Passähnliche Papiere gab es bereits vor tausend Jahren, wobei es eher Reisedokumente für Privilegierte waren oder Gesundheitspässe wie die 1374 in Venedig eingeführten Pestbriefe. Legte ein Schiff im Hafen an, musste der Kapitän ein solches Attest vorweisen. Vorsorglich wurde er unter schwefelhaltigem Rauch «sterilisiert». Fehlte das Dokument, musste die ganze Besatzung in Quarantäne, bevor sie ihre Fracht entladen durfte. Diese Pestbriefe waren in gewissem Sinne die Vorläufer des Reisepasses.
Heutige Personalausweise sind Identitätsnachweise. Sie beinhalten überprüfbare biologische Merkmale. Nicht so in den USA. Seit dem 11. April kann man sich einen Reisepass mit einem X für das dritte Geschlecht ausstellen lassen. Kaum jemand macht davon Gebrauch.
In Deutschland sieht das geplante Selbstbestimmungsgesetz vor, dass das Geschlecht sogar jedes Jahr gewechselt werden darf. Wieso nicht auch das Alter? Es wird kompliziert. Nicht nur bei Vermisstmeldungen und Fahndungsaufrufen.
Echtes Leiden, modische Zunahme
Es gab schon immer Menschen, die seit Geburt das Gefühl hatten, im falschen Körper zu sein. Das war und ist für die meisten eine grosse seelische Qual.
Neu ist jedoch die plötzliche Zunahme jener, die sich meist in der Pubertät als non-binär definieren und dies mit Stolz vortragen, als hätten sie gerade im Alleingang die Olympischen Spiele gewonnen. Doch wen (ausser die Medien) interessiert eigentlich die sexuelle Ausrichtung der andern?
Gemäss einer Studie des US-amerikanischen «Trevor Project» identifizieren sich heute bereits 26 Prozent (Tendenz steigend) der befragten Jugendlichen zwischen 13 und 24 Jahren als non-binär. Weitere 20 Prozent sind noch unentschlossen. Ein britisches Spital nannte einen Zuwachs von 4500 Prozent innert sieben Jahren. An österreichischen Universitäten sollen gemäss Umfrage 75 Prozent queer sein.
Viel Aufmerksamkeit für wenige Betroffene
Man wird den Verdacht nicht los, dass diese plötzliche massive Zunahme eine reine Modeerscheinung ist. Die mediale Aufmerksamkeit, die eine lautstarke Minderheit von Aktivisten einfordert, steht in keinem Verhältnis zur Anzahl der Betroffenen (1 bis 1,5 Prozent). Sie setzen das soziale Geschlecht (Gender) über das biologische Geschlecht.
Gefühle ändern, der Zeitgeist sowieso.
Claude Cueni (66) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Blick. Im August erscheint in der Edition Königstuhl sein Thriller «Dirty Talking».