Claude Cueni über Militär, Macht und Meteo
Und jetzt noch das Wetter

«Nach em Räge schint Sunne …» – das reichte für einen internationalen Hit aus der Schweiz, für eine Wetterprognose ist es jedoch etwas dürftig. Wer das Wetter kennt oder sogar beeinflussen kann, hat Einfluss.
Publiziert: 30.09.2022 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2022 um 20:29 Uhr
Ein Sturm fegt bei Luzern über den Vierwaldstättersee.
Foto: Keystone
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Claude CueniSchriftsteller

Als das römische Imperium sein Reich nach Nordosten erweitern wollte, wurden sie von einem für sie ungewohnten rauen Klima mit Dauerregen, Nebel und Kälte überrascht. Die drei Legionen des Varius versanken mit ihren schweren Rüstungen im Morast und verloren die Schlacht im Teutoburger Wald. Das Wetter hatte den Sieg des germanischen Heerführers Arminius begünstigt.

Im Dezember 1941 nutzten die Japaner einen Taifun, um unentdeckt den US-Stützpunkt Pearl Harbour zu erreichen. Die japanischen Wetterauguren lagen richtig.

Wettervorhersagen sind seit dem Altertum bekannt und für Landwirtschaft und Militär von grossem Interesse. Ähnlich wie Chart-Techniker, die aufgrund der Börsenhistorie die Aktienkurse von morgen schätzen, notierte man früher Luftdruck, Temperatur und Niederschläge der letzten Tage, um das Wetter von morgen zu berechnen.

Erste wissenschaftliche Prognose war richtig

Doch erst mit der Erfindung des Telegrafen im 19. Jahrhundert wurden verlässliche Voraussagen möglich. Es war der französische Mathematiker und Astronom Urbain Le Verrier, der am 19. Februar 1855 der Pariser Akademie der Wissenschaften die erste wissenschaftliche Wetterprognose präsentierte. Sie war richtig. Er hatte sie aufgrund telegrafisch übermittelter Daten aus ganz Frankreich erstellt.

Auch heute sind Satellitendaten für das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) verlässlicher als Daten aus der Atmosphäre, die täglich von rund 3500 Flugzeugen geliefert werden. Die Verlässlichkeit beträgt für die nächsten 24 Stunden etwa 90 Prozent. Nicht nur Tourismuszentren würden sich wünschen, das Wetter beeinflussen zu können. Ist das möglich?

Chinas Meteo-Krieger melken Wolken

Bereits 1940 prophezeite US-Luftwaffenkommandant George Kenney: «Die Nation, die als erste die Wege von Luftmassen kontrollieren kann und lernt, Ort und Zeitpunkt von Niederschlägen zu bestimmen, wird den Globus beherrschen.»

Während des Vietnamkriegs beschoss die US-Armee Regenwolken mit Silberjodid, um diese über den Marschrouten der Nordvietnamesen abregnen zu lassen. In Thailand nützt man das Verfahren Fon luang (königlicher Regen), um Dürreperioden zu verhindern. In China arbeiten bereits 50'000 Wolkenkrieger, um gezielt «Wolken zu melken». Sofern welche da sind.

Claude Cueni (66) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Blick. Soeben ist in der Edition Königstuhl sein Thriller «Dirty Talking» erschienen.

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