Genesis Electrified G80 schon gefahren
Luxus-Stromer macht den Deutschen Angst

Mit dem Electrified G80 startet Hyundai-Spross Genesis in kürzester Zeit erneut ein Elektroauto. Kann dieser Stromer gegen die etablierten Deutschen ansummen? Aber hallo!
Publiziert: 12.06.2022 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2022 um 11:07 Uhr
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Elektrifizierter Nobelhobel: Der Genesis Electrified G80 ist der zweite Stromer der südkoreanischen Luxusmarke, ...
Foto: DOMINIC FRASER
Timothy Pfannkuchen

Trommeln gehört zum Handwerk: Die Schlagzahl, mit der Hyundai-Edelspross Genesis neue Autos lanciert, ist irre. Erst 2021 bei uns gestartet, sind nun zwei SUVs (GV70 und GV80) da, der Nobel-Mittelklässler G70 als Limo wie Kombi, die Oberklasse-Limo G80, gerade neu der Stromer GV60 und bald der Electrified GV70.

Aber vor dem GV70 ist Stromer Nummer zwei dran, der Electrified G80. Auf die Schweiz setzt Genesis, anderswo längst erfolgreich, grosse Stücke: Zürich war neben London (GB) und München (D) vorne bei den ersten City-Showrooms in Europa dabei. Von vier 2022 in Europa folgenden liegen zwei bei uns – Basel und Genf. Und weil die Marke 2030 völlig elektrisch sein will, rechnet sie sich wie Tesla oder Lucid vor allem mit Strom Chancen gegen die Etablierten aus.

Das ist neu

Bisher gibt es die Oberklasse-Limo G80 – Konkurrent von Audi A6, BMW 5er und charakterlich vor allem der Mercedes E-Klasse – als Verbrenner (ab 58'900 Fr.). Im Juli folgt ab 76'100 Franken jetzt der Genesis Electrified G80 – ja, der heisst wirklich so umständlich. Mit Vollausstattung, ganz wenigen Optionen und 370 Elektro-PS (siehe Kasten), Allrad sowie offiziell 520 Kilometer Reichweite.

Wie alle Genesis soll der Fünf-Meter-Schlitten ausser als Auto vor allem als Verwöhn- und Zeitspar-Garant punkten: Das Auto wird beim Kauf gebracht und zum Service geholt, ein fünf Jahre Rundum-Sorglos-Paket und persönliche Betreuung sind so inklusive wie fünf Jahre gratis Schnellladen. Mehr dazu später.

Genesis Electrified G80

Antrieb 2 E-Motoren, 370 PS (272 kW), 700 Nm@1/min, 1-Gang-Automat, Allrad, Akku netto 87,2 kWh, Laden AC/DC 11/240 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h 4,9 s, Spitze 225 km/h, Reichweite WLTP 520 km
Masse L/B/H 5,01/1,93/1,47 m, 2325 kg, Kofferraum 354 l
Umwelt WLTP 19,1 kWh/100 km, 0 g/km CO2, Energie A
Preis ab 76'100 Franken

Antrieb 2 E-Motoren, 370 PS (272 kW), 700 Nm@1/min, 1-Gang-Automat, Allrad, Akku netto 87,2 kWh, Laden AC/DC 11/240 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h 4,9 s, Spitze 225 km/h, Reichweite WLTP 520 km
Masse L/B/H 5,01/1,93/1,47 m, 2325 kg, Kofferraum 354 l
Umwelt WLTP 19,1 kWh/100 km, 0 g/km CO2, Energie A
Preis ab 76'100 Franken

Das gefällt uns prima

Elektro muss nicht immer Captain Future sein: Der Electrified G80 ist höchst elegant auf konservative Art. Anders gesagt: Der G80 will quasi lieber eine Mercedes E-Klasse als ein EQE sein. Uns gefällt das markentypisch-markante Doppel-Lichtstreifen-Thema. Hinten gibts verschwenderisch und am Kopf genug Platz.

Vorne sitzt man in opulentem Gestühl sehr bequem, blickt über ein modernes, aber traditionell gestyltes Cockpit und fährt mit der Hand statt über Monitore über feinste Materialien – klassischer Style hat auch in Touchscreen-Zeiten was. Die Bedienung ist rätselfrei, die 3D-Anzeigen sind nett, und dazu gibt es Details à la von Hyundai bekannte, Blinker-aktivierte Totwinkel-Cam.

Das gefällt uns weniger

Der G80 erlaubt sich fast keine Fehler. Fast. So ist der Kofferraum mit 354 Liter für die Oberklasse klein. Und wir rätseln, was die Entwickler geritten hat, hier den Kofferraum-«Himmel» blechern und unverkleidet zu lassen. Schlimm? Nein, natürlich nicht – aber «Luxus» sagt das nicht. Fertig? Fast: Das Infotainment-Bedienrad à la «iDrive» ist etwas unhandlich, da zu flach. Fertig.

So fährt sich der Genesis

Fertig, denn fahren kann der E-G80 wie eine Eins – wenn man es komfortabel liebt. Schnelles Gleiten über Land und Autobahnen meistert er als Wellness-Sahnestück. Schlechte Oberflächen in der City bringen etwas Unruhe – aber das ist Jammern auf hohem Niveau und fällt vor allem auf, weil Akustik und Komfort sonst so top sind. Lange Bögen liebt der G80, enge Ecken nicht. Gut: Die Fahrmodi sind weit gespreizt, «Sport» ist nicht zu extrem, aber macht Spass.

Dass der Stromer bei Bedarf spontan abgeht wie wild und nur flüstert – klar. Aber wie weit kommt er? Offiziell 520 Kilometer, auf der ersten kurzen Tour mit viel deutscher Autobahn und Sommerhitze peilt das Display nur knapp 400 an. Hm – vielleicht war der vorherige Pilot arg flott unterwegs und hat quasi den Bordcomputer «verdorben». Genaues muss ein späterer Schweiz-Test zeigen, die 800-Volt-Technik des Hyundai Ioniq 5 sollte für mehr gut sein. Und soll an der Ladesäule konstant über 180 kW (max. 240 kW) vertragen, also real fast so schnell laden wie auf Papier (22 min 10–80 %). Inklusive sind Ionity-Abo sowie eine Ladekarte für weitere 300'000 Europa-Lader für je fünf Jahre.

Das Blick-Fazit

Man darf gespannt sein. Der Toyota-Spross Lexus tut sich bis heute schwer in Europa, Nissan-Tochter Infiniti gab sogar auf, andere Marken aus Asien versuchten es gar nicht erst im Luxussegment in der alten Welt. Aber man sollte niemals nie sagen, am Auto wird es nicht liegen: Der Strom-G80 ist sehr gelungen. Aus Sicht der etablierten Oberklasse-Deutschen wohl fast schon zum Fürchten gelungen.

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