Die koreanische Attacke beginnt! Seit kurzem sind die ersten Modelle von Hyundais Edelableger Genesis auch in Europa erhältlich. Interessierte können sich im brandneuen Flagship-Store an der Zürcher Bahnhofstrasse – am ehemaligen Standort des Traditionshauses Franz Carl Weber – die aktuell erhältlichen Oberklasse-Modelle G80 und GV80 sowie die eine Klasse darunter angesiedelten Mittelklasse-Modelle G70 und GV70 anschauen, ausstatten und auch direkt ordern.
Besonders die beiden Letztgenannten sind für die Koreaner von enormer Wichtigkeit: Während die 80er-Reihe, die je nach Aufbau gegen Audi A7 und Q7, BMW 5er und X5 oder Mercedes E-Klasse und GLE antritt, vor allem Prestige einbringt, sollen G70 und GV70 das Volumen holen, um die Marke in Europa bekannt zu machen. Blick konnte vor Marktstart exklusiv den neuen Gegner von Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse testen!
Das ist neu
Auf dem Heimatmarkt Südkorea und in den USA wird der G70 schon seit drei Jahren verkauft. Doch erst mit dem Facelift findet er jetzt den Weg zu uns. Dazu wurde der G70 voll auf den Geschmack der Europäer getrimmt – sei es bei der Optik oder der edlen Anmutung im Innenraum.
Gleichzeitig will Genesis beim Service punkten und so der Premium-Konkurrenz die Kunden streitig machen. Dazu gehört ein Fünf-Jahre-Rundum-sorglos-Paket, dank dem Kundinnen nie eine Genesis-Werkstatt betreten müssen: Das Auto wird am Standort nach Wahl abgeholt, durch ein baugleiches Ersatzauto ersetzt und innert ausgehandelter Frist dort auch wieder übergeben. Jeder Kunde erhält einen persönlichen Assistenten, eine garantierte Rückkauf-Option des Autos und gratis Over-the-Air-Updates. Wer will, kann sich «seinen» Genesis auch im Auto-Abo bestellen.
Antrieb 2.0-R4-Turbobenziner, 252 PS (185 kW), 353 Nm@1400 /min, Achtstufen-Automatikgetriebe, Allrad
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h 6,6 s, Spitze 240 km/h
Masse L/B/H 4,69/1,85/1,40 m, 1685 kg, Laderaum 330 l
Verbrauch WLTP 10,1 l/100 km = 172 g/km CO2-Ausstoss
Preise ab 56'910 Franken (2.0T, RWD, «Premium», ab 46'200 Fr.)
Antrieb 2.0-R4-Turbobenziner, 252 PS (185 kW), 353 Nm@1400 /min, Achtstufen-Automatikgetriebe, Allrad
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h 6,6 s, Spitze 240 km/h
Masse L/B/H 4,69/1,85/1,40 m, 1685 kg, Laderaum 330 l
Verbrauch WLTP 10,1 l/100 km = 172 g/km CO2-Ausstoss
Preise ab 56'910 Franken (2.0T, RWD, «Premium», ab 46'200 Fr.)
Das gefällt uns
Für die Genesis-Optik ist der ehemalige Volkswagen-Designer Luc Donckerwolke (57) verantwortlich. Der Belgier hat ganze Arbeit geleistet: Der G70 gefällt mit charakteristischem Kühlergrill, geteilten LED-Schweinwerfern und scharfer Haube. Die Seitenlinie des 4,69 Meter langen G70 zieht sich schnörkellos nach hinten und endet im wuchtigen Heck mit kleinem Bürzel, zweigeteilten LED-Leuchten und sportlichem Diffusor.
Top: Im Innenraum wirkt der G70 dank viel Leder, Sitzen mit Rautensteppung und feinen Materialien fast eine Klasse höher. Gestochen scharfe Digital-Instrumente sind ebenso Standard wie Head-up-Display und 10,25-Zoll-Infotainment-Touchscreen, der für unseren Geschmack aber noch eine Nummer grösser hätte ausfallen können. Praktisch: Trotz Digital-Trend hat Genesis ein paar wenige, aber wichtige Knöpfe an der Mittelkonsole belassen, was die Bedienung des Systems wesentlich vereinfacht.
Das gefällt uns weniger
So gut wir im G70 vorne sitzen, so eng wird es auf der Rückbank. Besonders für Grössere ist die Kopffreiheit beschränkt. Auch die Navigation mit Live-Traffic-Funktion schwächelte im Test und brauchte teils Minuten, um eine Route zu berechnen – das muss heute besser gehen.
Etwas enttäuscht sind wir auch von der Motorenauswahl, die sich in Europa auf einen 2,2-Liter-Turbodiesel sowie einen 2,0-Liter-Turbobenziner beschränkt. Klar legt Genesis auch elektrisch mit dem G80 Electrified und dem kompakten GV60 bald nach. Aber weder Mild- noch Plug-in-Hybride sind für einen Technologie-Konzern wie Hyundai dann doch eher mau.
So fährt er sich
Maximal 255 PS und 353 PS wuchtet der Vierzylinder-Turbobenziner via Achtgang-Automatik auf die schicken 19-Zöller. Die Kraft reicht allemal, um den G70 rasant über die Landstrasse zu jagen: Knapp 6,4 Sekunden vergehen bis zur 100-km/h-Marke, die Spitze ist bei ca. 240 km/h erreicht.
Wichtig für die Schweiz dürfte der optional erhältliche Allradantrieb sein, dank dem der Genesis auch nicht aus der Ruhe zu bringen ist, wenn wir im Sportmodus sehr flott aus der Kurve herausbeschleunigen. Strassenlage und Lenkpräzision sind auf Topniveau. Abzüge gibts fürs Fahrwerk, dass bei Unebenheiten nervös wirkt und den Komfort vermissen lässt. Verstellbare Adaptiv-Dämpfer wären hier die bessere Wahl.
Ansonsten ist der G70 absolut für Langstrecken geeignet: Wenn nicht die Power des kernig klingenden Vierzylinders gebraucht wird, geniessen wir absolute Ruhe und gleiten, unterstützt von den tadellos funktionierenden Assistenzsystemen der neuesten Hyundai-Generation, gefühlt wie autonom über die Autobahn.
Das Blick-Fazit
Andere Marken aus Fernost haben es schon gegen die deutschen Premium-Hersteller probiert – und sind entweder wie Infiniti gnadenlos gescheitert. Oder die Verkaufszahlen hinken wie bei Lexus den Erwartungen hinterher. Genesis setzt deshalb voll auf die europäische Karte – mit europäischen Designern und europäischen Entwicklern – und legt noch ein Rundum-Service-Paket obendrauf.
Ob das reicht, um die hiesige Kundschaft von den vertrauten Marken Audi, BMW und Mercedes wegzulocken? Unser getesteter G70 ist mit einem Preis ab 56'910 Franken nämlich auch kein Schnäppchen. Hyundai gibt Genesis zehn Jahre Zeit, sich auf dem europäischen Markt zu etablieren. Die ersten Modelle rund um den Mittelklasse-Newcomer G70 sind vielversprechend. Jetzt fehlen nur noch die Käuferinnen.