Seit dem 1. August leben William Kläy (24), Marvin Lichtsteiner (23), Stephan Heineke (24) und Marc Schaffo (24) zusammen in einem Haus, das vor über hundert Jahren als Schweinestall erstellt und später zum Wohnhaus umgebaut wurde. Marvin Lichtsteiners Grosseltern lebten bis zu ihrem Tod darin. Später wurde das Haus vermietet.
Jetzt hat Enkel Marvin zusammen mit seinen drei Freunden aus Kindertagen das alte Haus übernommen und umgebaut. «Die Idee, eine WG zu gründen war schon früh in unseren Köpfen, aber die Möglichkeit ergab sich erst mit dem Haus von Marvins Grosseltern. Im Januar 2020 machten wir Nägel mit Köpfen und entschieden uns, das alte Bauernhaus auf eigene Faust umzubauen», erzählt William Kläy im Gespräch mit BLICK.
Heuboden wurde zu Wohnraum
Weil das Haus nur zur Hälfte bewohnbar war und dadurch zu wenig Platz für die geplante Vierer-WG bot, haben sich die vier Freunde dafür entschieden, den Heuboden umzubauen.
Da vom alten Haus keine Baupläne vorhanden waren und diese für die Baueingaben erforderlich waren, musste zuerst alles ausgemessen und Pläne mit allen Energienachweisen erstellt werden. Erst mit der Baubewilligung der Gemeinde und der Bestätigung von Marvins Eltern, konnte Mitte Juni 2020 das Umbauprojekt in Eigenregie gestartet werden.
Innert kürzester Zeit haben die vier Jungs zusammen mit zahlreichen Kollegen das Haus entrümpelt. «In der ersten Phase des Umbaus mussten wir dann die alten Wände, Decken und Böden herausreissen und die schönen alten Holzböden und Balken bürsten, um den Charme des Bauernhauses zu erhalten», sagt der gelernte Zimmermann Kläy.
Als Einziger arbeitet er als Handwerker und konnte sein Fachwissen und seine Erfahrung als Zimmermann beim Umbauprojekt einbringen. Nach diesen Arbeiten stand der Neuaufbau der Aussenwände und des Daches an. «Das Dach musste komplett neu gedämmt werden und wir haben zudem ein neues Dachfenster eingebaut», so der junge Zimmermann.
Im oberen Stockwerk wurden neue Wände gezogen oder ergänzt. Wo vormals kleine Zimmer und Abstellräume vorhanden waren, wurden Wände entfernt, um die neuen Schlafräume zu vergrössern. Ein Teil der Decke im Obergeschoss wurde entfernt, wodurch die bis unter das Dach geöffneten Räume grösser wirken und mit Galerien in zwei der vier Schlafräumen zusätzlicher Platz und Stauraum geschaffen werden konnte.
Viel Mithilfe beim Umbau von Freunden
«Den Strom mussten wir komplett neu verlegen und neu einziehen. Dabei hat uns ein befreundeter Elektriker geholfen», sagt Kläy. Alle anderen Arbeiten haben die vier Freunde innert nur sechs Wochen in ihrer Freizeit selber ausgeführt.
Der Umbau sei vor allem gegen Ende doch ziemlich stressig gewesen, sagt Kläy. Nicht zuletzt, weil der erste August als Einzugstermin gesetzt war, weil die Kumpels ihre Wohnungen gekündigt hatten. Mit der Unterstützung durch viele Kolleginnen und Kollegen klappte aber alles termingerecht.
Momentan ist das Quartett noch an der Gartengestaltung und will noch einen Sitzplatz erstellen. «Partys mit den Helfern und mit Freunden haben wir aber schon einige im Garten gefeiert», sagt Kläy lachend.
Gegen Winter soll dann auch noch ein Balkon gebaut werden. Das Badezimmer wurde vor zehn Jahren erneuert und reicht den jungen Männern. Auch weil die Finanzen der vier Freunde beschränkt sind. Marvin Lichtsteiner und Marc Schaffo sind aktuell noch im Studium. Neben Zimmermann Kläy arbeitet momentan nur Stephan Heineke als ICT-Supporter bei vollem Lohn.
Eine neue Küche steht aktuell noch auf der Wunschliste der Vier. «Wir kochen und essen oft zusammen und da wäre eine neue Küche schon cool», sagt Kläy. Darum haben die vier Jungs aus Hünenberg auch an einem Wettbewerb eines Küchenherstellers teilgenommen, bei welchem eine neue Küche als Preis winkt. Die Freunde mobilisieren jetzt Freunde und Bekannte in den sozialen Medien.
Bezahlbare Zwischennutzung bis zum Abbruch
Wie lange genau die vier Jungs unter einem Dach im umgebauten Bauernhaus leben können, ist momentan noch nicht klar. Das Haus ist Teil eines geplanten Neubauprojekts in Hünenberg und ist nur als Zwischennutzung bis zum Abbruch bewohnt. Auch darum haben die jungen Freizeit-Häuslebauer die Kosten so tief wie möglich gehalten.
Rund 12’000 Franken Materialkosten mussten sie bis jetzt für ihre «Casa de la Punta» bezahlen. William Kläy: «Bis der Neubau kommt, wird es wohl noch rund zehn Jahre dauern, bis das durch alle Bewilligungsverfahren durch ist. Bis jetzt wurde noch nicht einmal abgestimmt und bis zum Abriss können wir hier wohnen und fühlen uns wohl.»
Trotz viel Arbeit, die dereinst wohl ein Bagger wieder dem Erdboden gleich machen wird, bereuen die vier Freunde ihren Umbau nicht und sind happy mit ihrem neuen Zuhause. «Das Umbauprojekt war eine coole Erfahrung und hat uns als Freunde noch mehr zusammengeschweisst.»