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Müssen sich Mercedes und Co. fürchten? Hyundai Nobeltochter Genesis startet mit dem GV80 ins Abenteuer Europa.

Foto: Zvg

Stefan Grundhoff

Brauchts noch eine sogenannte Premiummarke in Europa und der Schweiz? Nissans Edeltochter Infiniti hat längst aufgegeben, Hondas Acura versuchte es erst gar nicht und die Toyota-Nobelmarke Lexus hat ihre Fangemeinde, wartet aber noch auf die ganz grossen Stückzahlen à la Audi, BMW oder Mercedes. Trotzdem wagt jetzt der Hyundai-Konzern mit Genesis den Angriff. In Asien und den USA ist die Marke schon flott unterwegs. Das Europa-Konzept: Alles läuft online mit persönlichem Kundenberater, dazu gibts drei Luxusshops in München, Zürich und London.

Und die Modelle? Die Business-Limousine G80 überzeugte beim Blick-Test mit Noblesse und Understatement zum vernünftigen Preis. Im SUV GV80 fällt man dagegen auf: Im Design ein bisschen Bentley Bentayga und Audi Q7 – Daumen hoch von Passanten am Strassenrand. Europäische Edelmarken scheinen sich zunehmend ihrer Dieseltriebwerke zu schämen und setzen vermehrt auf Strom – obwohl der Diesel für die Langstrecke noch immer zu den effizienten Antrieben gehört. Im 4,95 Meter langen GV80 gibts dagegen noch einen drei Liter grossen Reihensechszylinder-Diesel. Mit 278 PS und maximal 588 Newtonmetern Drehmoment schiebt er die stattlichen 2,3 Tonnen Leergewicht in 7,5 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht maximal 230 km/h.

Genesis kann auch Diesel

Ja, ein BMW X5 oder ein Mercedes GLE bieten mehr Diesel-PS. Aber der Motor passt in den eher gelassen wirkenden Crossover und bleibt mit 8,5 Litern Normverbrauch recht genügsam für so viel Auto. Sicher die bessere Wahl als der Vierzylinder-Benziner mit 2,5 Litern Hubraum und 304 PS.

Genesis GV80

Motor 3.0-R6-Turbodiesel, 278 PS (204 kW), 588 Nm@1500/min, Achtgang-Automat, Allradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 7,5 s, Spitze 230 km/h
Masse L/B/H = 4,95/1,98/1,72 m, 2255 kg, Ladevolumen 735–2152 l
Verbrauch Werk 8,5 l/100 km, 209 g/km CO2, Energie k.A.
Preis ab 74'100 Fr., Basis (Benziner, 304 PS) ab 73'000 Fr.

Im Interieur ist der GV80 einfach oberklassig. Die digitalen Instrumente könnten wie die Klimabedienung aus dem aktuellen BMW 7er stammen. Design, Sitze und der leicht barocke US-Charme erinnern wieder an Bentleys Bentayga – minus dessen Acht- und Zwölfzylinder. Mit seinem komfortabel abgestimmten Fahrwerk macht sich der Luxus-Genesis prächtig als Kilometerfresser. Dank sehr guter Geräuschdämmung reist es sich gerade auf langen Strecken entspannt und kommod. Bloss die Vorderachse rumpelt ab und an ungewohnt auf Unebenheiten. Das und die leichtgängige Lenkung zeigen: Der GV80 wurde in erster Linie für die Hauptmärkte USA und Asien entwickelt.

Unendliche Weiten im Innenraum

Bedient wird per breitformatigem 14,3-Zoll-Touchscreen. Weil der in diesem XXL-Innenraum aber recht weit entfernt ist, klappts besser mit dem Dreh-Drücksteller auf der Mittelkonsole, der auch viel weniger Ablenkungspotenzial hat. Das Platzangebot ist luxuriös, die Ausstattung ebenso. Es sitzt sich vorn wie hinten überaus bequem. Unendliche Weiten gibts im Kofferraum: Der lässt sich von sowieso schon stattlichen 735 auf bis zu 2152 Liter erweitern. Ob man die optionale dritte Sitzreihe wirklich braucht? Nur wenn man ab und an halbe Jugendfussballmannschaften zum Training kutschieren muss. Wichtigste Optionen sind Nappaledersitze (2810 Fr.) inklusive Dachhimmel, Säulen und Sonnenblenden in Velourleder und das Innovation Pack (4800 Fr.) mit Head-Up-Display, animierten Instrumenten, Fahrerassistenzsystemen und kabellosem Laden.

Der Basispreis des bereits gut ausgestatteten Genesis GV80 Premium mit fünf Sitzen liegt bei 74'100 Franken mit dem Diesel; der Benziner käme 1100 Franken günstiger. In der Version Luxus inklusive dritter Sitzreihe zahlt man mindestens 82'100 Franken. Beispielsweise bei BMWs X5 geht da die Preisliste erst los. Ausgerechnet der Preis könnte auch ein Argument für diesen Nobel-Hyundai sein.