«Der Folgore ist ein Wahnsinns-Auto»
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Blick testet Elektro-Maserati:«Der Folgore ist ein Wahnsinns-Auto»

Erster Elektro-Maserati GranTurismo Folgore schon gefahren
Blitz ohne Donner

Lange hielt sich Maserati mit einem rein elektrischen Sportwagen zurück. Doch jetzt steht mit dem GranTurismo Folgore der erste Elektro-Masi der Geschichte in den Startlöchern. Blick sauste Probe – und ist geschockt!
Publiziert: 18.02.2023 um 16:15 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2023 um 16:18 Uhr
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Der erste reine Stromer mit Dreizack steht in den Startlöchern. Ab der zweiten Jahreshälfte ist der Maserati GranTurismo Folgore bei den hiesigen Händlern erhältlich.
Foto: zVg
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Dieser Maserati schlägt ein wie der Blitz! Im Frühjahr startet die zweite, komplett neue Generation des Maserati GranTurismo – traditionsgemäss mit einem Hochleistungsverbrenner unter der langen Haube. Zur zweiten Jahreshälfte wirds den vierplätzigen Reise-Sportwagen allerdings erstmals auch als vollelektrischen Folgore geben. Wir konnten den ersten reinen Stromer mit Dreizack nun bereits auf der Rennstrecke Vallelunga nahe Rom (I) probesausen. Und wie es der Namenszusatz Folgore (dt.: Blitz) verrät: Bei diesem Gerät liegt Spannung in der Luft!

Drei Elektromotoren, einer an der Vorderachse, je einer pro hinterem Rad, könnten theoretisch bis zu 1200 PS und 1350 Nm Drehmoment via die vier Antriebsräder auf den – an diesem Morgen noch kalten – Asphalt schiessen. Beschränkt wird die Leistung jedoch von der T-förmig im Unterboden eingebauten Batterie, die dauerhaft eine Maximal-Leistung von 761 PS (560 kW) zulässt. Genau gleich viel übrigens wie Maseratis selbst definierter Hauptkonkurrent im Sport-Stromer-Feld, der Porsche Taycan Turbo S. Jedoch haut der Folgore im zeitlich beschränkten Overboost nochmals 68 PS mehr – insgesamt 829 – auf die Antriebsachsen.

Elektro-Wahnsinn auf Rädern

Wie sich das anfühlt? Irre! Im gefahrenen Prototyp drückt es mich beim Kickdown hart in die Sportsitze, während der Wind mit jeder Zehntelsekunde heftiger durch die noch nicht passgenauen Türdichtungen pfeift. Laut Datenblatt soll nach nur 2,7 Sekunden die magische 100-km/h-Schallmauer fallen – gefühlt ist der Folgore noch schneller! Doch der Elektro-Masi macht danach nicht Schluss: Nach 8,8 Sekunden sollen bereits 200 km/h geknackt sein und der Elektro-Drang erst bei 325 km/h seinen Höhepunkt erreichen. Mit diesen Zahlen lässt der strombetriebene GranTurismo den Taycan Turbo S zum Teil deutlich hinter sich. Cool: Anders als im Porsche klingt das über separate Lautsprecher künstlich erzeugte Elektrogegrummel nicht aufdringlich nach Captain Future, sondern deutlich harmonischer.

Immer in der Spur

Doch fast noch wichtiger als die reinen Zahlen ist das Fahrgefühl auf der Piste – und auch hier fährt der Folgore mit dem Taycan, den wir letztes Jahr als GTS in Vallelunga fahren durften, mindestens auf Augenhöhe. Möglich machts der in den Modi «Sport» und «Corsa» sehr hecklastig ausgelegte Allradantrieb. Dank der beiden hinteren E-Maschinen, die für je ein Rad zuständig sind, kann der Folgore bis zu 100 Prozent der verfügbaren Kraft an ein einzelnes Rad schicken. Torque Vectoring heisst dieses System im Fachjargon.

In der Rennstrecken-Praxis ziehts den Power-Stromer auch in zu schnell anvisierten Kurven blitzschnell zurück in die Spur. Besonders erstaunlich: Trotz rund 2,3 Tonnen Leergewicht – ein guter Wert für einen 4,96 Meter langen Edel-Stromer – schiebt es den Elektro-GT nie spürbar über die Räder. Die absolut präzise Lenkung, die perfekte Gewichtsverteilung (50:50) und die feinfühligen Bremsen unterstreichen den harmonischen Eindruck, den wir nach ein paar schnellen Runden auf dem Circuit bekommen.

Der Elektro-GT kann auch Alltag

Klar, kracht nach der Stromattacke auch die Restreichweiten-Anzeige blitzartig runter: Mit 80 Prozent geladenem Akku kommt der Folgore – im Renntempo – laut Display noch 180 Kilometer weit. Bei gezügelter Fahrweise in den Alltags-Modi «Max Range» oder «GT» sollen bis zu 450 Kilometer mit der 83-kWh-Batterie drinliegen. Und der GranTurismo ist ja eigentlich auch nicht für die Rennstrecke konzipiert, sondern als Reiselimousine für Vielfahrer oder als gediegenes Ausflugsgefährt für sportlich versierte Tourengängerinnen.

Für diese Klientel ist nicht nur ein grosser Akku wichtig, sondern vor allem ein hohes Ladetempo. Und dieses ist im Folgore absolut langstreckentauglich. Dank 800-Volt-Technik lädt der Elektro-Masi mit bis zu 270 Kilowatt am DC-Lader. In fünf Minuten ist damit Strom für weitere 100 Kilometer nachgeladen, eine Vollladung ist unter optimalen Bedingungen in 20 Minuten möglich – auch das eine Bestzeit!

Das kann der Verbrenner-GT

Neben dem rein elektrischen GranTurismo Folgore konnten wir in Rom auch die beiden Verbrenner-Versionen «Modena» und «Trofeo» testen. In beiden sorgt ein Dreiliter-V6-Turbobenziner mit 490 bzw. 550 PS, bekannt aus dem Supersportler MC20, für Dampf. Erster Eindruck: Der GT ist ein perfekter Mix aus komfortabler Limousine und rassigem Sportwagen und macht seinem Namen somit alle Ehre. Selbst holprige italienische Landstrassen bügelt das Fahrwerk glatt, wobei es in der Sportstellung einen etwas nervösen Eindruck hinterlässt. Beim Tritt aufs Gas schiesst das Topmodell Trofeo in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 und wird bis zu 320 km/h schnell. An den künstlich über Lautsprecher verstärkten V6-Klang gewöhnt man sich schnell. Ballerorgien wie beim Vorgänger sind bei Ampelstarts zukünftig allerdings passé: Auch Maserati muss sich schliesslich an die behördlichen Lärmschutzauflagen halten. Einen echten Hammer gibts beim Preis: Der bereits ab April erhältliche GranTurismo Trofeo kostet mit 253'000 Franken deutlich mehr als die stärkere Elektroversion Folgore.

Neben dem rein elektrischen GranTurismo Folgore konnten wir in Rom auch die beiden Verbrenner-Versionen «Modena» und «Trofeo» testen. In beiden sorgt ein Dreiliter-V6-Turbobenziner mit 490 bzw. 550 PS, bekannt aus dem Supersportler MC20, für Dampf. Erster Eindruck: Der GT ist ein perfekter Mix aus komfortabler Limousine und rassigem Sportwagen und macht seinem Namen somit alle Ehre. Selbst holprige italienische Landstrassen bügelt das Fahrwerk glatt, wobei es in der Sportstellung einen etwas nervösen Eindruck hinterlässt. Beim Tritt aufs Gas schiesst das Topmodell Trofeo in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 und wird bis zu 320 km/h schnell. An den künstlich über Lautsprecher verstärkten V6-Klang gewöhnt man sich schnell. Ballerorgien wie beim Vorgänger sind bei Ampelstarts zukünftig allerdings passé: Auch Maserati muss sich schliesslich an die behördlichen Lärmschutzauflagen halten. Einen echten Hammer gibts beim Preis: Der bereits ab April erhältliche GranTurismo Trofeo kostet mit 253'000 Franken deutlich mehr als die stärkere Elektroversion Folgore.

Innen edel und digital

Beim Cockpit-Design hebt sich der Folgore nur unwesentlich von den weiterhin erhältlichen Verbrenner-Modellen des GranTurismo (siehe Box) ab. Während die Sportlimousine mit edlen Materialien und weitgehend guter Verarbeitung glänzt, gehören diverse Bildschirme auch bei Maserati mittlerweile zum Pflichtprogramm: Der Pilot hat ein Head-up-Display und Digital-Instrumente im Blickfeld, während an der Mittelkonsole der Doppel-Touchscreen des Infotainmentsystems thront, den wir bereits aus dem SUV Grecale kennen. Selbst Maseratis bekannte Borduhr, die sich neu wie eine Smartwatch per Sprache bedienen lässt («Hey Maserati») und der Innenspiegel sind im Digital-Zeitalter angekommen.

Unser Fazit

Der Folgore hat uns auf der ersten Testfahrt geschockt – aber im positiven Sinne! Was er nicht nur an reiner Leistung, sondern auch an Harmonie und Feingefühl auf den italienischen Asphalt zaubert, ist schon bemerkenswert. Im Duell mit dem Hauptkonkurrenten Porsche Taycan Turbo S muss sich der Elektro-GT definitiv nicht verstecken. Weder bei den Fahrleistungen noch beim Preis. Wenn der Folgore im zweiten Halbjahr 2023 bei den hiesigen Händlern steht, gehts ab 202'000 Franken los – über 20'000 Franken weniger als beim deutschen Konkurrenten.

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