Fix zur Gesellschaft
Bloss nicht erwachsen werden

Lenkt sich unsere Autorin Alexandra Fitz mit Kinderkram vom Alltag ab, wird sie schon mal ausgelacht. Doch das ist ihr egal. Denn Einschlafen mit Bibi Blocksberg ist eh besser als ohne!
Publiziert: 29.05.2018 um 19:55 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:00 Uhr
Erwachsen sein ist doch langweilig!
Foto: Getty Images
Alexandra Fitz

«Werd mal erwachsen» – das ist mit das Schlimmste, was man von mir verlangen kann. Es bedeutet, dass ich noch ganz schön lila hinter den Ohren bin, auf jeden Fall nicht ready für die grosse Welt. Und – das beunruhigt mich mehr – das Gegenüber rät mir zu etwas, das ich gar nicht will. Etwas, das ich mehr nicht will als alles andere. Erwachsen sein ist deckungsgleich mit Verantwortung, Vernunft und Gewohnheit. Also Langeweile.

Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin

Es gibt Sprüche, die mein ­Gefühl ganz gut beschreiben: «Werdet bloss nicht erwachsen, das ist eine Falle!» Gerne würde ich öfters antworten: «Ich bin nicht erwachsen, ich seh nur so aus.» Oder mir ­selber sagen: «Mit über 30 noch nicht erwachsen? Dann kann ich es jetzt auch lassen!»

Die Aufforderung, erwachsen zu werden, ist auch ­absurd. Wir sind doch alle noch ein bisschen Kind, ­zumindest bewahren wir uns ­etwas Kind­liches. Eine Gewohnheit, die einen in unschuldige, heitere und ­zuckersüsse Kindertage ­zurückversetzt. Eine, die einen Moment schafft, weit weg von der bitterbösen Realität und dem nervenden Alltag, und einem stattdessen ein warm-wohliges Gefühl gibt. Das schafft mein Kinderkram.

Wenn ich davon erzähle – das mach ich selten –, lachen die Leute oft. So wie es eben Erwachsene bei ganz Kleinen tun. Das kann mir absolut nichts anhaben. Letztlich bin ich in dem Augenblick ein Kind, oder? Null Verantwortung, null Rechtfertigungsdrang. Ich fragte mein Umfeld, ob es auch an etwas aus vergangenen Tagen festhält. Und staunte.

Der eine zieht auf dem Balkon Bohnen, weil es ihn an sein Zuhause erinnert, und kauft Fischstäbli, obwohl jeder weiss, dass in diesem ­gepressten Fischmocken wahrlich nichts Gutes drin sein kann. Eine Freundin erzählt von einem Baby­brei, den sie früher bekam, und wie sie noch heute Rüebli, Kartoffeln, Milch und ­Butter püriert und löffelt. Eine andere läuft immer noch am liebsten barfuss ­herum, wie damals als Kind, und schmeisst nach wie vor ­Pyjamapartys wie zu Schul­zeiten. Und Sie, was haben Sie aus Ihrer Kindheit ­konserviert?

Mein Überbleibsel heisst übrigens Bibi Blocksberg. Die kleine Hexe, die sanfte Stimme des Sprechers und das Zischgeräusch nach ­einem Hexenspruch ­versetzen mich zurück in mein Kinderzimmer in den 90ern. Die Wirkung ist noch heute dieselbe: Ich kann gut einschlafen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?