Nach gut 40 Jahren ist «Knight Rider» real
Wie K.I.T.T. zu Tesla wurde

Jeder Autofan kennt K.I.T.T., das Wunderauto aus «Knight Rider» mit David Hasselhoff. In den 1980er-Jahren sprühte die TV-Serie vor Ideen, was das Auto im Jahr 2000 können könnte. Auch «Knight Rider»-Fan Elon Musk holt sich hier neue Ideen.
Publiziert: 29.04.2020 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2021 um 11:01 Uhr
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David Hasselhoff als Michael Knight in der amerikanischen TV-Serie «Knight Rider» mit K.I.T.T., seinem Wunderauto.
Foto: Cinetext Bildarchiv
Timothy Pfannkuchen

Wer erinnert sich nicht an den «Knight Industries Two Thousand», kurz K.I.T.T.? In der TV-Serie «Knight Rider» war das Wunderauto für Ermittler Michael Knight der beste Partner, 90 Folgen in vier Staffeln lang (hinzu kamen Spiel- und Fernsehfilm und ein Remake). Heute ist der Darsteller David Hasselhoff 67 Jahre alt und auch der K.I.T.T. verkörpernde Pontiac Firebird Trans Am ein Oldie. Aber die 1982 bis 1986 gedrehte Serie bleibt Kult.

Was von dem, was K.I.T.T. in den 1980er-Jahren als Zukunft pries, ist wahr geworden? «Erstaunlich viel», betont Andrea Auer (33), Mobilitätsexpertin beim Online-Vergleichsportal Comparis. «Etliches steckt real in heutigen Autos, anderes ist gottlob bis heute illusorisch.» BLICK blickt zurück.

Sprachassistenz

K.I.T.T. sprach mit Michael Knight – und wie! Heute haben sogar schon Kompaktautos sprechende Assistenten an Bord. In der Mercedes A-Klasse etwa kann man «Hey, Mercedes, mir ist kalt!» sagen, dann stellt der Benz die Heizung wärmer. Im 1er-BMW kann man den Assistenten umbenennen – wie wäre es mit «K.I.T.T.»? «Nur so eloquent wie im Filmauto sind die Systeme noch nicht», urteilt Auer. Auf Scherze reagieren sie programmiert, da wirkt künstliche Intelligenz noch ziemlich künstlich statt intelligent.

Lauflicht-Scanner

Das rote Lauflicht an der K.I.T.T.-Front ist heute mit LEDs hübsch machbar, allerdings so nicht erlaubt. Immerhin: «Manche Blinker dürfen heute Lauflicht abstrahlen», so Auer. Bei K.I.T.T. wars mehr als Licht: Der Scanner konnte das Tempo anderer Autos und mehr bestimmen. Heute nutzen Systeme wie etwa der Radartempomat beim teilautonomen Fahren 3D-Kameras, dazu Ultraschallsensoren und (Laser-)Scanner, um die Umwelt zu erfassen.

«Nur völlig autonomes Fahren wie K.I.T.T. können und dürfen Autos auf der Strasse noch nicht», hält Auer fest. Auch nicht bei Tesla, auch wenns dort schon «Autopilot» heisst.

Online-Updates

Wir wissen zwar nicht, wie zu K.I.T.T.s Zeiten unterwegs neue Funktionen je nach Einsatz auf das Auto übertragen wurden. Vielleicht per Funk? Aber heute ist das Realität: Allen voran führte Tesla Online-Updates ein. Heute bieten viele Neuwagen die Möglichkeit, online weitere Funktionen zu erwerben oder bei Elektroautos Leistung und Reichweite zu erhöhen.

Umgekehrt könnten Hacker heute in Autosysteme eindringen. «Während K.I.T.T. aber andere Autos quasi willenlos machte», so Auer, «kann der Fahrer in echten Autos die Elektronik jederzeit noch überstimmen.»

Anharmonic Synthesizer

K.I.T.T. konnte Sounds nachahmen, von der Polizeisirene über menschliche Stimmen bis hin zum Maschinengewehr-Getöse. Heute können Autos mit Elektronikhilfe anders tönen. Teslas Model 3 kann auf Wunsch beim Blinken sogar furzen statt klicken. «Das konnten wir uns damals nicht vorstellen und wollen es eigentlich auch heute nicht», urteilt Auer lachend.

Geruchsdicht wie Tesla

Apropos Tesla: Elon Musk (48) ist erklärter Fan des «Knight Rider». Der Tesla-Boss mag vielleicht etwas zu oft eine der zahllosen Wiederholungen geguckt haben: K.I.T.T. kann den Innenraum gegen Betäubungsmittel mit Sauerstoff anreichern. Tesla hat den «Bioweapon Defense Mode» für die Klimaanlage gegen Giftgas-Angriffe. Unnütz, aber beruhigend.

Fernsteuerung

Sogar der «Comlink» wurde wahr: Michael Knight kommuniziert aus der Ferne mit K.I.T.T. – über seine Armbanduhr. Heute gibts iWatch und Co., und aus der Ferne kühlen wir zum Beispiel per App das E-Auto vor oder parkieren es via Smartphone-App, ohne dabei am Steuer zu sitzen.

Boost und Silent Mode

Zur Entstehungszeit von K.I.T.T. hatten die Drehbuchautoren wohl den schlagartigen Schub damaliger Turbomotoren im Hinterkopf. «Heute sind viele Elektroautos mit einer Boost-Funktion unterwegs», weiss Auer: So kann man mehr Spitzenleistung abrufen, als das Auto Dauerleistung hat.» Nur: Wie K.I.T.T. über Hindernisse hüpfen? Müssen wir wohl noch üben.

Auch K.I.T.T.s «Silent Mode» zum flüsterleisen Anschleichen haben heutige Elektroautos quasi serienmässig. «Unter 20 km/h müssen sie jedoch aus Sicherheitsgründen Geräusche machen», so Auer. Nichts mit Anschleichen.

Nicht alles wurde wahr

Einige von K.I.T.T.s Funktionen möchte man sich gar nicht vorstellen. Das Versprühen von Löschmittel gegen Feuer gibt es zwar – wie beispielsweise innen in Rennwagen oder aussen an Flugfeld-Löschfahrzeugen. Aber Öl zu versprühen, um Verfolger ins Schleudern zu bringen, würde nicht nur Greta Thunberg (17) wütend machen. Auch der unsichtbare Laser-Sicherheitsgurt bleibt ein Traum (aber der Airbag kommt der Idee zumindest nahe). Und schwimmende Amphibienautos bleiben auch heute noch Militär-Exoten.

Realität weiter als K.I.T.T.

Vor allem aber hatte K.I.T.T. noch für jede, wirklich jede Funktion einen Knopf. Heute erledigt das in Autos ein einziger Touchscreen. Und so sehr wir uns den eingebauten Geldautomaten wünschen: «Hier haben wir mit dem Online-Bezahlen K.I.T.T. längst überholt», sagt Auer schmunzelnd.

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