Wenn Menschen sich auf fragwürdige Wege begeben, ist das für jene in ihrer Umgebung ein schmerzhafter und verstörender Prozess. Sie müssen Abschied nehmen von einem Freund, wie sie ihn gekannt und geliebt haben, und zuschauen, wie er sich in ein trauriges Abbild seiner selbst verwandelt. Indem er beispielsweise eine missbräuchliche Beziehung eingeht und behauptet, die grosse Liebe gefunden zu haben. Oder indem er sich langsam, aber sicher zu Tode säuft. Oder indem er zu einem fanatischen Schwätzer wird, der behauptet, Verkehrsflugzeuge würden heimtückische Betäubungsmittel in die Luft sprühen.
Dürfen die Eltern sich einmischen?
Am schlimmsten sind derartige Verwicklungen für die Eltern eines Kindes. Sie sind ohnehin aufgefordert, es seinen eigenen Weg unter die Füsse nehmen zu lassen, und allein daran scheitern schon viele herrlich. Führt besagter Weg aber an den offensichtlichen Rand der Gesellschaft, ist es kein Wunder, wenn man über der Frage verzweifelt, wie man den verwirrten Geist zur Umkehr rufen könnte.
Mehr Toleranz und Verständnis zeigen
Allerdings ist Ihr Sohn ziemlich sicher überzeugt, im Kreise seiner neuen Freunde besser aufgehoben zu sein als inmitten anderer, weniger gottesfürchtiger Menschen. Ihre Versuche, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, werden ihn in dieser Ansicht nur bestätigen, und das Wort «Sekte» wird die Fronten vermutlich auch nicht gerade aufweichen. Somit bleibt Ihnen nur die Toleranz. Also das liebevolle und vor allem stumme Dulden einer Geisteshaltung, die Sie eigentlich für vollkommen bescheuert halten.
«Ab 18 hat jeder das Recht, sein Leben wegzuschmeissen»
Bedenken Sie auch, dass jeder, der 18 geworden ist, mit seinem Leben machen kann, was er will, und dazu gehört auch das Wegschmeissen aller Art. Wobei die Mitgliedschaft in einer Sekte immerhin nur skurril ist und ansonsten keinen Schaden anrichtet. Andere Eltern haben Kinder, die zu Mördern geworden sind.