Vollelektrischer Ford E-Transit im Zügeltest
Das kann Fords Lastesel als Elektro-Version

Der Ford Transit ist absatzmässig Benchmark unter den Kleintransportern und neuerdings auch mit Elektroantrieb zu haben. Im Blick-Zügeltest muss der E-Transit beweisen, dass er auch elektrisch ein echter Handwerksmeister ist.
Publiziert: 18.09.2023 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2023 um 13:41 Uhr
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Ein Urgestein unter den Kleintransportern: Der Ford Transit ist seit fast 60 Jahren ein gern gesehener Helfer bei Baufirmen, Spediteuren und Handwerksbetrieben. Jetzt packt er als E-Transit auch rein elektrisch an.
Foto: Andreas Engel
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Unglaublich, aber wahr: Seit 1965, also bald 60 Jahren, ist Fords Transporter Transit gern gesehener Helfer bei Baufirmen, Spediteuren und Handwerksbetrieben. Als Kasten- oder Pritschenwagen ist er dabei meist im städtischen Umfeld oder in der Agglomeration unterwegs – Orte, wo der sonst übliche Dieseldunst besonders belastet. Kein Wunder, bietet Ford das Arbeitstier neuerdings auch mit reinem Elektroantrieb an. Alibiübung oder echte Alternative für Büezerbuden? Blick wollte es genauer wissen und hat den E-Transit beim Musikraum-Zügeln engagiert.

Vor der Fahrt

Optisch sieht man dem Transit das E nicht an: Nur blaue Querstreben im Kühlergrill verraten, dass der Test-Transporter rein elektrisch unterwegs ist. Für den Vortrieb stehen zwei unterschiedlich starke E-Motoren mit 135 kW (184 PS) oder 198 kW (269 PS) zur Wahl – bei der Dieselvariante sind 125 kW (170 PS) das höchste der Leistungsgefühle. Natürlich ist der E-Transit wie seine Verbrenner-Brüder in zahlreichen Varianten zu haben: als Kastenwagen mit Einzel- oder Doppelkabine oder als Fahrgestell in zwei Höhen und drei Längen. Bei unserem Testfahrzeug handelt es sich um die kürzeste (L2) und flachste (H2) Variante 350 mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3500 Kilogramm.

Ford E-Transit Van 350 L2 H2 «Trend»

Antrieb Elektromotor, 135 kW (184 PS), 430 Nm, 1-Gang-Automatik, Heckantrieb, Akku 68 kWh
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h k.A., Spitze 110 km/h (elektronisch abgeriegelt), Reichweite Norm (WLTP) 261 km
Masse L/B/H 5,33/2,53/2,06 m, Leergewicht 2669 kg, Laderaum 6100 l, Nutzlast 831 kg
Umwelt Verbrauch Werk 29,9 kWh/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz A
Preis ab 73'095 Franken (Testwagen inkl. Optionen 76'779 Fr.)

Antrieb Elektromotor, 135 kW (184 PS), 430 Nm, 1-Gang-Automatik, Heckantrieb, Akku 68 kWh
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h k.A., Spitze 110 km/h (elektronisch abgeriegelt), Reichweite Norm (WLTP) 261 km
Masse L/B/H 5,33/2,53/2,06 m, Leergewicht 2669 kg, Laderaum 6100 l, Nutzlast 831 kg
Umwelt Verbrauch Werk 29,9 kWh/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz A
Preis ab 73'095 Franken (Testwagen inkl. Optionen 76'779 Fr.)

Auf der Strasse

Etwas ungläubig staunen die beiden Kollegen – berufsbedingt des Öfteren in Fahrzeugen wie dem Transit unterwegs – von den Beifahrersitzen aus: «Man merkt gar nicht, dass der Transporter schon fährt, so leise wie der ist!» Zur Ruhe kommt auch Kraft dazu: Obwohl wir die schwächere der beiden E-Varianten fahren, tritt der E-Transit für ein Nutzfahrzeug ungewohnt flott an und hat dank sattem Drehmoment von 430 Nm auch vollbeladen keine Mühe. Der Transporter fährt sich äusserst angenehm und fast so handlich wie ein PW: Die Lenkung ist präzise abgestimmt, das Fahrwerk dank hinterer Einzelradaufhängung nicht zu straff. Dass der E-Transit zugunsten der Reichweite maximal 110 km/h auf der Autobahn rennt, geht ebenfalls in Ordnung: Mit einer Praxisreichweite von rund 250 Kilometern wird er ohnehin nicht zum Langstreckenläufer.

Das war gut

So angenehm der E-Transit auf der Strasse fährt, so modern gehts im Cockpit weiter: Der mittige 12-Zoll-Touchscreen mit Fords neuestem Sync-4-Infotainmentsystem, das «Over the Air» mit Updates versorgt wird, ist im E-Transit genauso serienmässig an Bord wie Klimaautomatik, beheizte Frontscheibe und Sitze. Auch die neuesten Fahrassistenten aus dem Konzernregal sind – teils gegen Aufpreis – erhältlich. Hinzu kommen praktische Ablagen und clevere Details wie die 230-V-Steckdose im Laderaum (1235 Fr.), die für die Kühlung der Fracht oder Elektrowerkzeuge genutzt werden kann. Doch das wichtigste: Der E-Transit lädt auch richtig viel. Im über sechs Kubikmeter fassenden Laderaum des 2660 Kilogramm schweren Testwagens beträgt die Nutzlast 840 kg. Theoretisch ist im E-Transit eine maximale Nutzlast von 1624 Kilogramm möglich (Modell 425 L2 H2).

Das war schlecht

Viele Schwachstellen können wir nicht ausmachen. Etwas umständlich in der Praxis ist die Stärke der Rekuperation, die zum einen durch Drücken der «L»-Taste am Gangwahlhebel, zum anderen durch Antippen der Bremse gesteuert wird – hier wären etwa Paddels am Lenkrad die bessere Lösung. Und auch der Preis des E-Transit wirkt auf den ersten Blick hoch: Unser Test-Transporter kostet ohne Extras mehr als 73'000 Franken und damit rund 15'000 Franken mehr als die vergleichbare Dieselvariante. Für Handwerks- oder Transportbetriebe dürfte sich der E-Transit dennoch lohnen, da auch Treibstoff- und Unterhaltskosten deutlich tiefer als bei einem Verbrenner ausfallen.

Das bleibt

Bei anderen Transportern brummelt der Dieselmotor – beim extrem leisen E-Transit ist es die Klimaanlage, die beim Hochfahren ungewohnt lautstark den Ton angibt. Sonst überzeugt der Starkstromer mit viel Kraft und Nutzwert, und ist so angenehm zu fahren, dass ihn wohl kein Büezer nach der ersten Testfahrt wieder missen will. Und wenns sein muss, ist die 77-kWh-Batterie (68 kWh nutzbar) am DC-Schnelllader (max. 115 kW) beim 35-minütigen Handwerker-Zmittag wieder zu 80 Prozent geladen. Für uns ist der Ford E-Transit ein echter elektrischer Handwerksmeister!

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