In Zürich entdeckten sie nicht nur zahlenmässig am meisten Fledermäuse, sondern auch am meisten verschiedene Arten, wie die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Mittwoch mitteilte.
Studienleiter Martin Obrist, Naturschutzbiologe und Fledermausexperte an der WSL, vermutet, dass dies an den zahlreichen naturnahen Gebieten und Wäldern in Stadtnähe liegt. Als wichtiger Faktor für das Überleben der Fledermäuse erwiesen sich laut Obrist denn auch naheliegende Gewässer. Diese dienten den nachtaktiven Tieren sowohl als Wasserquelle als auch als Jagdgebiet.
Im Rahmen eines europäischen Forschungsprogramms erkundet das Team, wie sich Grünflächen auf die Vielfalt der Fledermäuse auswirken. Insgesamt zeichneten sie mit speziellen Messgeräten fünf Millionen Echoortungsrufe von vorbeifliegenden Fledermäusen auf. Anhand der charakteristischen Rufe lassen sich die verschiedenen Fledermausarten unterscheiden.
Mit Lichtfallen ermittelten die Forschenden auch die Anzahl und Artenvielfalt der nachtaktiven Fluginsekten. Demnach wies Zürich auch die höchste Insektenvielfalt und -häufigkeit auf. So stieg diese mit zunehmender Fläche der städtischen Grünflächen. Und: «Es ist von grosser Bedeutung, dass Grünflächen nicht einzelne isolierte Inseln darstellen, sondern ein Netzwerk innerhalb der Stadt bilden», sagte Obrist.
Am weitaus häufigsten fanden die Forschenden in den drei untersuchten Städten die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), die künstliches Licht gut verträgt. Dieses zieht auch viele nachtaktive Insekten an, die Fledermäusen als Nahrungsgrundlage dienen.
Lichtscheue Fledermausarten hingegen wie etwa das Grosse Mausohr (Myotis myotis) oder das Braune Langohr (Plecotus auritus) verlieren durch die zunehmende Lichtverschmutzung in den Städten ihre Lebensräume. Damit erklären sich die Forschenden auch die geringe Fledermausvielfalt in Paris und Antwerpen.
Die künstliche Beleuchtung müsse auf jeden Fall reduziert werden, um die nächtliche Artenvielfalt in den Städten zu fördern, sagte Obrist. Wo dies unmöglich sei, könnten LED-Leuchten, die sich dimmen und steuern lassen, Abhilfe schaffen. Denn: «Die Leuchten geben dann nur bei Bedarf, etwa wenn ein Auto vorbeifährt, die volle Lichtmenge ab», so der Naturschutzbiologe.
https://doi.org/10.1016/j.baae.2021.01.006
(SDA)