Darum gehts
- Schweizer Gynäkologin lanciert «Menoqueens»
- Schweizerischer Nationalfonds finanziert Forschungsprojekt zu Arbeit während der Wechseljahre
- Jede zehnte Frau verlässt aufgrund von Menopause-Symptomen den Arbeitsmarkt
Die Zeichen stehen auf Offenheit: Viele Frauen in der Schweiz sprechen heute – zumindest untereinander – freimütig über die Wechseljahre und deren Herausforderungen. Und es gibt Ärztinnen wie Gynäkologin Petra Stute vom Inselspital Bern, die breit aufklären wollen. «Menoqueens» nennt die Menopause-Spezialistin ihre neue Plattform. Mit dem Namen setzt sie den Ton: Eine «Menoqueen» ist ganz sicher keine Frau im mittleren Alter, die sich und ihre hormonellen Veränderungen schamvoll versteckt, sondern eine, die diesen Lebensabschnitt selbstbewusst angeht.
Ähnlich entschlossen wirken Auftritte von Prominenten, die offen über die Wechseljahre sprechen. US-Schauspielerin Halle Berry (58) sagte kürzlich in einem Podcast, dass sie den 21. März dieses Jahres feiern werde, denn der Tag markiere den Beginn ihres Lebens als Frau, die definitiv nicht mehr menstruiere.
Die Strahlkraft von Promis hilft
Die Liste von weltweit bekannten Frauen, die öffentlich über hormonelle Veränderungen sprechen, lässt sich beliebig verlängern: die Schauspielerinnen Gwyneth Paltrow (52), Naomi Watts (56) oder Salma Hayek (58) scheuen sich ebenso wenig, über Hitzewallungen, Brain Fog, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und andere Symptome zu sprechen, wie die frühere First Lady der USA Michelle Obama (61) oder Model Naomi Campbell (54).
In den Wechseljahren stellen sich die Hormone um. Meist beginnen sie im fünften Lebensjahrzehnt. Der Begriff Menopause bezeichnet die letzte Regelblutung, wird im Volksmund aber als Synonym für Wechseljahre verwendet. Die Prämenopause beginnt ab 40 mit unregelmässigeren Blutungen und ersten Symptomen. Die Perimenopause ist die Zeit ein bis zwei Jahre vor bis ein Jahr nach der letzten Blutung. Die Postmenopause beginnt 365 Tage nach der letzten Menstruation.
In den Wechseljahren stellen sich die Hormone um. Meist beginnen sie im fünften Lebensjahrzehnt. Der Begriff Menopause bezeichnet die letzte Regelblutung, wird im Volksmund aber als Synonym für Wechseljahre verwendet. Die Prämenopause beginnt ab 40 mit unregelmässigeren Blutungen und ersten Symptomen. Die Perimenopause ist die Zeit ein bis zwei Jahre vor bis ein Jahr nach der letzten Blutung. Die Postmenopause beginnt 365 Tage nach der letzten Menstruation.
Mehrere von ihnen haben eigene Menopause-Unternehmen gegründet oder ihr Geld darin investiert. 2024 wurde der globale Menopausen-Markt (Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Wellness- und Lifestyle-Produkte) auf 17,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Wachstumsprognose zeigt steil aufwärts.
Die Strahlkraft dieser Frauen ist wichtig; sie erreichen viele und machen das Thema «sexy», wie die «Los Angeles Times» schreibt. Abseits der sozialen Medien und weit weg von Hollywoodglamour ist das Thema Wechseljahre derzeit ebenfalls auffällig präsent. Zum Beispiel in den Auslagen der Buchhandlungen.
Letztes Jahr machte der «Coming of Age»-Roman für Frauen von der US-amerikanischen Autorin Miranda July (51) Furore: «Auf allen vieren» wird für seinen tabulosen Zugang zu Themen wie sexuelles Begehren im mittleren Alter und körperlichen und psychischen Veränderungen gefeiert. Aus dem deutschsprachigen Raum erscheint im April von Schriftstellerin Stefanie de Velasco (47) mit «Heiss» eine persönliche «Liebeserklärung an die Wechseljahre».
Hinzu kommen unübersichtlich viele Sachbücher – etwa Bestseller wie der gesellschaftskritische Titel «Die gereizte Frau» von Miriam Stein (48) oder der Ratgeber «Woman on Fire» von Gynäkologin Sheila de Liz (56). Zu jedem erdenklichen Menopausen-Aspekt – Ernährung, Fitness, Gehirn, natürliche Heilmittel – findet man Stoff. Die Menopause ist ein Trendthema, dem sich auch zahlreiche Podcasts und Social-Media-Konten widmen.
Studie wird Tabu aufbrechen
In einem Bereich hat die Menopause aber noch nichts verloren: im Arbeitsmarkt. Doch dies soll sich nun ändern, im April startet ein vom Schweizerischen Nationalfonds finanziertes Forschungsprojekt der Berner Fachhochschule (BFH) und der Universität Lausanne, das sich mit Arbeit während der Wechseljahre befasst.
Isabelle Zinn (41), Professorin für Diversity, Equity & Inclusion und neue Arbeitsformen an der BFH, ist Co-Leiterin der auf drei Jahre angelegten Studie. Die promovierte Soziologin erzählt, dass manche fragen, ob es wirklich nötig sei, die Menopause politisch und wirtschaftlich zu besprechen. Für Zinn ist klar: «Menopause ist keine Privatsache. Das Thema hat inzwischen eine realpolitische Dimension.»
Viele Frauen verlassen den Arbeitsmarkt
Erhebungen aus anderen Ländern zeigen, dass jede zehnte Frau aufgrund ihrer Menopause-Symptome den Arbeitsmarkt verlässt. Viele weitere reduzieren ihr Pensum. Das ist in Zeiten von Arbeitskräftemangel fatal – insbesondere, da der Fachkräftemangel in frauendominierten Branchen besonders ausgeprägt ist (etwa im Gesundheitswesen oder in der Bildung).
«Viele Arbeitnehmende schöpfen in den Wechseljahren ihr Potenzial nicht aus, oder wir verlieren sie ganz», sagt Zinn. «Wir brauchen diese Frauen und wir möchten, dass sie gesund bleiben.» Die Situation akzentuiert sich: «Es waren noch nie so viele Frauen im mittleren Alter im Arbeitsmarkt wie jetzt. Sie durchlaufen die ganze Menopausen-Transition, während sie arbeiten.» Geschätzte zwei Drittel der Frauen zwischen circa 45 und 55 haben in dieser Lebensphase Beschwerden, ein Drittel davon schwere.
In England gibt es Menopause-Gesetze
Pionierhaft geht England in diesem Thema voran: Dort sind Frauen mit Menopause-Symptomen gesetzlich vor Diskriminierung geschützt, ebenso sind Arbeitgeber verpflichtet, die Auswirkungen solcher Symptome auf den Arbeitsplatz zu berücksichtigen. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass Frauen in Räumen mit kühleren Temperaturen arbeiten können oder dass ihre Arbeitskleidung nicht synthetisch ist. Zu möglichen Massnahmen gehören auch flexible Arbeitszeiten, die Frauen unkompliziert beantragen können, um ihre Symptome besser zu bewältigen.
«Das Wichtigste scheint mir von einer Individualisierung der Gesundheit am Arbeitsplatz wegzukommen, denn es geht nicht um eine Wohlfühlpolitik für Frauen», sagt Zinn. Alle Arbeitnehmenden sollten von inklusiven Massnahmen profitieren können, sagt die Soziologin, denn auch nicht jeder Mann entspreche dem «idealen Arbeiter», der ungebunden, ständig verfügbar und immer leistungsfähig ist.
Die Schweizer Studie wird für Unternehmensleitungen und Personalabteilungen von Interesse sein. Vielleicht aber auch für Aktivistinnen. In Deutschland macht derzeit eine Gruppe von Unternehmerinnen, Ärztinnen und Journalistinnen unter dem Slogan «Wir sind 9 Millionen» der Politik Dampf. Einige der Forderungen: umfangreichere Forschung zum Thema, breite Aufklärung, Unterstützung am Arbeitsplatz. Und: bessere Ausbildung zu den Wechseljahren im Medizinstudium – denn dort wird das Thema, das jede Frau betrifft, nur marginal behandelt.