«Mon dieu!» rufe ich, als ich nach den ersten Testkilometern aus dem neuen Citroën ë-C4 X aussteige. Warum die Bestürzung? Nein, liebe Citroën-Verantwortliche, keine Angst. Der Grund für den Ausruf ist nicht das Auto: Soeben bin ich aus dem wohlig warmen ë-C4 X ausgestiegen und stehe irgendwo in der Peripherie von Madrid – das Thermometer zeigt knappe fünf Grad. Statt in wärmender Sonne stehe ich in fiesem Nieselregen – auch in Spanien kann es richtig kalt werden!
Egal, schliesslich bin ich auch nicht zum Vergnügen hier, sondern darf eine erste Runde in Citroëns neuestem Crossover-Streich drehen. Hinter dem etwas umständlichen Namen steckt bis zur C-Säule der seit zwei Jahren erhältliche Kompaktwagen C4, der als X statt des abgesägten Stummelhecks eine fliessende, elegantere Form samt neuer Rückleuchten erhält und damit auch gleich um stolze 24 Zentimeter auf 4,60 Meter wächst. Vorteil? Statt 380 passen so bis zu 510 Liter Gepäck unter den Kofferraumdeckel – das soll vor allem Taxifahrer und andere Dienstleistende von Citroëns Neuem überzeugen.
Über 1700 Kilo treffen auf 136 PS
Während der C4 X in Süd- und Osteuropa, in Mittel- und Fernost oder Südamerika auch als Benziner und Diesel mit 100 oder 130 PS angeboten wird, kommt er in der Schweiz wie in 13 anderen Ländern Europas vorerst nur als rein elektrischer «ë» auf den Markt (hier gehts zum Vergleich: C4 gegen ë-C4). Vor der Fahrt bin ich skeptisch: Über 1700 Kilo bringt der ë-C4 X auf die Waage – nochmals fast 100 Kilo mehr als der kompaktere ë-C4. Dennoch bleibts bei 136 PS (100 kW) und 260 Nm Drehmoment, welche die E-Maschine maximal (je nach Fahrmodus) an die Vorderachse schickt. Reicht das?
Wir stürzen uns in den morgendlichen Grossstadtverkehr Madrids. Hier schwimmt die Limousine locker mit, ohne mit brachialen Ampelstarts zu glänzen. Im ë-C4 X ist alles auf Komfort ausgelegt, Sport machen sollen andere. Das merken wir noch deutlicher, als wir via Autobahn die kurvigen Landstrassen ausserhalb der Millionenmetropole erreichen. Das Geräuschniveau im Innenraum ist angenehm tief, das Fahrwerk grandios komfortabel. Fast zu grandios – wir schaukeln eher durch Kurven, als dass wir fahren. Nein, sportlich gehts im ë-C4 X nun wirklich nicht zu; auch im aktivierten Sport-Modus nicht. Der E-Motor müht sich spürbar ab, um die Limousine vom Fleck zu bringen – die Sprintzeit von 9,5 Sekunden bis Tempo 100 liest sich da noch vorsichtig optimistisch.
Antrieb Elektromotor, 136 PS (100 kW), 260 Nm@300/min, 1-Gang-Automat, Frontantrieb, Akku brutto 50 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 9,5 s, Spitze 150 km/h, Reichweite 360 km
Masse L/B/H 4,60/1,83/1,52 m, 1734 kg, Laderaum 510–1360 l
Verbrauch WLTP 15,0 kWh/100 km = 0 g/km CO2, Energie A
Preis ab 38'700 Franken (Swiss Edition)
Antrieb Elektromotor, 136 PS (100 kW), 260 Nm@300/min, 1-Gang-Automat, Frontantrieb, Akku brutto 50 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 9,5 s, Spitze 150 km/h, Reichweite 360 km
Masse L/B/H 4,60/1,83/1,52 m, 1734 kg, Laderaum 510–1360 l
Verbrauch WLTP 15,0 kWh/100 km = 0 g/km CO2, Energie A
Preis ab 38'700 Franken (Swiss Edition)
Maximal 360 km Reichweite
Schade, ein paar Extra-PS täten der Limousine definitiv gut. Und die Technik wäre da: Die nächste Generation an E-Motoren aus dem Stellantis-Konzern-Regal wird in Modellen wie dem neuen DS 3 Sportback bereits verbaut und leistet immerhin 156 PS (115 kW). Die Verantwortlichen um Citroën-CEO Vincent Cobée (53) haben das Defizit allerdings erkannt und rüsten den ë-C4 X zur zweiten Jahreshälfte mit dem neuen Antriebsstrang auf. Doch auch die Gleichstromladeleistung – wichtig, um bei längeren Strecken nicht allzu viel Zeit auf Rastplätzen zu verbringen – ist im ë-C4 X nicht das Gelbe vom Elektro-Ei. 100 Kilowatt lautet hier das Maximum.
Damit vergehen rund 30 Minuten, bis die Batterie von 0 auf 80 Prozent gefüllt ist. Ebendiese Batterie kommt im Citroën-Crossover auf überschaubare 50 kWh Kapazität – auch hier bieten andere Hersteller deutlich mehr. Citroën verspricht eine Reichweite von 360 Kilometern. Nach der Testfahrt und einem Verbrauch von fast 18 statt 15 kWh würden wir realistischerweise von rund 300 Kilometern ausgehen. Bei reinen Autobahnetappen eher noch weniger.
Fairer Preis
Unser Fazit: In der Schweiz wird es für den Citroën ë-C4 X nicht leicht, seine Freunde zu finden. Das liegt zum einen an der Bauform selbst – Limousinen stehen in unserem Land nicht besonders hoch im Kurs –, zum anderen aber auch an der bescheidenen Leistung und der schon etwas in die Jahre gekommenen Elektrotechnik, mit welcher der Franzose weder zum Sportler, noch zum Langstreckenkönig wird. Allerdings bekommt man für 38'700 Franken in der zum Start erhältlichen «Swiss Edition» einen komfortablen und praktischen Gleiter, der mit umfangreicher Serienausstattung wie Wärmepumpe, dreiphasigem On-Board-Charger (11 kW), Zwei-Zonen-Klimaanlage oder 10-Zoll-Touchscreen punktet. Richtig heiss ist beim ë-C4 X mit Blick auf die Konkurrenz vor allem der Preis – aber ob das zum Erfolg reicht?