Das frühe Aufstehen lohnt sich
Mit dem Herbst kommt Wanderlust

Der frühe Wandervogel fängt den Sonnenaufgang – am Sonntagmorgen um 6.53 Uhr. Wer wahres Wanderglück erleben will, muss eben auch den inneren Schweinehund überwinden.
Publiziert: 10.10.2017 um 11:36 Uhr
|
Aktualisiert: 25.02.2020 um 10:58 Uhr
Kurz vor 7 Uhr geht hoch über Arosa die Sonne auf. Die Wandergruppe ist seit zweieinhalb Stunden wach – und happy.
Foto: Thomas Lüthi
Thomas Rickenbach

Wenn ich mir ein Wandergrüppchen romantisch vorstelle, dann trägt einer der Männer einen Jägerhut mit Feder und alle singen im Chor: «Im Frühtau zu Berge wir ziehn.» In Tat und Wahrheit singt niemand, auch wenn die Uhrzeit durchaus zum Volkslied passen würde. Arosa schläft an diesem Sonntagmorgen um 5 Uhr tief und fest. Viele werden noch schlummern, wenn wir von unserer Wanderung wieder zurück sind. Wecken wollen wir sie nicht. Sondern im Frühtau still losziehen, fallera!

Die Taschenlampen weisen den Weg von Arosa hoch nach Maran.
Foto: Thomas Lüthi

Unsere zufälligen Wanderkollegen scheinen erfahren – man hört es aus der einen oder anderen Anekdote heraus. Sie tragen passende Kleidung und Rucksäcke, haben teils Stöcke dabei. Auch altersmäs­sig sind sie in dem Schema, in dem man sich Wanderer nach Klischee vorstellt. Nicht mehr ganz jung, längst noch nicht alt. Ein Bündner Ehepaar und ein Mann aus dem Baselbiet sind es, die uns – gemeinsam mit Wanderleiter Albert Greuter und Nicole Loher von den Bündner Wanderwegen – begleiten. Das Blick-Team: zwei Berner, ein Zürcher. Einmal spöttelt einer der Begleiter mir lachend zu: «Der trägt ja sogar Jeans.» Mein Rucksack ist eine leichte, urbane Ausgabe. So fällt man unter Wanderern auf.

Jedenfalls, wenn es hell ist. Vorderhand ist es dunkel.

Jede Abzweigung wird gefunden

Unser geografisches Ziel heisst Maraner Hauptji oder Hauptichopf, 400 Höhenmeter über Arosa gelegen. Unser wirkliches Ziel ist der Sonnenaufgang. Um 6.53 Uhr ist es so weit, dann spätestens wollen wir auf dem Hauptji sein. Die Bündner Wanderwege führen an diesem Wochenende im späten August ihr «Wandorama» durch. Es gibt eine Jass-Wanderung mit Monika Fasnacht (Interview unten), einen Kulinarik-Ausflug mit Naturköchin Rebecca Clopath, gar eine 24-Stunden-Wanderung. Wir sind die Early Birds.

ie Wandergruppe kurz vor Sonnenaufgang.
Foto: Thomas Lüthi

Zuerst geht es durchs Dorf, von Arosa nach Maran, ab und zu kurz im Wald, oft aber einfach auf Quartierstrassen. Bei Tageslicht wäre es ein Einfaches, den Wanderweg zu finden. In der Nacht muss jede Abzweigung zuerst einmal gefunden werden. Eine kleine Waldlichtung am Rande von Arosa strahlen wir mit unseren Taschenlampen ab, bis wir den Pfad entdecken. Was am Tag ein Leichtes wäre. Genusswandern, «fundern», nein, das ist es noch nicht. Ein Gutes hat die Dunkelheit aber: Am Tag wirkt der Anstieg nach Maran steiler als in der Nacht. Schlicht weil man ihn jetzt nicht sieht.

Der Blick auf das noch schlafende Arosa.
Foto: Thomas Lüthi

Gipfeli, Kafi, Sonnenaufang

Etwa um 5.30 Uhr passieren wir die Häuser von Maran. Über den Berggipfeln beginnt sich das Morgenrot zu zeigen. Ein paar Kurven weiter stoppt Wanderleiter Greuter und weist den Berg hoch. «Das ist der Hauptichopf», sagt er. Nun beginnt das «fundern». Über leichte Steigungen geht es hoch. Das Licht ist sanft, das Grün der Böden anders als am Tag. Die Kuppen erinnern beinahe ans englische Dartmoor. «Die Zeit vor dem Sonnenaufgang finde ich fast schöner als den Moment selbst», sagt Greuter, der für längere und schwierigere Wanderungen ab und zu so früh unterwegs ist. Er hat recht.

Der letzte Wegweiser zum Maraner Hauptji.
Foto: Thomas Lüthi

Etwa zehn Minuten vor diesem «Moment selbst» ist der Hauptichopf geschafft. Jeder isst ein Gipfeli, schlürft einen Kafi, vergisst den Zweck dieser Early-Bird-Wanderung beinahe. Ich bin der Erste, der die Sonne sieht, pünktlich um 6.53 Uhr: «Da ist sie», rufe ich – und alle wenden sich dem gelben Schein zu, der exakt durch die Lücke zwischen zwei Bergspitzen hervorkommt. Es ist der zweitschönste Moment des Tages.

Für den schönsten sorgen die anderen, noch kaum wachen «Wandorama»-Teilnehmer beim Brunch nach unserem morgendlichen Ausflug. Der Tenor: «Ihr seid schon zurück? Es war so schön? Ach, ich hätte doch auch mitkommen sollen.» Das Gefühl: so etwas wie Stolz. Denn: Der innere Schweinehund wird, wenn man ihn überwindet, ein lieber Freund.

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Interview mit Monika Fasnacht

Life!: Sie waren am «Wandorama» mit einer Jass-Wanderung unterwegs. Was ist für die Teilnehmer da wichtiger: wandern oder jassen?
Monika Fasnacht:
Wir hatten sehr sportliche Jasser in Arosa. Das Wandern war wichtig, doch das Jassen stand klar im Vordergrund: Wir hatten viele lustige Partien.

Sie bezeichnen Wandern als eines Ihrer Hobbys. Was macht Ihnen daran Spass?
Ich kann dabei den Kopf frei machen und mich wunderbar erholen. Zudem hat mein Hund auch seine Bewegung. Und ich halte mich so fit.

Haben Sie einen Lieblingsausflug?
Am liebsten wandere ich in meiner Heimat Arosa. Ich kenne dort jeden Pfad. Wunderschön ist die Route vom Hörnli Richtung Älplisee und Schwellisee nach Arosa – oder umgekehrt.

Sie haben Ihren Hund Filou schon erwähnt, sind selbst ausgebildete Hundetrainerin. Wie sehr mag Filou die Wanderungen?
Der Hund ist immer dabei, und ich wähle Routen, die auch für ihn gut und ungefährlich sind. Also ohne steile Abhänge.

Ein goldener Tipp für wandernde Hundehalter?
Ein Hund darf auf keinen Fall jagen, sonst gehört er an die Leine. Zudem macht es Sinn, auch für den Hund einem mobilen Wassernapf mitzunehmen. Nicht nur Menschen bekommen Durst.

Life!: Sie waren am «Wandorama» mit einer Jass-Wanderung unterwegs. Was ist für die Teilnehmer da wichtiger: wandern oder jassen?
Monika Fasnacht:
Wir hatten sehr sportliche Jasser in Arosa. Das Wandern war wichtig, doch das Jassen stand klar im Vordergrund: Wir hatten viele lustige Partien.

Sie bezeichnen Wandern als eines Ihrer Hobbys. Was macht Ihnen daran Spass?
Ich kann dabei den Kopf frei machen und mich wunderbar erholen. Zudem hat mein Hund auch seine Bewegung. Und ich halte mich so fit.

Haben Sie einen Lieblingsausflug?
Am liebsten wandere ich in meiner Heimat Arosa. Ich kenne dort jeden Pfad. Wunderschön ist die Route vom Hörnli Richtung Älplisee und Schwellisee nach Arosa – oder umgekehrt.

Sie haben Ihren Hund Filou schon erwähnt, sind selbst ausgebildete Hundetrainerin. Wie sehr mag Filou die Wanderungen?
Der Hund ist immer dabei, und ich wähle Routen, die auch für ihn gut und ungefährlich sind. Also ohne steile Abhänge.

Ein goldener Tipp für wandernde Hundehalter?
Ein Hund darf auf keinen Fall jagen, sonst gehört er an die Leine. Zudem macht es Sinn, auch für den Hund einem mobilen Wassernapf mitzunehmen. Nicht nur Menschen bekommen Durst.

Wie entstehen Zeitangaben auf Wegweisern?

ZEITMESSER «Die läuft jemand mit der Stoppuhr ab!» So lautet die gängigste Antwort auf die Frage: Wie entstehen die Zeitangaben auf den Schweizer Wanderwegweisern? Weit gefehlt. Gerhard Weber vom Bundesamt für Landestopografie nahm in den 80er-Jahren über 150 Bergwege unter die Füsse und notierte sich Abschnittszeiten. Sein Sohn Stephan berechnete darauf ein sogenanntes Polynom 15. Grades. Mit diesem kann aus Distanzen, Höhendifferenzen und Steigungen die Marschzeit berechnet werden – am Computer.

SCHNELLER ODER LANGSAMER Die Formel funktioniert bei Steigungen bis 40 Grad und wird in der Schweiz im Normalfall angewandt. Indes: Es handelt sich stets um einen Durchschnittswert. Viele laufen entweder schneller oder langsamer.

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Ilanz GR: Trans Ruinaulta Information: +41 (0)81 920 92 00. www.ruinaulta.ch
ZVG

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