Brabus G V12 900 «One of Ten»: 900 PS!
Das Monster von der IAA

Die IAA steht ganz im Zeichen der Elektroautos. Ganz? Nicht doch: Der für seine Powerplayer berühmt-berüchtigte Tuner Brabus verwandelt die Mercedes G-Klasse zum 900-PS-Monster, das für 790'000 Franken gegen die Zeitenwende anröhrt.
Publiziert: 13.09.2019 um 02:17 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2021 um 13:44 Uhr
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Mit 900 PS aus 12 Zylindern an die IAA: Brabus G V12 900 «One of Ten».
Foto: zvg
Timothy Pfannkuchen

Elektrisch sind hier nur die Fensterheber: Was wir an der IAA in Frankfurt am Main (D) nach dem Betrachten von Honda e, Mercedes EQS oder VW ID 3 am Stand von Brabus finden, wirkt ein wenig wie ein letztes, dafür wie wahnsinnig gewordenes Zucken des dahinschwindenden Sprit-Zeitalters. Wir schwanken zwischen verständnislosem Kopfschütteln und Faszination für den wilden Wahnsinn auf vier Walzen: Brabus baut die schnellste G-Klasse der Welt.

Brabus? Brabus ist quasi der andere AMG: In Bottrop (D) im Ruhrpott (vielleicht deshalb sind Brabus-Autos meist schwarz wie Kohle) gründete Bodo Buschmann 1977 eine Mercedes-Tuningschmiede. Die geniesst einen feinen Ruf und gilt als von Mercedes anerkannt statt nur geduldet. Von hier kamen gar offizielle Power-Smarts. Und seit Mercedes-AMG die politisch korrekte Konzerntochter sein muss, ist Brabus für den Wahnsinn auf Pneus zuständig.

Schwarze Schrankwand

Zur IAA darfs ein Paukenschlag sein (den man trotz «Coming home»-Auspuffmodus wohl nicht mehr hören würde, wenn die Schrankwand auf Rädern losröhrt): Der Irrwitz im Backsteindesign basiert auf der neuen Mercedes G-Klasse, heisst Brabus G V12 900 «One of Ten» und bläst fröhlich 18,9 l/100 km ins Nirwana – schon im Normzyklus wohlgemerkt. Verwerflich? Na ja, gefahren werden solche Boliden wenig, schon weil sie meist neben 20 anderen in der Sammlung stehen. So betrachtet ists eher eine Arbeitsplatzsicherungsmassnahme, aufs Jahr gerechnet ist ein alter Euro-4-VW-Golf die gröbere Ökosünde.

Fast wie ein Schiffsdiesel

Dafür gibts sündhaft viel Power: Die 2,7 Tonnen rennen in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und hören erst bei 280 km/h auf, uns im Rückspiegel Angst zu machen. Nicht freiwillig, elektronisch begrenzt. Möglich machts der von 6,0 auf 6,3 Liter aufgebohrte V12-Biturbo aus dem Mercedes S 600 L. Sonst 530 PS stark, drückt er im Brabus 900 PS (662 kW) auf die bemitleidenswerte – darum eigens gefertigte – Kurbelwelle und weiter auf alle vier 24-Zoll-Walzen (v. 295/30, h. 355/25). Das Drehmoment erschreckt uns und den Neunstufen-Automat: 1500 Nm bei 4200/min! Da wird mancher Schiffsdiesel neidisch.

Oranges Handschuhfach

Drinnen gibts porzellan- und sattelbraunfarbenes Leder mit – wir zitieren den Brabus-Pressetext – «orangefarbenen Biesen» sowie «im Muscheldesign abgesteppten» Sitz-Mittelbahnen. Das muss man mögen. Liebe zum Detail beweist das mit «orangefarbenem Leder ausgeschlagene Handschuhfach». Wirds uns vor lauter Überfluss schummrig, erleichtern uns das höhenverstellbare Gewindefahrwerk und die eigens umgebauten, nun fast rechtwinklig öffnenden Fondtüren den Zustieg nach hinten. Dort gibts Zusatzanzeigen (km/h u. a.) im Dachhimmel, auf dass wir keinen Temporekord verpassen.

Limitiert ist noch zu haben

Wie viel kann der auf zehn Stück limitierte, schnellste V12-Geländewagen der Welt schon kosten? Allein der Umbau auf den V12 kommt mitsamt neuen Turboladern, geschmiedeten Kolben und, und, und ... auf 289'000 Euro – netto. Mit für Rich Kids unverzichtbaren Goodies wie Sichtkarbon und Steuern leert der Renner selbst die Portokasse des Jetsets im Nu: Er kostet genau 720'015.45 Euro (geborene Händler können 45 Cent runterdealen), also rund 790'000 Franken. Ohne Extras wie Bord-Humidor für die Havannas oder so. Trotzdem zu billig? Denn im Gegensatz etwa zur IAA-Premiere Lamborghini Sián (63 Stück à 2,5 Mio. Fr.) sind die zehn Über-G noch gar nicht ausverkauft dorthin, wo man an der Quelle sitzt. Der Ölquelle.

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