch, dass der Iran, die arabischen Golfstaaten, Russland und die USA trotz zum Teil gegensätzlichen Positionen zusammenarbeiten könnten, um gemeinsam eine Lösung für Syrien zu finden.
Weitere 38 Tote in Aleppo
In der heftig umkämpften nordsyrischen Metropole Aleppo kamen am Wochenende den in Grossbritannien ansässigen Menschenrechtsbeobachtern der SOHR zufolge mindestens 38 Zivilisten ums Leben.
Die Kämpfe in der zwischen Regime und Rebellen geteilten Stadt gehen weiter, obwohl Moskau als enger Verbündeter Assads sich am Donnerstag bereiterklärt hatte, wöchentlich eine 48 Stunden lange Feuerpause in Aleppo einzulegen.
Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier forderte von Russland öffentlich, die Feuerpause auch durchzusetzen. «Jetzt muss alles getan werden, dass aus der Ankündigung schnell tatsächliche Gewissheit wird, damit wir rasch humanitäre Hilfsgüter in die Stadt bringen und die Menschen in Aleppo mit dem Lebensnotwendigsten versorgen können», sagte er der «Welt am Sonntag».
Laut der oppositionsnahen Beobachtungsstelle SOHR wurden am Samstag in der nordsyrischen Provinz Aleppo bei Angriffen der russischen und syrischen Luftwaffe 38 Menschen getötet, darunter 28 Zivilisten. In der Provinz liefern sich Regierungssoldaten heftige Gefechte mit islamistischen Kämpfern. (SDA)