«Schreib mir einen spritzigen Einstieg für meine Kolumne über den Umgang der Generation Z mit künstlicher Intelligenz», tippe ich in das Eingabefeld der künstlichen Intelligenz ChatGPT. Sie tippt und spuckt mir einen Absatz aus. Er ist weder sinnvoll noch wirklich spritzig. Ich atme auf: So bald wird meine Kolumne also nicht von einem Chatbot abgelöst.
Trotzdem stellt sich das Ding als alltagstauglicher dar als vorerst gedacht. Als ich das erste Mal über ChatGPT geschrieben hatte, waren diese digitalen Helferchen Neuland. Man hat damit herumgespielt und sich gefragt, was diese Tools alles mit sich bringen.
Nun, ein halbes Jahr später, weiss ich das zwar noch immer nicht, setze die künstliche Intelligenz aber wenigstens für Brauchbareres ein, als ein Gedicht über Frischkäse aus der Sicht von Micky Maus schreiben zu lassen. Fehlt die Zeit, ein Paper für die Uni zu lesen, so lässt man es von ChatGPT zusammenfassen. Andere beschreiben das Tool als einen sehr geduldigen Tutor, der alles gefragt werden kann, ohne dass er beim siebten Mal die Augen verdreht. Man hört sogar von Leuten, die an Online-Prüfungen bereits erfolgreich damit geschummelt haben.
Klar, die KI verzapft auch eine Menge Seich, und es lohnt sich eigentlich immer, die gemachten Angaben nochmals zu überprüfen. Trotzdem scheint sie so weit etwas auf dem Kasten zu haben, dass sie einem einen mühsamen Teil der erheblichen Arbeitslast abzunehmen vermag.
Doch die Anfangseuphorie darüber schwindet recht schnell. Wieso studiere ich überhaupt noch? Die KI ist bestimmt bald so gut entwickelt, dass sie meine potenzielle Arbeit fehlerfrei übernehmen könnte – ohne einen Rappen Lohn zu verlangen!
Die Angst vor Arbeitsschwund durch Digitalisierung ist uralt, und doch verunsichern mich laute Stimmen im Internet. Sie prophezeien, die Welt sei schon in fünf Jahren umgekrempelt, die Entwicklung der KI vergleichbar mit dem Buchdruck. Gerade wenn man erst kurz davor ist, in den Arbeitsmarkt einzusteigen, wecken solche Prognosen Angst. Ist meine Ausbildung für nichts, wenn bald ganz andere Tätigkeiten gefragt sind?
Für diese Gefühle gibt es keine Sofortlösung, wir müssen wohl einfach abwarten. Vielleicht muss meine Generation mit 35 nochmals die Schulbank drücken, um sich umschulen zu lassen. Vielleicht leben wir in 15 Jahren alle von einem bedingungslosen Grundeinkommen und verwirklichen uns selbst. Vielleicht ändert sich auch gar nichts. Und vielleicht schreibe ich dann immer noch Kolumnen über mein Umfeld – aber das beantworten am besten Sie: Hätten Sie diesen Text gelesen, wenn er von einer KI geschrieben geworden wäre?
Noa Dibbasey (22) studiert in Bern Sozialwissenschaften, überlegt sich aber hinsichtlich der ungewissen Zukunft, in KI-Aktien zu investieren und auf eine einsame Insel zu ziehen.