Zu viel Licht
Tiere finden die Nacht nicht mehr

Hellerleuchtete Gebäude, Lichtkegel und vieles mehr machen den Nachthimmel zum Tag. Licht, das in den Himmel strahlt, irritiert Vögel, aber auch Insekten. Was wir tun können, damit die Tiere sich nicht im Lichtermeer verirren.
Publiziert: 01.04.2022 um 15:10 Uhr
|
Aktualisiert: 01.04.2022 um 19:33 Uhr
1/8
Licht, das in den Himmel strahlt, irritiert Vögel – wie hier in Paris.
Foto: Getty Images
Barbara Ehrensperger

Im Mittelland gibt es seit 1996 keinen Quadartkilometer mit Nachtdunkelheit mehr. Im Jura gilt das gleiche seit 2008, schreibt das Bundesamt für Umwelt in der Studie «Wandel der Landschaft» von 2017.

Und wer nachts schon mal auf einem Hügel stand, sieht ein weites Lichtermeer unter sich. Vögel können vom Lichtdom einer Stadt in den Bann gezogen werden und fliegen deswegen stundenlang ziellos umher.

Manche fallen als Folge von Stress und Erschöpfung tot vom Himmel. Andere werden von hell beleuchteten Gebäuden, Scheinwerfern oder Leuchtfeuern angezogen, verlieren die Orientierung oder kollidieren damit.

Das Hauptproblem mit dem Lichtsmog sind nicht die Lichtquellen an sich, sondern deren starke Abstrahlung gegen oben. Horizontal abgestrahltes Licht entfaltet die grösste Fernwirkung und hat deshalb die massivsten Auswirkungen auf Insekten und Vögel.

Auch Fische leiden

Singvögel verändern durch die nächtliche Dauerbeleuchtung ihr Sing- und Fortpflanzungsverhalten, schreibt die Max-Planck-Gesellschaft. So fangen beispielsweise die Männchen einiger Singvogelarten durch nächtliches Kunstlicht wie die Strassenbeleuchtung morgens früher an zu singen und weibliche Blaumeisen beginnen eher mit dem Brutgeschäft. Die verfrühte Eiablage kann dann für den Meisen-Nachwuchs kritisch werden.

Für Fische können zum Beispiel grell beleuchtete Brücken nachts zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Solche Lichtbarrieren können beispielsweise die Laichwanderungen einiger Fische wie Aale behindern.

Gefährliche Laser

Vor Show- und Projektionslaserinstallationen, die stark gebündeltes Licht im Freien abstrahlen, warnt die Vogelwarte Sempach eindringlich: Diese können zu Verbrennungen von Augen und Haut der Tiere führen.

Einzelne Städte und Gemeinden seien daher mittlerweile dazu übergegangen, den Betrieb solcher Scheinwerfer oder Laserinstallationen zu verbieten, schreibt die Vogelwarte.

Was kann man tun?

Der Vogelzug findet in Mitteleuropa hauptsächlich von Mitte Februar bis Mitte Mai und von August bis Mitte November statt. Für diese Perioden empfiehlt die Vogelwarte nicht notwendiges Licht zwischen 22 Uhr und Sonnenaufgang auszuschalten, damit es zu keinen Kollisionen kommt.

Weitere Tipps, wie man den Vögeln helfen kann:

  • Insektenschonende Leuchtmittel einsetzen (keine oder möglichst geringe Blauanteile, insektenschonende Lichter wirken auf unser Auge oft eher gelblich)
  • Durch die Form der Lampengehäuse unnötige Lichtemissionen vermeiden. Möglichst niedrige Anbringung, um weite Abstrahlung in die Umgebung zu verhindern – vor allem keine Abstrahlung nach oben.
  • Einsatz vollständig abgeschlossener Lampengehäuse gegen das Eindringen von Insekten
  • Gehäuse verwenden, deren Oberflächen nicht heisser als 60 Grad werden
  • Einbau von Zeitschaltuhren und Bewegungsmeldern
  • Insgesamt sparsame Verwendung (Anzahl der Lampen und Leuchtstärke) von Aussenbeleuchtung,
  • Verwendung von Bewegungsmeldern
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?