Das Problem mit der Trennung besteht vor allem in deren miserablem Ansehen. Wir betrachten sie als Zeugnis des Scheiterns und als brutale Tortur, die zu allem Übel auch noch in die – womöglich ewigwährende – Einsamkeit mündet. Ein Parcours zwischen Pranger, Folterkeller und Isolationshaft also. Es ist nur logisch, dass alle, die es so sehen, sich mit Händen und Füssen dagegen wehren.
Jedoch hat diese Haltung nichts mit Liebe zu tun, auch wenn sie gern so genannt wird, sondern nur mit Angst. Mit der Angst davor, sich selbst zu begegnen, seine Gefühle auszuhalten und sich in einer neuen Existenz zurechtzufinden. Und wenn allein schon der Gedanke daran Ihre Frau so ausflippen lässt – wie wird es ihr wohl gehen, wenn Sie tatsächlich verschwunden sein werden?
«Es gibt keine unfaire oder gemeine Trennung»
Aber einmal abgesehen davon, dass es nichts anderes als blanke Erpressung ist, seinen Partner am Weitergehen zu hindern, ist es nicht Ihre Aufgabe, Ihre Frau vor dem Schmerz zu schützen, der offenbar jahrelang in ihr geschlummert hat und nun ausbricht. Das kann und darf nicht die Grundlage dafür sein, eine Beziehung weiterzuführen. Das ist Sache eines Therapeuten.
Die Entscheidung, sich zu trennen, ist immer legitim. Es gibt keine unfaire oder gemeine Trennung. Höchstens unfaire oder gemeine Arten, sie umzusetzen. Doch der Wunsch, seinen weiteren Weg ohne den bisherigen Partner unter die Füsse zu nehmen, ist moralisch nicht anzufechten.
Eine klare Entscheidung ohne schlechtes Gewissen
Stehen Sie also zu Ihrem Entschluss, setzen Sie ihn mutig in die Tat um und lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen machen. Wie jeder von uns haben auch Sie es verdient, ein Leben zu führen frei von Manipulation, Stress, Vorwürfen und Missmut. Und alle Schritte, die Sie hin zu einem solchen Leben unternehmen, sind gut und gerecht, solange man dabei ehrlich und anständig bleibt.