«95 Prozent der Trockenwiesen und -weiden sind verschwunden. 60 Prozent der Insekten sind gefährdet. 40 Prozent der Brutvögel sind in Gefahr», das sind die schlechten Nachrichten der Naturschutzorganisation Pro Natura zum Tag der Biodiversität am 22. Mai.
Insgesamt gehe der Lebensraum für einheimische Tier- und Pflanzenarten nicht nur flächenmässig verloren. Auch die Qualität und Vernetzung der Lebensräume nehme stetig ab, so Pro Natura.
Warum ist das so? Pro Natura zählt viele Gründe auf: Mehr Platz für Siedlungen, erhöhte Stickstoffeinträge, Überdüngung und invasive, also gebietsfremde Arten, die sich ausbreiten. «Neben den oben aufgeführten Ursachen bedroht der Klimawandel die Biodiversität zusätzlich. Das veränderte Klima mit höheren Temperaturen, trockeneren Sommern und anderen Niederschlagsverteilungen hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Lebensräume und Arten, welche die vorherrschenden Gegebenheiten spezialisiert haben», schreibt Pro Natura.
Schweiz schneidet im internationalen Vergleich schlecht ab
Der schlechte Zustand der Biodiversität sei verwunderlich, angesichts der zahlreichen Bestimmungen zum Biodiversitätsschutz, findet Pro Natura. Denn das internationale Abkommen, das Übereinkommen über die biologische Vielfalt, gibt es in der Schweiz bereits seit 1995.
«Trotzdem wird deutlich zu wenig für den Schutz der biologischen Vielfalt getan», findet Pro Natur. Ein Vergleich mit den Nachbarländern zeige, dass die Schweiz die höchste Anzahl an gefährdeten Arten aufweise und europäisches Schlusslicht bei den Schutzgebietsflächen sei.
Warum ist eine grosse Artenvielfalt wichtig?
Das Aussterben von Arten ist unumkehrbar und «schaffe unkalkulierbare Risiken». Denn Tiere und Pflanzen haben, neben ihrem Eigenwert, eine Funktion im Ökosystem. Funktionierende Ökosysteme seien von unschätzbarer Bedeutung für uns Menschen.
So bestäuben Insekten Obst- und Gemüsepflanzen, also ohne Insekten kein Obst und Gemüse. Die Wälder und Moore verbessern die Luftqualität. Zudem schützen gesunde Wälder und Wiesen vor Erosion und natürliche Flussauen vor Hochwasser. Weiter ermöglichen Wälder die Holzproduktion und zudem bietet die Natur insgesamt uns allen Erholung.
Das kann man für die Biodiversität tun
Im Garten oder auf dem Balkon kann man mithelfen, die Artenvielfalt zu erhalten:
- Rasenflächen kann man durch Wildblumenwiesen ergänzt oder ersetzen.
- Einheimisches Pflanzen auf dem Balkon ziehen
- Auch Nisthilfen für Brutvögel und Wildbienen oder Stein- und Holzhaufen schaffen gute Möglichkeiten zur Förderung der Artenvielfalt.
- Um den Tieren im Herbst gute Voraussetzungen für die Überwinterung zu schaffen, das Laub an einigen ungestörten Orten im Garten liegen lassen. So finden Igel und andere Kleintiere während der kalten Monate Unterschlupf.