Kein Mitleid mit Meghan und Harry
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BLICKpunkt über das Königshaus:Kein Mitleid mit Meghan und Harry

BLICKpunkt über den royalen Streit in Grossbritannien
Kein Mitleid mit Meghan und Harry

Das weltweite Mitgefühl mit Prinz Harry und Herzogin Meghan ist überwältigend, aber überflüssig: Nicht den beiden verwöhnten Sprösslingen geht es mies, sondern dem britischen Volk.
Publiziert: 13.03.2021 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2021 um 20:47 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Die Schweiz ist das antiroyalste Land der Welt. Adel, Dünkel und Abgehobenheit sind ganz und gar unschweizerisch. Hält sich jemand für etwas Höheres, so wird er oder sie rasch auf Normgrösse gestutzt.

Trotzdem verfolgten auch Hunderttausende Schweizerinnen und Schweizer das Tamtam um Prinz Harry (36) und Herzogin Meghan (39). Im 86-minütigen Interview mit Talkstar Oprah Winfrey (67) rechneten die beiden schonungslos mit der britischen Königsfamilie ab. Millionen schauten zu, auf den sozialen Netzwerken gab es zwölf Milliarden Einträge dazu!

Die beiden Ex-Royals erzählten von ihrer Einsamkeit, von mangelnder Unterstützung durch die königliche Familie, von Rassismus gegenüber Söhnchen Archie (ohne zu sagen, wer seine Hautfarbe zum Thema gemacht haben soll), von den strengen Verhaltensregeln am Hof, von mangelndem Personenschutz, vom Streit mit Schwägerin Kate wegen eines Kleides und von weiteren Problemen, die ihnen das königliche Leben vermiest haben.

«Ich fühlte mich wie im goldenen Käfig», sagte Meghan.

Was sie nicht sagte: Zum goldenen Käfig gehören auch Schlösser, Villen, Ländereien, Harrys Vermögen von rund 40 Millionen Franken, Beteiligungen an Ländereien und Pachtobjekten. Und seit dem Wegzug in die USA Millionenverträge mit Netflix und Spotify.

Alles in allem also deutlich mehr Gold als Käfig.

Was für ein Kontrast zur aktuellen Lebensrealität ihrer früheren Untertanen, den 66 Millionen Britinnen und Briten!

Das Land durchlebt gerade die grösste Rezession seit Jahrzehnten, weil Corona-Pandemie und Brexit zusammenfallen: Die Wirtschaft ist 2020 um zehn Prozent geschrumpft, die Exporte in die EU sind 40 Prozent tiefer als vor einem Jahr, Millionen Menschen bangen um Job und Existenz, trauern um Angehörige (125'000 Briten sind an Corona gestorben), vor Spitälern bildeten sich Schlangen, weil das Gesundheitswesen überlastet war, im April und Juli treten weitere Zollvorschriften und Exporthindernisse in Kraft.

Prinz Harry und Herzogin Meghan aber jammern über ihren goldenen Käfig.

Queen Elizabeth II. (94) hat folgende Stellungnahme veröffentlicht: «Die ganze Familie ist traurig darüber, dass die vergangenen Jahre für Harry und Meghan in diesem Ausmass herausfordernd waren. Harry, Meghan und Archie werden immer geliebte Familienmitglieder bleiben.»

Das ist so souverän, würdevoll und bescheiden, als sei die Königin eine Schweizerin.

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