Fahrbericht Brabus-Mercedes EQC
Tuner geben Starkstrom

Nun also sogar Elektro: Als einer der ersten der grossen Veredler wagt sich nun Brabus an den Mercedes EQC. Für einmal halten sich die Deutschen bei der Power fast zurück. Dennoch gibt der Brabus EQC Starkstrom Vollgas.
Publiziert: 02.05.2020 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2021 um 13:44 Uhr
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Noch kaum verändert und mit Mercedes-Stern statt Brabus-Logo: Der elektrische Brabus EQC als Versuchsträger.
Foto: zVg
Stefan Grundhoff und Timothy Pfannkuchen

Brabus ist so was wie der andere AMG. Seit 1977 und erst recht seit AMG zu Mercedes gehört und damit politisch korrekt sein muss, kommen die extremsten veredelten Autos mit Stern aus dem deutschen Bottrop. Die Mercedes-Tuningschmiede geniesst einen derart feinen Ruf, dass sie von Mercedes anerkannt statt nur geduldet ist und offiziell Smarts tunte.

Nun wagt sich Brabus an einen Elektriker – schliesslich müssen sich Tuner genauso auf die Elektrozukunft einstellen wie die Automarken selbst.

Für Brabus fast schwach

Dabei ist der Mercedes EQC 400 4Matic als erster Nur-Stromer aus dem Schwabenland schon serienmässig kein Kind von Langsamkeit und pfeilt mit 300 kW (408 PS) und 760 Nm schon in 5,1 Sekunden auf Tempo 100. Jetzt legt Brabus auf 310 kW (422 PS) nach. Für Brabus-Verhältnisse ist das wenig: Wir erinnern uns an die 900-PS-G-Klasse vom letzten Jahr.

Klar mehr Drehmoment

Denn noch will Brabus erst mal abklopfen, wie die Kunden auf den Power-Stromer reagieren. Nicht zum ersten Mal: Schon 2011 hatte Brabus eine elektrische E-Klasse als Versuchsträger. Beim in E-Autos ab der ersten Umdrehung anliegenden Drehmoment gehts beim EQC-Versuch trotzdem zur Sache: Statt 760 hat der Allradler EQC stramme 830 Newtonmeter.

Raubt uns dem Atem

Als Versuchsträger sieht der Brabus EQC 4Matic auf unserer ersten Fahrt noch nicht sehr verändert aus: Mercedes-Stern statt Brabus-B (ob es später grün statt schwarz wird?). Und der Brabus-EQC geht ab wie von Tesla-Boss Elon Musk (48) gestochen: Der 2,5-Tönner schiebt derart brutal an, dass es den Atem raubt. Wegen des schlagartigen Antritts gefühlt noch viel heftiger, als der Wert von 4,9 Sekunden auf Tempo 100 verrät.

360 Kilometer weit

Die Spitze bleibt wie bei der Serie auf 180 km/h begrenzt, was sicherlich der Reichweite (360 Kilometer statt sonst 419 Kilometer) guttut, allerdings für die Kundschaft gewöhnungsbedürftig sein dürfte. Bei normaler Gangart gleitet der EQC ebenso geschmeidig wie gewohnt dahin. Die Rekuperation ist per Lenkrad-Paddels variierbar, auf Wunsch kann man das «One-Pedal-Feeling» haben und bremst fast nur durchs Lupfen des rechten Fusses.

Zusammen mit dem Navi berechnet das Infotainment derweil anhand des Streckenverlaufs und Verkehrsflusses, wo wir den 80-kWh-Akku am besten laden – was mit bis zu 110 kW Leistung am Schnelllader flott geht (auf 80 Prozent in 40 Minuten). Daheim sind es mit 7,4 kW runde elf Stunden.

Spoiler gehören dazu

Klar gäbe es später vollen Brabus-Look: ein bereits gezeigtes Aerodynamik-Kit und die Monoblock-Alus (21 Zoll) mit Breitpneus (vorne 255/40, hinten 285/35) dazu. Sicher noch Potenzial hätte der Innenraum: Der EQC ist eben ein elektrifizierter GLC, da könnte noch mehr Leder noch mehr hermachen.

Chance auf Kleinserie

Noch ist offen, ob der Brabus EQC in Kleinserie geht. Die Chancen stehen nicht schlecht. Die Höhe des Preises würde sich eher nach dem Grad der Individualisierung als der Power bemessen. Bei geschätzt 120'000 Euro, also gut 127'000 (Serien-EQC 84'900) Franken, ist sicher nicht Schluss.

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