Neuerungen in Schweizer Kreisssälen
So gehen Kliniken gegen Gewalt während der Geburt vor

Gewalt während der Geburt ist kein Tabuthema mehr – und kann deshalb besser bekämpft werden. Vier Trends und Neuerungen, die gewaltfreie Geburtshilfe stärken.
Publiziert: 13.02.2024 um 21:17 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2024 um 22:07 Uhr
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Die Betreuung durch eine vertraute Person fördert ein positives Geburtserlebnis.
Foto: Shutterstock
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Wer die Begriffe Geburt und Gewalt im selben Satz verwendet, trifft häufig auf Abwehr, wie Kommentare zu Blick-Artikeln zum Thema Gewalt in der Geburtshilfe zeigen: Manche sehen in heutigen Schwangeren Mimöschen, die weniger robust sind als Frauen früherer Generationen. Andere ersticken jede Diskussion mit der Aussage: «Hauptsache, das Kind ist gesund.» Wieder andere verweisen darauf, dass unser Geburtssystem immerhin dazu geführt hat, dass die Sterblichkeit von Mutter und Kind auf Tiefwerte sinken konnte. 

Die Grenzen dessen, was in der Geburtshilfe als normal erachtet wird, haben sich immer wieder verschoben. So hat sich der früher übliche routinemässige Dammschnitt mittlerweile als ungerechtfertigt erwiesen. Auch aktuell ist wieder einiges in Bewegung, gerade, weil sich das unbequeme Wortpaar Gewalt und Geburt nicht wegschweigen lässt.

Vier Neuerungen an Schweizer Kliniken, die zu gewaltfreier Geburtshilfe beitragen: 

1 Kommunikationsoffensive

Kommunikation während des Geburtsprozesses ist von der Ärzteschaft und von Hebammen als zentral erkannt worden, damit Massnahmen nicht als gewalttätig interpretiert werden. 

So lernen Hebammen heute in der Ausbildung, Frauen ständig darüber zu informieren, was sie tun, und sie um ihr Einverständnis zu bitten. Es gibt auch Weiterbildungen zum Thema. «Manche Kliniken haben Nachgespräche zur Geburt eingeführt, um gezielter Rückmeldungen zu erhalten und mögliche Schwierigkeiten der Frau auffangen zu können», sagt Hebamme Laurentia Nussbaum (30), die im Jahr 2021 an der ZHAW eine Arbeit zum Thema Gewalt unter der Geburt verfasst hat.

2 Stärkung der Hebammen

Bei einer hebammengeleiteten Geburt kommt es zu weniger geburtsmedizinischen Interventionen. War diese schon im Rahmen einer Geburt zu Hause oder im Geburtshaus möglich, richten heute immer mehr Kliniken auf ihrem Areal Räumlichkeiten für die hebammengeleitete Geburt ein. 

3 Eine Leitlinie, die die natürliche Geburt unterstützt

Die «S3-Leitlinie für vaginale Geburten am Termin» dient seit 2021 als Grundlage für das Handeln des geburtshilflichen Personals. «Mit der Leitlinie wurde ein Grundstein gelegt, um selbstbestimmte Geburten mit möglichst wenig unnötigen Eingriffen zu begünstigen», sagt Hebamme Laurentia Nussbaum. Allerdings: «Bis solche wissenschaftlichen Neuerungen ihren Weg in die Praxis finden, dauert es meist etwas.»

In der Leitlinie ist das Recht der Frau auf umfassende Aufklärung betont. Damit wird die Position von Frauen unter der Geburt gestärkt. Die Leitlinie ist so verfasst, dass Laien sie verstehen: Sie kann Schwangeren als Informationsquelle dienen.

4 Geburtsbegleitung durch Doula

Betreuung durch eine vertraute Person wirkt sich positiv auf den Geburtsverlauf aus. Diese Rolle erfüllen in der Schweiz seit wenigen Jahren immer öfter Doulas. Das sind ausgebildete Geburtsbegleiterinnen, die keine medizinischen Aufgaben übernehmen, sondern als Fürsprecherin für die Frau vor, während und nach der Geburt da sind. Beim Verband Doula CH sind heute 300 Doulas zertifiziert. Erste Zusatzversicherungen schliessen die Kosten für eine Doula mit ein.

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