Aus der Selbstoptimierungs-Falle
«Menschen haben Mängel»

Wenn einem die Selbstoptimierung über den Kopf wächst – Arbeitspsychologin Stefanie Birrer (37) sagt, was zu tun ist.
Publiziert: 01.04.2018 um 15:44 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:45 Uhr
Der Wille zur eigenen Pefektion kann zu Stress führen.
Foto: Thinkstock
Christiane Binder

Kann Selbstoptimierung ein Problem sein?
Stefanie Birrer:
Man will Karriere machen, abnehmen, gesund sein, soziales Ansehen geniessen, nicht traurig sein – kurz, man möchte ein perfekter Mensch sein. Aber wir bewegen uns alle in einem Hamsterrad. 

Ist es denn nicht gut, wenn man besser werden möchte?
Prinzipiell schon. Aber sind es zu viele Ziele, sind sie nicht mehr erreichbar. 

Wie findet man heraus, ob man zu viele Ziele verfolgt?
Wir müssen Prioritäten setzen. Es gibt Erwartungen, die muss ich erfüllen. Andere werden nur von aussen an mich gestellt. Wieder andere stelle ich nur an mich selbst. Fragen Sie sich bei allem, was Sie erreichen wollen: Wie wichtig ist das für mich, für meine eigene Person? Wenn es für Sie als Bankerin ein Problem ist, sich konservativ zu kleiden, dann wird es schwierig. Aber wir müssen vielleicht nicht fünfmal pro Woche ins Fitnessstudio gehen. 

Wie schafft man es, Prioritäten zu setzen?
Wichtig ist es, aus dem Hamsterrad auszusteigen, sich hinzusetzen und zu überdenken, welches Leben Sie führen. Ist es das, was Sie, und nur Sie allein, wirklich möchten? Nur der Computer ist – meist – perfekt. Wir denken, wir können das als Menschen genauso. Mängel werden als Schwäche ausgelegt. Aber Menschen haben Mängel. Das ist unsere Natur. Und das ist gut so.

Kann man lernen, nicht so streng mit sich zu sein?
Man kann es trainieren. Wer Stress hat, weil er sehr oft Sport treibt, muss nicht gleich aufhören damit. Aber er könnte weniger häufig trainieren. Oft sind es Kleinigkeiten, die das Fass zum Überlaufen bringen. Möglicherweise ist es gar nicht so schlimm, wenn Sie mal einen Pulli anziehen, der nicht perfekt gebügelt ist. Oder wenn Sie Ihr Bett mal nicht machen. Horchen Sie in sich hinein: Was macht das mit mir? Und sortieren Sie aus, was Sie nur um der anderen Willen machen. 

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