Am Anfang war der Pudding. Eine WG, die sich Kommune I nannte, wollte am 6. April 1967 US-Vizepräsident Hubert H. Humphrey bei seiner Ankunft in Deutschland mit Pudding begrüssen bzw. bewerfen, um gegen den Vietnamkrieg zu protestieren. Ein V-Mann verriet den Plan.
Als wenig später der persische Schah Reza Pahlavi anreiste, wurde der Demonstrant Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. In Frankfurt brannten Kaufhäuser, und der radikale Kern der Kommune I flüchtete in den Untergrund, gründete die RAF, die Rote Armee Fraktion. In der Isolation verlor sie vollends den Bezug zur Realität. 32 Menschen fielen ihrem Bombenterror zum Opfer. Das Einzige, was sie erreichten, waren schärfere Gesetze.
«Demokratie nach unseren Bedürfnissen»
Am 4. Februar 2019 hielt Roger Hallam, der Co-Gründer von Extinction Rebellion, eine Rede vor Amnesty International in London: «Wir werden die Regierungen zum Handeln zwingen. Und wenn sie nicht handeln, werden wir sie zur Strecke bringen und eine Demokratie nach unseren Bedürfnissen kreieren. Und ja, einige mögen bei diesem Prozess sterben.»
Den politischen Weg lehnen Klimaextremisten ab. Ob aus Faulheit, Ungeduld oder fehlenden Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, sei dahingestellt. Da sie mit ihren Aktionen nicht das Klima retten, sondern die arbeitende Bevölkerung verärgern, wird die entstehende Frustration einige radikalisieren.
Klima retten, Geschäfte machen
Im Gegensatz zur RAF werden sie aber keine Banken überfallen. Sie haben Geld. Die kalifornische Stiftung Climate Emergency Fund finanziert ein weltweites Netzwerk von Lemmingen und bezahlt Trainings, psychologische Betreuung, Windeln, Klebstoffe und Medienschulung. Das Geld der Stiftung stammt von Millionenerbinnen wie Aileen Getty, Enkelin des Erdöl-Tycoons J. Paul Getty. Ihre Beweggründe?
Der schwedische PR-Manager und Börsenprofi Ingmar Rentzhog war Vorreiter. Er entdeckte Greta Thunberg und gründete das Unternehmen We Don't Have Time. Mit ihr akquirierte er für seinen Aktienfonds Investorengelder in Millionenhöhe.
Klimarettung als lukratives Businessmodell? Wieso nicht. Leider bleiben einige dabei in ihren Weltuntergangsfantasien haften, denn der Beruf «Asphaltkleber» hat keine Zukunft. Die Zivilisation hingegen schon.
Claude Cueni (66) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Blick. Soeben ist sein Thriller «Dirty Talking» erschienen.