Wenn die Queen tatsächlich ein Problem damit hätte, dass ein Familienmitglied afroamerikanische Wurzeln hat: Sie hätte Prinz Harry ans Herz gelegt, auf Ämter und Ehren zu verzichten und mit Meghan das Privatleben zu geniessen. Doch das hat sie nicht. Die geschiedene US-Seriendarstellerin wurde vom Königshaus und vom britischen Volk mit offenen Armen empfangen. Das verlieh der verkrusteten Monarchie einen modernen, aufgeschlossenen Touch.
Gestern zerstörte die Herzogin dieses Bild. Sie warf eine Rassismus-Granate in den Innenhof des Buckingham-Palasts. Ihr Sohn Archie habe keinen Prinzentitel, weil er farbig sei. Man habe ihn erst nach ein paar Tagen der Öffentlichkeit zeigen wollen, um abzuwarten, wie sich der Farbton seiner Haut entwickle. Wer das genau gesagt hat, diese Antwort bleibt Meghan schuldig. Auch die erfahrene US-Talkmasterin Oprah Winfrey fragte genau da nicht nach.
Es ist unbestritten, dass die Herzogin Rassismus erlebt hat. Und sie hat recht, ihn öffentlich zu machen und anzuprangern. Rassismus ist immer und überall inakzeptabel. Dennoch ist es problematisch, dass sie nicht klar benennt, wer im Hause Windsor gemeint ist.
Das Geschilderte ist empörend – aber das adelt nicht das Vorgehen von Meghan und Harry. Sie haben mit dem Interview in der alten Heimat maximalen Schaden angerichtet, um in der neuen maximale Aufmerksamkeit zu erreichen. Ihr Geschäftsmodell ist auf die USA ausgerichtet, in Grossbritannien gibt es nichts mehr von der Krone. Was Meghan als Schauspielerin nicht gelungen ist, ist jetzt zum Greifen nah: zur A-Liga der Stars zu gehören.
Wer gewinnt? Niemand. Wer verliert? Alle. Die Royals, die den Rassismus-Vorwurf nie mehr ganz loswerden. Meghan und Harry, weil der familiäre Bruch nie ganz geheilt werden wird. Und als Märtyrerin wird Meghan, allein mit Vorwürfen, nicht in die Geschichte eingehen.