Vier Steinmauern ohne Fenster, ein undichtes Dach: Kurz gesagt, eine Ruine war es, die Familie Voegelin aus dem Berner Seeland 2009 in Südfrankreich für 60’000 Franken gekauft hat.
«Meine Frau meinte schon, ob ich spinne, als sie das Objekt zum ersten Mal sah», erzählt Nicolas Voegelin (51) lachend im Gespräch mit BLICK. Der gelernte Schreiner hat aber auf Anhieb das Potenzial der Ruine erkannt.
Nach viel Arbeit ist aus dem verwahrlosten Schuppen in einem kleinen Dorf rund 20 Autominuten von Nîmes in Südfrankreich ein modernes Zweifamilienhaus mit Pool, Garten und Sitzplatz geworden.
Heute ist das Ehepaar überglücklich über den zeitintensiven und gelungenen Umbau und plant sogar, nach der Pensionierung ganz in ihr Traumhaus in Frankreich zu ziehen. «Unser Haus ist tatsächlich ein Bijou geworden», so Doris Voegelin (49).
«Es gab weder Strom noch Wasser»
Bis der baufällige Geräteschuppen eines Bauern aber bewohnbar war, haben Voeglins mit Freunden und lokalen Handwerkern fast elf Jahre mit Umbauen verbracht.
Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert musste zuerst komplett ausgebaut und isoliert werden. «Es gab weder Strom noch Wasser. Wir haben fast alle unsere Ferientage investiert und in den Umbauphasen zeitweise in einem gemieteten Camper auf der Baustelle übernachtet und tagsüber gearbeitet, bis unser Haus bewohnbar war», erzählt der dreifache Familienvater.
Fünf Stunden Fahrt – und niemand erschien zum Termin
Besonders mühsam sei die Bürokratie in Frankreich gewesen, erinnert sich das Ehepaar. So sei es schon auch mal vorgekommen, dass Voegelin von seinem Wohnort im Berner Seeland in aller Herrgottsfrühe fünfeinhalb Stunden nach Südfrankreich fuhr und niemand zum vereinbarten Termin erschien.
Auch in Bezug auf das Baumaterial sah Voegelin markante Unterschiede zum Schweizer Standard und hat darum vieles selber aus der Schweiz nach Frankreich transportiert und verwendet. Da der Schweizer im Verkauf einer Baumaterialhandelsfirma tätig ist, befand er sich direkt an der Quelle und konnte Umbaukosten einsparen.
Sanitär-, Maler-, Elektro-, oder Gartenarbeiten am Haus hat das Ehepaar selber oder mit Freunden vorgenommen. «Die schweren Eisenfenster und das Eisentor wurden aber von lokalen Handwerkern eingebaut und auch sonst haben wir einige Arbeiten Handwerkern aus der Region in Auftrag gegeben. Während unserer Abwesenheit war ein lokaler Baumeister vor Ort.»
Zwei Wohnungen unter einem Dach
Das grosszügige Gebäude haben Voegelins in zwei Wohnungen aufgeteilt. Im Erdgeschoss hat die Familie für sich eine Fünfzimmerwohnung erstellt. Seit vier Jahren können sie ihre Ferien in der fertiggestellten Wohnung mit Garten und einem kleinen Pool geniessen.
Im oberen Stockwerk laufen jetzt noch die Bauarbeiten für den Ausbau einer Zweizimmer-Wohnung. Bis im Frühling sollte diese dann auch fertig und bewohnbar sein.
Das Ehepaar Voegelin wird dann in die kleinere Wohnung ziehen und die untere Wohnung an Feriengäste vermieten. «Unsere drei Töchter sind inzwischen erwachsen und kommen nicht mehr immer mit uns in die Ferien. Dann reicht für uns auch die kleinere Wohnung», so der Ehemann.
Ausserdem kann die Familie mit der Vermietung noch etwas Geld verdienen. Das Berner Ehepaar plant nämlich jetzt schon für den Ruhestand und möchte nach der Pensionierung in Frankreich leben.
«Durch den Umbau und all unsere Ferien über die Jahre in Südfrankreich haben sich unter anderem mit lokalen Handwerkern und unseren Nachbarn sehr schöne Freundschaften ergeben. Wir mögen die Kultur, das Essen und die Gegend», so der Weinliebhaber Nicolas Voegelin.
Pläne für den Ruhestand
Voegelin war schon seit seiner Teenagerzeit mit seinen Eltern immer in der Gegend in den Ferien und hatte schon lange den Traum, irgendwann, irgendwo ein altes Haus umzubauen. «Es hätte auch ein Haus in der Schweiz sein können. Der Zufall wollte es aber wohl so, dass der Bauer uns diesen alten Garagenschuppen auf meine Anfrage hin zu einem bezahlbaren Preis verkauft hat», sagt Nicolas Voegelin.
Seinen Jugendtraum hat sich der Berner in Südfrankreich nun erfüllt und freut sich, dass er nach dem gelungenen Umbau mit seiner Frau entspannt die Zeit in Frankreich geniessen kann.
Spätestens nach der Pensionierung bleibt dem Ehepaar Voegelin genug Zeit für Sonnetanken am nahen Meer, Besuche auf Märkten und bei Weinbauern, für Städteausflüge und kulturelle Anlässe oder fürs Schlemmen mit neuen und alten Freunden. Wie Gott in Frankreich eben.