Die Schweiz und alle Schweizer können stolz sein! Innert drei Wochen hat unser Land den Gipfel von Genf auf die Beine gestellt. Noch die geringsten Details – wo wer sitzt, steht, geht, in welchem Fahrzeug fährt – waren minutiös mit den verfeindeten Teilnehmern abgesprochen, die halbe Stadt lahmgelegt, Sonderwünsche bis hin zum Aufbau eines Shops mit US-Produkten für die Delegation aus Washington erfüllt.
Alles hat perfekt geklappt – aber das wäre ohne jede Bedeutung, wenn sich Joe Biden (78) und Wladimir Putin (68) nicht gefunden hätten, das Treffen gar im Eklat geendet hätte. So aber lobte der Russe den Amerikaner als «sehr erfahrenen Staatsmann» und meinte: «Wir haben dieselbe Sprache gesprochen. Wir haben eine gute Verbindung aufgebaut.» Biden lobte die «guten Gespräche», einen «positiven Tonfall», man habe sogar über die Familien geredet. Kaum zu glauben, dass derselbe Präsident seinen Amtskollegen noch im März als «Killer» tituliert hatte ...
Hier haben zwei politische Führer erkannt, dass es besser ist, irgendwie miteinander zurechtzukommen, als einen neuen Kalten Krieg zu riskieren – auch wenn sich ihre Beziehung und die ihrer Staaten gerade auf einem Tiefpunkt befinden.
Vom Mittwoch in Genf zum Sonntag in Bern: Kaum jemand hatte das 51,6-Prozent-Nein zum CO2-Gesetz kommen sehen – einer glaubte immer daran: SVP-Nationalrat Christian Imark (39). Der Solothurner mobilisierte und motivierte die SVP-Basis, in dem er schon lang vor dem 13. Juni Siegesstimmung verbreitete. Ganz anders die führenden Köpfe der Klimabewegung: Sie schossen sich lieber aufs Anti-Terror-Gesetz ein, das rein gar nichts mit dem Klima zu tun hat. Gäbe es bei ihnen eine Figur wie Christian Imark, die mit demselben Feuer fürs CO2-Gesetz gekämpft hätte wie er dagegen – wer weiss, wie es herausgekommen wäre!
Am Montag, dem Tag nach der Abstimmungsniederlage, gab FDP-Präsidentin Petra Gössi (45) auf. Praktisch im Alleingang hatte sie ihrer Partei einen grünen Kurs auferlegt und die Mehrheit der Delegierten für sich gewonnen. Doch weil sie es verpasste, den rechten FDP-Flügel einzubinden, entglitt ihr am Ende die ganze Partei. Sowohl für den neuen grünen Kurs wie für die Spaltung wird sie in die Geschichte des Freisinns eingehen – wo es jetzt darum geht, den richtigen Kopf zu finden, der die schlingernde Truppe wieder an einem gemeinsamen Ziel ausrichtet.
Wie sehr es auf das richtige Personal ankommt, zeigt gerade eindrücklich unsere Fussball-Nati: freudlos, antriebslos, kraftlos – ohne Siegeswillen und die Bereitschaft zu kämpfen gab sie beim Match gegen Italien ein so jämmerliches Bild ab, dass sie die Herzen der Schweizerinnen und Schweizer zu verlieren droht.
Wie anders wäre die Stimmung im Land bei einem kämpferischen, energiegeladenen, weniger an Frisuren oder dicken Autos interessierten Team gewesen – selbst nach einem 3:0!
Die Weltpolitik, das Geschehen in Bundesbern und der Fussball zeigen: Am Ende kommt es meistens nicht auf Strukturen, Strategien, Projekte und Paragrafen an – sondern einzig und allein auf die Menschen in der Verantwortung.