Dieser Sportwagen ist echte Handarbeit
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Dach öffnet sich während Fahrt:Der neue Maserati Spyder MC20 Cielo

Maserati MC20 im Fahrbericht
Dieser Sportwagen ist echte Handarbeit

Der MC20 ist der modernste Maserati aller Zeiten. Gebaut wird er jedoch in einer 80 Jahre alten Fabrik – praktisch ohne Roboter und komplett von Hand. Nach der Werksbesichtigung gings mit dem exklusiven Sportwagen auf Spritztour in Norditalien.
Publiziert: 15.10.2022 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2022 um 13:36 Uhr
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Die Maserati-Fabrik ist über 80 Jahre alt. Und sieht heute noch fast so aus wie auf diesem Bild von 1998.
Foto: Maserati
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

Die roten Backsteingebäude in der norditalienischen Stadt Modena sind das Herz von Maserati. Seit über 80 Jahren entstehen hier die Sportwagen mit dem Dreizack. Wer jedoch eine düstere Werkstatt mit Ölflecken am Boden erwartet, wird enttäuscht. Bei unserem Besuch herrscht in den Fabrikhallen eine fast klinisch-sterile Atmosphäre. Unter grellweissem Kunstlicht arbeiten die Maserati-Techniker in blitzsauberen Overalls und mit weissen Handschuhen.

An 30 Arbeitsstationen entsteht hier das Maserati-Prestige-Modell: das Coupé MC20 und das Cielo genannte Cabrio (siehe Video). Die SUVs Grecale und Levante sowie die Limousinen Ghibli und Quattroporte werden in zwei anderen Werken in Italien gebaut. Für die Produktion in Modena sind nur drei Roboter im Einsatz – zwei in der Lackiererei, einer an der sogenannten «Hochzeitsstation», wo der V6-Motor mit der Karosserie vereint wird. Die Maserati-Mechaniker schrauben den MC20 in 80 Arbeitsstunden praktisch komplett von Hand zusammen – sechs Stück pro Tag.

Bewusst auf Spoiler verzichtet

Im Anschluss an unseren Blitzbesuch im Werk folgt der Höhepunkt – eine Ausfahrt im MC20. Der schnittige Sportler kommt ganz ohne Spoiler oder sonstigen Schnickschnack aus. Seine Form wurde auf eine möglichst optimale Aerodynamik getrimmt, deshalb zum Beispiel auch der Luftkanal an den unteren Seitenschwellern.

Maserati MC20

Antrieb 3.0-V6-Twinturbo-Benziner, 630 PS (463 kW), 730 Nm@3000/min., 8-Stufen-Doppelkupplungsautomat, Heckantrieb.
Fahrleistungen 0–100 km/h in 2,9 s, Spitze 325 km/h.
Masse L/B/H 4,67/1,97/1,22 m, Gewicht 1500 kg, Laderaum vorne/hinten 50/100 l.
Umwelt Benziner WLTP 11,7 l/100 km=262 g/km CO₂.
Preise ab 240'450 Franken

Antrieb 3.0-V6-Twinturbo-Benziner, 630 PS (463 kW), 730 Nm@3000/min., 8-Stufen-Doppelkupplungsautomat, Heckantrieb.
Fahrleistungen 0–100 km/h in 2,9 s, Spitze 325 km/h.
Masse L/B/H 4,67/1,97/1,22 m, Gewicht 1500 kg, Laderaum vorne/hinten 50/100 l.
Umwelt Benziner WLTP 11,7 l/100 km=262 g/km CO₂.
Preise ab 240'450 Franken

Die nach oben aufschwingenden Flügeltüren sehen nicht nur cool aus, sondern sind auch praktisch. Keine breite Einstiegsschwelle, über die mühsam geklettert werden muss und an der man sich das Hosenbein schmutzig macht. Wir lassen uns in die eng anliegenden Sportsitze gleiten und blicken auf ein funktionales Cockpit mit Digital-Instrumenten und einem 10,25-Zoll-Touchscreen fürs Infotainment – natürlich mit Android-Auto- und Apple-CarPlay-Anbindung sowie kabellosem Laden.

Wieder selbstgebaute Motoren

Am Lenkrad drücken wir auf den Startknopf und wecken das V6-Biturbo-Aggregat zum Leben. Es ist seit 1998 der erste wieder von Maserati selbst entwickelte Motor. Dazwischen bediente man sich bei Konzernschwester Ferrari. Der V6 verfügt über ein aus der F1 inspiriertes Einspritzsystem mit Vorkammer und Doppelzündung. Dank dieser Technik reduziert Maserati den Verbrauch und kann trotz hoher Leistung auch die Emissionsvorschriften einhalten.

Konkret: 630 PS (463 kW) und 730 Nm gehen via Doppelkupplungs-Automatik an die Hinterräder – ganz ohne Elektrounterstützung. Damit spurtet der 1500 Kilogramm schwere Bolide in nur 2,9 Sekunden auf Tempo 100 und in 8,8 Sekunden auf 200 km/h. Erst bei über 325 km/h ist Schluss. Dennoch gönnt sich der V6-Biturbo-Benziner im Schnitt «nur» 11,6 Liter auf 100 Kilometer.

Wir starten – und fahren ehrfurchtsvoll und vorsichtig durch die Stadt. Die Automatik schaltet dabei fein, nur in Kreiseln kann sie sich nicht immer zwischen dem ersten und zweiten Gang entscheiden. Ausserhalb Modenas geben wir Gas – und der MC20 zeigt, was er kann. Wie auf Schienen rast der Supersportler durch die von Kurven durchzogene Hügellandschaft – das Surren der Turbos wird dabei zum stetigen Begleiter auf diesem Ritt.

Die Automatik lässt sich Zeit

Wir schalten auf «Sport» und das Getriebe hämmert die Gänge noch brutaler rein. Die Keramik-Bremsen packen vor jeder Kurve kräftig zu und halten mit dem ausgezeichneten Fahrwerk den MC20 stabil – selbst auf den welligen Strassen Norditaliens. Allerdings fühlt sich das Brake-by-Wire-System etwas synthetisch an. Grandios, weil ultradirekt reagiert hingegen die Lenkung auf unsere Befehle. Um flott aus den Kurven heraus zu beschleunigen, schalten wir für mehr Drehmoment manuell einen Gang zurück – die Automatik wartet hier für unseren Geschmack einen Tick zu lange.

Doch das ist Kritik auf hohem Niveau. Wir wünschten uns jedenfalls das nötige Kleingeld von mindestens 240'450 Franken für den Kauf eines MC20. Oder der ab 2025 folgenden Elektroversion Folgore, die übrigens auch in der altehrwürdigen Fabrik in Modena gebaut wird.

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