Zum Start der Nobelmarke: Erste Fahrt im Genesis G80
So fährt sich der Edel-Hyundai

Hyundai macht sich edel: Gerade startet seine Nobelmarke Genesis und als eines von zwei Modellen rollt die Limousine G80 zu uns. Erste Testfahrt im Fünfmeter-Kreuzer mit praller Ausstattung.
Publiziert: 05.06.2021 um 16:13 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2021 um 17:59 Uhr
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Jetzt sei die Zeit reif für Luxus aus Südkorea, findet Hyundai und lanciert bei uns in diesen Tagen mit dem Genesis G80 seinen Premium-Ableger auch in Europa.
Andreas Faust

Luxus läuft immer? Kommt darauf an: Während die sogenannten Premium-Marken aus dem «grossen Kanton» in der Noblesse-verliebten Schweiz in den Verkaufsstatistiken vorneweg fahren, siehts für Edelkarossen aus Asien nicht so rosig aus.

Egal – jetzt sei die Zeit reif für Luxus aus Südkorea, findet Hyundai und lanciert bei uns in diesen Tagen seinen Premium-Ableger Genesis. Gabs schon? Stimmt, als Modelle, die unter dem Hyundai-Label bei uns verkauft wurden. Aber jetzt wirds eine eigene Marke, die weltweit immerhin schon eine halbe Million Autos ausgeliefert hat.

Das ist neu

Ganz einfach – alles. Jedenfalls für uns, weil Genesis zum Beispiel in den USA ja schon unterwegs ist. Zum Start fahren wir die Limousine G80, die sich neben Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse einreihen soll. Frisch ist auch das Vertriebsmodell mit Studio in Zürich zum Gucken und der Bestellung per Internet. Dabei hilft ein persönlicher Berater – das kennen wir sonst nur von Maybach oder Rolls-Royce.

Das gefällt uns prima

So lang können fünf Meter sein – der G80 ist ein Riesenschiff! Hinten bleibt fürstlicher Knieraum, selbst wenn der Fahrer Gardemass hat. Blaugraues Leder und matt-olives Echtholz mit offenen Poren: Hier ist keine Spur mehr von den Plastikorgien einstiger Strassenkreuzer aus Asien zu spüren.

Dass der sehr querformatige Touchscreen so weit weg ist, stört nicht, weils einen Dreh-Drücksteller à la BMW gibt, den man aber noch besser bedienen könnte, wenn er nicht versenkt eingebaut wäre. Cool sind die virtuellen Instrumente, die wirken, als ob sich wirkliche Zeiger in ihnen drehten und die beim Spurwechsel per Kamera den toten Winkel zeigen. Platz, Verarbeitung, Assistenzsysteme und Ausstattung sind proper und prall – muss jetzt die deutsche Konkurrenz mit den Zähnen klappern?

Genesis G80 2.5T AWD Luxury Line

Antrieb 2.5-R4-Turbobenziner, 304 PS (224 kW), 422 Nm@1650–4000 /min, Achtstufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 6,0 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H 5,00/1,93/1,47 m, 1930 kg, Laderaum 424 l
Umwelt WLTP/Test 9,0/9,4 l/100 km = 205/224 g/km CO2-Ausstoss, Energie k.A.
Preise ab 67'100 Fr., Testwagen inkl. Optionen 68'020 Fr., Basis (2.2-Turbodiesel, 210 PS) ab 52'700 Fr.
Plus Viel Platz, pralle Ausstattung, gute Verarbeitung im Interieur, sehr leise
Minus Wirkt eher konservativ-konventionell, bei höheren Drehzahlen wird der Antrieb recht laut, könnte sich mehr von Hyundai-Modellen abheben

Antrieb 2.5-R4-Turbobenziner, 304 PS (224 kW), 422 Nm@1650–4000 /min, Achtstufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 6,0 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H 5,00/1,93/1,47 m, 1930 kg, Laderaum 424 l
Umwelt WLTP/Test 9,0/9,4 l/100 km = 205/224 g/km CO2-Ausstoss, Energie k.A.
Preise ab 67'100 Fr., Testwagen inkl. Optionen 68'020 Fr., Basis (2.2-Turbodiesel, 210 PS) ab 52'700 Fr.
Plus Viel Platz, pralle Ausstattung, gute Verarbeitung im Interieur, sehr leise
Minus Wirkt eher konservativ-konventionell, bei höheren Drehzahlen wird der Antrieb recht laut, könnte sich mehr von Hyundai-Modellen abheben

Das gefällt uns weniger

Genesis leistet sich mit Luc Donckerwolke einen Star-Designer – aber er traut sich nur im Detail was, wie bei den Leuchten als Doppelstriche. Die Schrägheck-Limousine wirkt elegant, aber insgesamt doch eher konservativ. Passt für Südkorea, aber um bei uns aufzufallen, brauchts ein wenig mehr Design-Mut. Auch im Interieur stellt sich der Wow-Effekt in Bezug auf die Optik eher zögerlich ein. Wer den Heckdeckel öffnet, weiss, wie es zum XXL-Fussraum kommt – der Kofferraum fasst gerade mal 44 Liter mehr als ein VW Golf. Und: Was ist aus den Pantoffeln geworden, in die man in der ersten Genesis-Limousine hinten rechts schlüpfen durfte?

So fährt er sich

Unser Testwagen rollt mit einem Vierzylinder-Turbo mit 2,5 Litern Hubraum, 304 PS und 422 Newtonmetern maximalem Drehmoment vor. Läuft er schon? Nur der Drehzahlmesser verräts, so leise ist er. Unterwegs rauschen nur der Wind und die Pneus. Überhaupt: Der G80 verführt nicht zum Kurvenhetzen wie BMWs 5er, lenkt nicht ständig mit zu vielen Displays ab und überfordert nicht, weil immer wieder irgendein Assistent dreinregelt. Ein Gleiter alter Schule, aus dem man entspannter aus- als einsteigt.

Kurven kann er natürlich auch, aber die Drehzahlen reissen uns dann aus dem souveränen Säuseln – und es tönt fast ein wenig angestrengt, obwohl spürbar mehr als genug Kraft anliegt. Egal ob Autobahn oder Passfahrt: Nie haben wir die Zehnliter-Marke gerissen. Nicht schlecht für ein Auto dieser Leistung und dieses Gewichts.

Das Blick-Fazit

Mit Platz, PS und Prunk überzeugt der G80 als nobler Gleiter. Aber obs bei Prägnanz und Prestige reicht? Wer Understatement liebt, bekommt mit dem Edel-Hyundai richtig viel Auto zum mehr als angemessenen Preis. Aber um Audi, BMW oder Mercedes vom Premium-Podest schubsen zu können, fehlt ihm noch der Kick. Den könnte aber schon die demnächst folgende Elektroversion mit der Technik des Hyundai Ioniq 5 bringen.

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