Einst war der C4 Citroëns Kernmodell und verkaufte sich gerade in Neuauflage ab 2005 sehr erfolgreich. Doch zuletzt kannten die Verkaufszahlen des Kompakten nur eine Richtung: nach unten. 2018 stellten die Franzosen den C4 schliesslich ein. Schuld daran war nicht nur die starke Konkurrenz im Golf-Segment, sondern auch die Ausrichtung Citroëns auf mehr SUV- und Crossover-Modelle. So galt nach dem Aus des C4 der auf abenteuerlich getrimmte C4 Cactus als Nachfolger.
Nun feiert der C4 seine Renaissance und wandelt sich – welch Überraschung – trendbewusst vom Kompakten zum höher gelegten fünftürigen Crossover. Uns gefällt, was wir sehen: Der C4 hebt sich bewusst vom weichgespülten Mainstream ab, blickt uns mit schmalen, schon fast aggressiven LED-Schlitzen in V-Form an und präsentiert sich am Heck mit der abfallenden Dachlinie französisch eigenständig.
C4, das Durchschnittsauto?
Bei der offiziellen Vorstellung in Innertkirchen BE sagt Citroëns Schweizer Marketing-Direktor Daniel Fuchs dann einen Satz, der die Alarmglocken einer jeden PR-Abteilung läuten lässt: «Der C4 ist ein Durchschnittsauto. Er ist nicht besser als ein VW Golf oder ein Hyundai Kona, hat nicht mehr Platz oder bessere Fahreigenschaften.» Redet Fuchs sich hier gerade um Kopf und Kragen? Nein, denn im Anschluss führt er aus: «Der C4 soll ein Durchschnittsauto sein, das sich mit seinem Auftritt klar vom Durchschnitt im Segment abhebt. Also für diejenigen, die eben nicht das gleiche Auto fahren wollen wie der Nachbar.»
Erfolg will Citroën aber nicht nur mit unkonventionellem Design haben, sondern auch über den Preis. Wir können im Berner Haslital die brandneue Elektroversion des Kompakt-Crossovers fahren. Der golfgrosse ë-C4 (4,36 m Länge) ist mit der Elektrotechnik der Konzernbrüder Peugeot e-208 und Opel Corsa-e ausgerüstet: 100-kW-E-Motor (136 PS, 260 Nm) und 50-kWh-Akku im Unterboden. Dieses Paket bietet Citroën ab 29'900 Franken an. Ein guter Deal? Probieren wir es aus.
Überzeugender Innenraum
Also ab ins Cockpit, das mit zwar relativ kleinen Digitalarmaturen, dafür mit schön auf der Mittelkonsole integriertem Zehn-Zoll-Touchscreen einen guten Eindruck hinterlässt. Hinzu kommen fein konturierte Komfortsitze (Massage gegen Aufpreis), zehn serienmässige Assistenzsysteme (u.a. Notbrems-, Toter-Winkel- und Spurhalteassistent, adaptiver Tempomat), jede Menge praktische Ablagen und ein klassenüblicher Kofferraum (380 l). Per Druck auf den Startknopf hauchen wir dem ë-C4 Leben ein und rollen geräuschlos von dannen.
Geschmeidig, nicht sportlich
Was sofort auffällt: Ein wuchtiges Beschleunigungsgefühl à la Tesla stellt sich nicht ein – egal, ob wir den Fahrmodi-Schalter auf «Eco», «Normal» oder «Sport» stellen. Der Antritt ist äusserst linear (0-100 km/h in 9,7 s) und endet bei (für Schweizer Autobahnen mehr als ausreichenden) 150 km/h.
Ein Sportwagen will der ë-C4 aber auch gar nicht sein, sondern mit betont französischem Komfort punkten, was er dank des geschmeidig abgestimmten Fahrwerks bestens hinbekommt. Selbst gröbere Bodenwellen bügelt Citroëns «Advanced Comfort Federung» bestens weg und lässt uns wie den sprichwörtlichen Gott in Frankreich dahingleiten.
Ein fairer Elektro-Deal
Laut WLTP-Messzyklus schafft der ë-C4 bis zu 350 Kilometer – bei Testantritt waren es knapp 300. Dies dürfte der Stromer erfahrungsgemäss auch in der Praxis erreichen: Je nach Umgebung wohl 250 (Autobahn) bis 320 Kilometer (Agglo). Per Schnelllader saugt der Crossover maximal 100 kW, was bei leerem Akku einer 30-minütigen Pause (bis 80%) entspricht. Zuhause wird serienmässig einphasig mit 7,4 kW geladen (Ladezeit 7 h), optional dreiphasig (11 kW, 5 h).
Neben dem bereits erwähnten Einstiegsmodell bietet Citroën den ë-C4 auch als üppig ausgestattete «Swiss Edition» an, die bei 33'700 Franken beginnt. Wir finden: Ein äusserst fairer Deal für ein voll alltagstaugliches Elektroauto, das zwar nicht mit übermässig Power, dafür mit Eigenständigkeit und Komfort die Konkurrenz um VW ID.3, Hyundai Kona Electric und Co. in Schach halten will. Mit Blick auf die teils deutlich teureren Mitbewerber könnte das durchaus gelingen.