Schweizer Spitäler melden neuen Rekord bei Geburtszahlen
Schwanger ist schick

Sängerin Jaël (38) und SRF-Moderatorin Kiki Maeder (37) haben zum Jahresende ein Baby bekommen. Das passt ins Bild. Die Geburtenzahl in der Schweiz steigt seit Jahren. Denn das Bürgertum entdeckt den Familiensinn.
Publiziert: 15.01.2018 um 23:44 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 19:11 Uhr
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Schwangerschaft macht fröhlich – immer mehr Frauen entscheiden sich wieder für Kinder!
Foto: andresr
Christiane Binder

In Zürich, Bern und Basel – überall sieht man sie durch die Innenstädte flanieren: junge Paare, der Vater trägt den Säugling an der Brust, die Mutter schiebt den schicken City-Buggy Marke Boogaloo mit dem älteren Geschwisterchen. Sie tragen modische Streetwear, streifen durch Cafés und Läden, Elternstress sieht anders aus.

Vor 20 Jahren bekam jede Frau in der Schweiz statistisch gerechnet 1,34 Kinder, ein historischer Tiefstand. Heute sind es 1,53. Im Universitätsspital Basel zum Beispiel kamen 2017 2784 Kinder zur Welt. «Ein neuer Rekord seit 1971», erklärt man dort. 

Familie erlebt «eine Renaissance»

Wider alle Prognosen erlebt die Familie «eine Renaissance», so der Soziologe François Höpflinger (69). In einer unberechenbaren, globalen Welt verspreche die Familie Sicherheit und Sinn. Drei Viertel der jungen Schweizer wünschen sich Kinder. Vorreiter eines neuen Familienmodells ist das Bürgertum.

Die moderne Familie lebt vornehmlich in den Citys, wo junge gut Gebildete die besten Jobs finden und von der städtischen Infrastruktur profitieren: Kleinkindbetreuung, Kitas, auf Familien zugeschnittene neue Wohnanlagen, die Möglichkeit, Vaterschaftsurlaub zu nehmen oder Teilzeit zu arbeiten. Untereinander «bestens vernetzt», wie Höpflinger sagt, organisieren sie sich Hilfe, die der Staat nicht bietet, vom Aufpassen auf die Kinder bis hin zu Adressen, wo es die besten OshKosh-Kinderhosen oder Kinder-Yoga gibt.

Ära der modernen urbanen Familie

Das Papa-Moll-Modell – Vati bringt das Geld heim, Mutti wirbelt daheim durch den Haushalt – taugt nur noch für lustige nostalgische Filme. Die moderne urbane Familie ist finanziell komfortabel und mit gehobener Bildung ausgestattet. Dass die Frau im Job ihren Mann steht, ist selbstverständlich. Doch beide Elternteile nutzen die Möglichkeit, den Job zugunsten der Familie zu reduzieren.

«Kinderlosigkeit ist ein hoher Preis der Emanzipation»

Vor 50 Jahren hätte sich keiner diese Entwicklung vorstellen können. Die jungen Frauen der 68er-Generation kämpften gegen alles, was ihren Müttern und Vätern heilig war – den altmodischen Sex-Kodex, das Abtreibungsverbot, ein Leben als «Nur-Hausfrau» mit Kindern, die als Karrierehindernis und «Klotz am Bein» begriffen wurden. Doch gerade in den bürgerlichen Schichten denkt man heute darüber anders. «Das Bewusstsein ist gestiegen, dass Kinderlosigkeit ein hoher Preis der Emanzipation ist», sagt Günter Burkart (67), Kultursoziologe an der Uni Lüneburg (D).

Kinder zu haben ist heute auch dank der Grosseltern besser machbar. Sie sind ebenfalls nicht mehr die Alten. Oma und Opa, Best Agers zwischen 60 und 70, sind körperlich so fit wie geistig auf der Höhe. Für sie ist die Enkel-Betreuung eine «aktive Verjüngungsstrategie», wie sich François Höpflinger ausdrückt. So begeistert, wie sie sich von den Enkeln zeigen lassen, wie WhatsApp funktioniert, so eifrig knien sie sich in «Grosselternkursen» in den zeitgemässen Umgang mit Säuglingen. Dank moderner Wohnverhältnisse hockt man heute räumlich nicht mehr aufeinander, «Intimität auf Abstand» nennt Höpflinger das.

Die Millennial-Eltern sind auch ökonomisch eine interessante Zielgruppe. Private Geburtskliniken buhlen mit 5-Sterne-Komfort um werdende Eltern. Hochmoderne Medizin nimmt der Entbindung ihren Schrecken. Familienhotels bieten professionelle Kinderbespassung, für die Erwachsenen Gourmetküche. Die Mütter informieren sich in Frauenzeitschriften über die «Wichtigsten Fashion-Regeln für den Mama-Look» oder machen sich in einschlägigen Style-Guides schlau, wie sie ästhetisch auf der Höhe bleiben. Nicht zuletzt freut sich die Schweizer Spielwarenindustrie über ein Umsatz-Plus von vier Prozent.

Drittkind als «Statussymbol der Dekade»

Prominente wie die Beckhams führen vor, wie glamourös es sich mit Kindern lebt. International bekannte Blogger wie Chiara Ferragni (30), Leandra Medine (29) oder Arielle Charnas (30), die im vergangenen Herbst ihre Schwangerschaften verkündeten, werden auch als Mütter stilbildende Vorbilder sein. Das weckt weitere Begehrlichkeiten. So kommt aus Amerika der Trend zum Drittkind. Der «New York Observer» spricht bereits vom dritten Kind als «Statussymbol der Dekade». Kamen in der Schweiz 2007 noch 7000 dritte Kinder zur Welt, waren es 2016 8000.

Auf den neuen Kindersegen muss auch der Staat reagieren. Offene Stellen an Regelklassen könnten aktuell problemlos besetzt werden, erklärt die Bildungsdirektion des Kanton Zürich. Um einer künftigen Lehrerknappheit vorzubeugen, laufen schon jetzt Programme zur Quereinsteigerausbildung für Lehrpersonen an der PH Zürich, Unterstützungsangebote für einen Wiedereinstieg in den Lehrberuf oder Verlängerungsmöglichkeiten der Anstellung von Lehrern, die das Pensionsalter erreicht haben.

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Baby mit Stil

Plastik kommt auf keinen Fall ins Haus, langweilige Wickeltücher ohne Muster gehören der Vergangenheit an, und quietschbuntes Spielzeug ist schon lange out. Moderne Mütter und Väter wollen das Beste für den Nachwuchs – und das Stylischste. Wirft man einen Blick in die führenden Zürcher Kinderläden, wie «Tigerfink» und «Karamell», wird schnell klar, was ganz oben auf der Wunschliste der werdenden Eltern steht: minimalistische, durchdesignte und nachhaltige Baby-Accessoires. Farben und Formen sind zurückhaltend. Es wird auf hochwertiges und nachhaltiges Material wie Holz und Bio-Baumwolle gesetzt. Zu den Bestsellern der Shops zählt Spielzeug in Schwarz-Weiss. Der starke Kontrast soll die visuellen Fähigkeiten der Kinder fördern. Einen erzieherischen Wert haben die Designteile somit also auch noch. Dem Baby mag das recht egal sein. Hauptsache es raschelt und quietscht. Die Accessoires mit zurückhaltenden Farben und minimalistischem Design haben aber vor allem einen Zweck: Sie sollen den modernen Stil der Eltern widerspiegeln.

Plastik kommt auf keinen Fall ins Haus, langweilige Wickeltücher ohne Muster gehören der Vergangenheit an, und quietschbuntes Spielzeug ist schon lange out. Moderne Mütter und Väter wollen das Beste für den Nachwuchs – und das Stylischste. Wirft man einen Blick in die führenden Zürcher Kinderläden, wie «Tigerfink» und «Karamell», wird schnell klar, was ganz oben auf der Wunschliste der werdenden Eltern steht: minimalistische, durchdesignte und nachhaltige Baby-Accessoires. Farben und Formen sind zurückhaltend. Es wird auf hochwertiges und nachhaltiges Material wie Holz und Bio-Baumwolle gesetzt. Zu den Bestsellern der Shops zählt Spielzeug in Schwarz-Weiss. Der starke Kontrast soll die visuellen Fähigkeiten der Kinder fördern. Einen erzieherischen Wert haben die Designteile somit also auch noch. Dem Baby mag das recht egal sein. Hauptsache es raschelt und quietscht. Die Accessoires mit zurückhaltenden Farben und minimalistischem Design haben aber vor allem einen Zweck: Sie sollen den modernen Stil der Eltern widerspiegeln.

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