In Hollywood fällt so bald keine Filmklappe mehr, denn: Es wird gestreikt. Legten im Mai «nur» die Film- und Serienautorinnen ihre Arbeit nieder, stellen sich seit Kurzem auch keine Schauspielende mehr vor die Kamera.
Zu Recht! Der Grund für die Streiks sind nämlich schlechte Arbeitsbedingungen und unfaire Löhne im Zeitalter des Streamings. Das leuchtet ein. Zwar bin ich mit Streaming gross geworden und finde den Gedanken, in einer Videothek einen Film auszuleihen, mehr als abstrakt. Trotzdem wundere ich mich über die Rasanz, mit der auf Netflix und Co. neue Filme und Serien herausgeballert werden – oft in entsprechender Qualität.
Genau das bemängeln die Streikenden. In einem Metier, das oft keine Festanstellungen mehr bietet, werden Stunden und Mittel gekürzt, damit immer mehr Inhalte unter argen Arbeitsbedingungen produziert werden können. Und obwohl Filmgrössen wie Meryl Streep und Robert Downey Jr. mitstreiken, trifft das wie so oft vor allem die kleinen und sehr kleinen Fische. Das frustriert alle, die am Set mitarbeiten, und führt zu schlechteren Ergebnissen.
Dieser Streik wirft also Licht auf eine Entwicklung, die schon länger in Gang ist. Auch in anderen Branchen gewinnen Projekte an Bedeutung und Festanstellungen werden seltener – als junge Person auf Jobsuche trifft man immer wieder auf zeitlich begrenzte Angebote.
Das kann Vorteile haben, wie Flexibilität und Abwechslung im Alltag. Damit einhergehen aber eben auch Unsicherheiten und sehr viel Stress und Druck. Es ist daher wichtig und richtig von den Gewerkschaften in Hollywood, sich gegen eine solche Ausbeutung zu wehren.
In meinem Umfeld geniessen Gewerkschaften übrigens keinen guten Ruf. Aber auch keinen schlechten. Sie geniessen gar keinen Ruf, weil niemand genau weiss, wofür sie da sind. Wozu auch, alle arbeitsrechtlichen Konflikte sind mittlerweile ausgefochten!
Mit Blick auf solch neue Entwicklungen sollte sich meine Generation vielleicht wieder mit diesen Fragen beschäftigen. Umbrüche in vorherrschenden Arbeitssystemen bieten nämlich immer gute Schlupflöcher, um motivierte Grünhörner auszusaugen. Nicht nur in Hollywood, auch in der Schweiz.
Noa Dibbasey (22) studiert an der Universität Bern Sozialwissenschaften. Sie schreibt jeden zweiten Freitag im Blick.