Mit dem brandneuen Maserati MC20 würde man auf der Autoflaniermeile am Zürcher Bellevue auffallen – selbst, wenn man nicht aussieht wie Ex-Fussballstar David Beckham (46). Der 630 PS starke Mittelmotorsportwagen mit den riesigen Schmetterlings-Flügeltüren ist ein Blickfang – und erst recht, wenn er wie in Beckhams Fall zum Unikat veredelt wurde.
Dabei vermied der Weltstar sogar den Griff zu knalligen Farben oder extrovertierten Dekors. Stattdessen verlieh er der Liebe zu seiner US-Wahlheimat Miami und dem dortigen Fussballverein Inter Miami Ausdruck. Neben viel Schwarz wird dort nämlich Pink getragen. Und so erhielt Beckhams MC20 eine Farbmixtur aus glänzendem und mattem Schwarz sowie einer kleinen, aber durchaus auffälligen Prise Rosa. Das dürfte vermutlich auch Ehefrau Victoria (47) gefallen.
Damit lässt sich gut Geld verdienen
Ob es jedermann und -frau gefällt? Über Geschmack sollte man nicht streiten. Schon gar nicht, wenn es ums Thema Fahrzeug-Individualisierung geht, das in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen hat. Was früher mehr oder minder seriösen Tuningbetrieben vorbehalten war, machen heute die Hersteller von Luxusfahrzeugen lieber gleich selbst: Zu gross ist die Marge, die man damit verschenken würde. Ein Hauch eines besonderen Farbtons, ein paar zusätzliche Karbon-Applikationen und ein als exklusiv angepriesenes Raddesign – schon sind viele Kunden bereit, für diesen Auftritt massiv mehr zu bezahlen. Hersteller wie Porsche und BMW verdienen daran seit Jahren gut, während Marken wie Rolls-Royce und Ferrari auf Kundenwunsch und gegen opulente Bezahlung sogar Unikate mit eigenständigen Karosserien fertigen.
Ganz so weit geht Maserati mit seiner neuen Abteilung Fuoriserie nicht. Der Begriff bedeutet «nicht von der Stange», also nach Mass gefertigt. Es geht dabei nur um stilistische Aspekte: Farben, Dekors und Materialien; nicht um eigenständige Karosserien. Auch wenn das Projektleiter Vittorio Gabba für die Zukunft nicht ausschliessen will: «Wir haben im letzten Jahr erst angefangen. Und es braucht für so etwas nicht nur Kompetenz und Kapazitäten, sondern auch die entsprechenden Kundenanfragen.» Immerhin soll es in absehbarer Zeit bereits Karosseriemodifikationen für eine veränderte Aerodynamik geben.
Fahrzeugpreis kann sich verdoppeln
Doch auch ohne diese Optionen läuft das Fuoriserie-Geschäft für Maserati gut. Im vergangenen Jahr waren es bereits 800 Fahrzeuge, die von Kunden personalisiert worden sind. Heuer sollen es bereits doppelt so viele werden. Gerade die inzwischen angelaufene Serienproduktion des Supersportwagens MC20 spielt dafür eine wichtige Rolle, weil bei Basispreisen von über 200’000 Franken das Geld der Kunden ohnehin lockerer sitzt. Gabba verrät: «Wird das Fahrzeug völlig frei nach Kundenwunsch gestaltet, kann sich der Fahrzeugpreis verdoppeln.»
Maseratis Tun erinnert auf den ersten Blick an eine erweiterte Sonderausstattungs-Liste. Nur spielt das Fuoriserie-Angebot preislich in einer völlig anderen Liga. Beispiel: Eine Metallic-Lackierung für den Maserati Levante kostet rund 1200 Franken, die Dreischichtlackierung 3200 Franken. Entscheidet sich der Kunde jedoch für eine Fuoriserie-Lackierung, sind 20’000 Franken fällig. Und für einen passenden Dekorstreifen nochmals fast 10’000 Franken. Dahinter steckt einerseits der Preis der Exklusivität, um beispielsweise nicht an jeder Ecke einen Ghibli in der schrillen Farbe «Hypergreen» anzutreffen. Doch gibt es für diese astronomischen Preise auch technische Gründe. «Fahrzeuge aus dem Fuoriserie-Programm werden von Hand lackiert und müssen aus dem normalen Produktionsprozess herausgenommen werden», erklärt Gabba. «Und auch sämtliche Dekorlinien werden von Hand lackiert und nicht etwa foliert.»
Einzigartig wichtiger als perfekt
Während die individuellen Fahrzeuglackierungen höchsten Qualitätsansprüchen entsprechen und absolut gleichmässig sind, tritt an anderen Stellen die Handarbeit deutlicher zutage. Etwa bei lackierten Felgenrändern mit einer fünf Millimeter breiten, von Hand aufgetragenen Farbeinfassung. Hier sind leichte Unterschiede sichtbar. Gabba erinnert sich: «Die Kollegen aus der Produktion wollten das zunächst nicht hinnehmen, Maschinen könnten es exakter. Das sagten wir auch dem Kunden. Doch er bestand auf die handgemalten Räder, schliesslich seien sie ein Unikat.» Und genau darum gehe es ja bei Fuoriserie.