Hokuspokus oder wirksame Arznei?
Was kann Homöopathie wirklich?

An der alternativmedizinischen Behandlungsmethode scheiden sich die Geister. Als Opposition zur Schulmedizin wird die Wirkung homöopatihischer Mittel immer wieder in Frage gestellt. Doch was ist Homöopathie eigentlich?
Publiziert: 24.10.2018 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2018 um 10:56 Uhr
Globuli sind die wohl bekanntesten homöopathischen Arzneimittel.
Foto: Getty Images

Samuel Hahnemann gilt als der Begründer der Homöopathie. Erste Schriften zur Lehre veröffentlichte er ab 1796. Homöopathie basiert auf dem Grundsatz «similia similibus curentur» (Ähnliches werde mit Ähnlichem geheilt).  Daher der Name «Homöopathie», der aus dem griechischen entlehnt ist und sich aus homois (gleich, ähnlich) und pathos (Leiden) zusammensetzt.

Die Idee dahinter ist einfach: Eine Krankheit soll durch Arznei geheilt werden, die unverdünnt bei einem gesunden Menschen die gleichen Symptome hervorrufen könnte, wie die Krankheit selbst. Demnach sollen homöopathische Medikamente die Abwehrkräfte eines Menschen stimulieren und so zur selbstständigen Heilung führen.

Ist Homöopathie eine Lüge?

Zur Herstellung homöopathischer Arzneimittel werden ausgewählte Grundsubstanzen verdünnt bzw. potenziert. Dabei werden sie in der Regel im Verhältnis 1:10 oder 1:100 mit Wasser oder Ethanol gemischt oder mit Milchzucker verrieben. Hahnemann verdünnte die Substanzen ursprünglich auch, weil viele davon sehr giftig sind.

Bisher gibt es keine wissenschaftlich anerkannten Nachweise über die pharmakologische Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel. Die Behauptung, die gewünschte Wirkung lasse sich durch den Verdünnungsprozess steigern, widerspricht naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Aus diesem Grund wird die Homöopathie auch zu den Pseudowissenschaften gezählt.

Warum Homöopathie wirkt

Ein Argument der Homöopathie-Gegnerschaft lautet, dass die Lehre von Hahnemann sich seit 1796 kaum entwickelt habe, während die Schulmedizin sich laufend weiterentwickle. Es gibt zwar verschiedene homöopathische Strömungen, das Grundprinzip ist bei allen aber das selbe.

Bisher konnten wissenschaftliche Studien keine über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirkung homöopathischer Arzneimittel belegen. Deshalb werden Erfolge homöopathischer Behandlung nicht dem Arzneimittel selbst, sondern dem «Behandlungsumfeld», also z.B. dem Glauben des Patienten/der Patientin an die Wirksamkeit zugeschrieben.

Warum ist Homöopathie teuer?

Statt bei der kleinsten Erkältung oder bei Fieber direkt pharmazeutische Medikamente mit irgendwelchen Nebenwirkungen einzunehmen, können homöopathische Mittel - wenn man an ihre Wirkung glaubt - auch helfen. Zudem gibt man dem Körper so eher die nötige Ruhe, statt ihn, nachdem man die Symptome unterdrückt hat, direkt wieder zu fordern, indem man arbeitet oder Sport treibt.

Dann fragt sich allerdings, warum man teure homöopathische Arzneimittel einnehmen sollte, wenn man genauso gut einfach eine Frucht essen oder einen Tee trinken könnte. Diese Frage ist berechtigt, doch ob Früchte und Tee den gleichen Effekt für Homöopathie-Anhänger haben, bleibt unklar.

Die Globuli-Illusion

Seit Jahren explodieren die Ausgaben im Gesundheitswesen, langsam ist die finanzielle Schmerzgrenze erreicht. Umso absurder scheint es, dass Krankenkassen nun seit 2017 noch zusätzlich für die teure Alternativ-Medizin aufkommen müssen. Hier weiterlesen.

Kassen sollen künftig komplementärmedizinische Behandlungen wie Homöopathie bezahlen. (Symbolbild)
Kassen sollen künftig komplementärmedizinische Behandlungen wie Homöopathie bezahlen. (Symbolbild)
/KEYSTONE/GAETAN BALLY

Seit Jahren explodieren die Ausgaben im Gesundheitswesen, langsam ist die finanzielle Schmerzgrenze erreicht. Umso absurder scheint es, dass Krankenkassen nun seit 2017 noch zusätzlich für die teure Alternativ-Medizin aufkommen müssen. Hier weiterlesen.

Schon länger herrscht ein Streit darüber, ob Krankenkassen homöopathische Behandlungen bezahlen sollen oder nicht. Die Argumentation der Gegner lautet dahingehend, dass die Kosten höher seien und es keine wissenschaftlichen Studien gebe, die die Wirksamkeit belegen könnten. Befürworter argumentieren mit der freien Wahl des Therapie-Angebots und einer für sie geltenden Wirksamkeit. Dabei beziehen sie sich oftmals auf Studien, deren Methoden andere Standards verfolgen, als jene von schulmedizinischen Studien.

Homöopathie ist ein hochsensibles Thema: Will man sie ernst nehmen, wird man als unseriös abgetan, macht man sich über sie lustig, verharmlost man eine globale Bewegung. Grundsätzlich ist es wichtig, dass man alles hinterfragt; sowohl Schulmedizin und Pharmaindustrie als auch Alternativmedizin, Homöopathie und die dahinter stehende Industrie. Letztendlich sollte jeder Mensch für sich selber entscheiden dürfen, welche Medizin er einnehmen möchte. Wichtig ist allerdings auch, dass Hersteller beider Lager sich ihrer Verantwortung bewusst sind und nicht nur finanzielle Interessen in den Vordergrund stellen.

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