«Werd mal erwachsen» – das ist mit das Schlimmste, was man von mir verlangen kann. Es bedeutet, dass ich noch ganz schön lila hinter den Ohren bin, auf jeden Fall nicht ready für die grosse Welt. Und – das beunruhigt mich mehr – das Gegenüber rät mir zu etwas, das ich gar nicht will. Etwas, das ich mehr nicht will als alles andere. Erwachsen sein ist deckungsgleich mit Verantwortung, Vernunft und Gewohnheit. Also Langeweile.
Es gibt Sprüche, die mein Gefühl ganz gut beschreiben: «Werdet bloss nicht erwachsen, das ist eine Falle!» Gerne würde ich öfters antworten: «Ich bin nicht erwachsen, ich seh nur so aus.» Oder mir selber sagen: «Mit über 30 noch nicht erwachsen? Dann kann ich es jetzt auch lassen!»
Die Aufforderung, erwachsen zu werden, ist auch absurd. Wir sind doch alle noch ein bisschen Kind, zumindest bewahren wir uns etwas Kindliches. Eine Gewohnheit, die einen in unschuldige, heitere und zuckersüsse Kindertage zurückversetzt. Eine, die einen Moment schafft, weit weg von der bitterbösen Realität und dem nervenden Alltag, und einem stattdessen ein warm-wohliges Gefühl gibt. Das schafft mein Kinderkram.
Wenn ich davon erzähle – das mach ich selten –, lachen die Leute oft. So wie es eben Erwachsene bei ganz Kleinen tun. Das kann mir absolut nichts anhaben. Letztlich bin ich in dem Augenblick ein Kind, oder? Null Verantwortung, null Rechtfertigungsdrang. Ich fragte mein Umfeld, ob es auch an etwas aus vergangenen Tagen festhält. Und staunte.
Der eine zieht auf dem Balkon Bohnen, weil es ihn an sein Zuhause erinnert, und kauft Fischstäbli, obwohl jeder weiss, dass in diesem gepressten Fischmocken wahrlich nichts Gutes drin sein kann. Eine Freundin erzählt von einem Babybrei, den sie früher bekam, und wie sie noch heute Rüebli, Kartoffeln, Milch und Butter püriert und löffelt. Eine andere läuft immer noch am liebsten barfuss herum, wie damals als Kind, und schmeisst nach wie vor Pyjamapartys wie zu Schulzeiten. Und Sie, was haben Sie aus Ihrer Kindheit konserviert?
Mein Überbleibsel heisst übrigens Bibi Blocksberg. Die kleine Hexe, die sanfte Stimme des Sprechers und das Zischgeräusch nach einem Hexenspruch versetzen mich zurück in mein Kinderzimmer in den 90ern. Die Wirkung ist noch heute dieselbe: Ich kann gut einschlafen.