Das Mega-SUV X7 mit 530 PS im Blick-Test
Mehr BMW geht nicht

Elektromotoren treiben hier nur die Fensterheber an: Im frisch überarbeiteten X7 M60i xDrive gibts Komfort wie in der Luxusklasse und BMW frönt noch einmal der Lust am fetten V8. Blick testete, wie beides zusammenpasst.
Publiziert: 23.05.2023 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2023 um 12:50 Uhr
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Mehr BMW geht nicht: Blick testete BMWs frisch überarbeiteten X7 M60i xDrive mit 4,4-l-V8-Benziner und 530 PS (390 kW).
Foto: Lorenzo Fulvi
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Vor der Fahrt

Dieser Testwagen ist ein Schrei auf Rädern: «Guckt! Mich! An!» Schon an 5,18 Metern Länge und glatt zwei Metern Breite kann man nicht vorbeisehen. Ein neuer 7er wirkt geradezu grazil neben dem 1,84 Meter hohen 2,8-Tönner. Aber der frisch überarbeitete BMW X7 M60i xDrive legt noch einige Schippen drauf: Ametrin Metallic sagt die Preisliste, Knall-Aubergine sagen wir zum Lack. Dazu gibts 23-Zoll-Räder aus dem BMW-Individual-Regal, Chrom ohne Ende und innen strahlt ein gleissend hellgraues Interieur.

Und dann wäre da noch der Iconic Glow – eine Beleuchtung für den Doppelnierengrill in der Front, die es bei der Topversion M60i xDrive quasi gratis dazu gibt. Wobei gratis relativ ist: Auf 196'510 Franken kommt unser Testwagen inklusive aller Optionen. Da heissts tief durchatmen und die Nerven behalten, bevor wir ihn in die enge Ausfahrt unserer Testwagen-Garage fädeln.

Auf der Strasse

Der Kopf fragt «Was soll das?», aber der Bauch muss zugeben: Der hat was. Mehr Reisekomfort ist kaum denkbar. Kino gibts zwar nur auf dem Tablet statt auf einem Mega-Monitor wie in der 7er-Limousine, aber: diese Aussicht, diese Sitze, diese Ruhe. Drei Sitzreihen sind serienmässig, doch unserem Testwagen fehlt der mittige Sitz in der zweiten Reihe und das macht ihn zur Sechssitzer-Lounge mit viel Beinfreiheit. Das Panoramadach lässt auf ganzer Länge Licht hinein, in den Hochfloor-Matten versinken die Füsse und die optionale Soundanlage von Bowers & Wilkens simuliert eine ganze Konzerthalle.

Unter der Haube säuseln im 4,4-Liter-V8 üppige 530 PS (390 kW), die können aber auch losbrüllen, wenns den vollen Schub braucht. Nicht einmal das Gewicht des Sechsplätzers kann sie dann einbremsen. Eigentlich war der X7 ja vor allem für üppige US-Highways gedacht. Aber funktioniert auch auf europäischen Autobahnen prächtig.

BMW X7 M60i xDrive

Antrieb 4,4-l-V8-Turbobenziner, 530 PS (390 kW), 750 Nm@1800–4600, 8-Stufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,7 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H 5,18/2,00/1,84 m, Gewicht 2786 kg, Laderaum 750–2120 l
Umwelt WLTP 12,1 l/100 km, Test 13,4 l/100 km = 274/303 g/km CO₂, Energie G
Preise ab 158'300 Fr. (7-Plätzer), Testwagen plus Optionen (Metallic-Lack, 23-Zoll-Räder, 6-Sitzigkeit, B&W-Soundanlage, 5-Zonen-Klima, u.a.) 196'510 Fr., Basis (Turbobenziner, 381 PS (280 kW), Allradantrieb) ab 122'900 Fr.

Antrieb 4,4-l-V8-Turbobenziner, 530 PS (390 kW), 750 Nm@1800–4600, 8-Stufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,7 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H 5,18/2,00/1,84 m, Gewicht 2786 kg, Laderaum 750–2120 l
Umwelt WLTP 12,1 l/100 km, Test 13,4 l/100 km = 274/303 g/km CO₂, Energie G
Preise ab 158'300 Fr. (7-Plätzer), Testwagen plus Optionen (Metallic-Lack, 23-Zoll-Räder, 6-Sitzigkeit, B&W-Soundanlage, 5-Zonen-Klima, u.a.) 196'510 Fr., Basis (Turbobenziner, 381 PS (280 kW), Allradantrieb) ab 122'900 Fr.

Das war super

Stünde nicht das Preisschild im Wege, wäre der X7 das perfekte Familienauto. Bei maximal zwei Kubikmetern Kofferraum könnte man die halbe Wohnung mit in die Ferien nehmen. Praktisch: die horizontale Teilung der elektrischen Heckklappe. Schweres kann man absetzen und rückenschonend reinschieben. Punkte gibts auch fürs Platzangebot und das neue Infotainment mit gewölbtem Touchscreen – weil BMW noch immer den klassischen Dreh-Drück-Steller mitliefert, der perfekt ablenkungsfreie Bedienung ermöglicht.

Dank Echtzeitdaten ist das integrierte Navi für einmal genauer als die Smartphone-App, der adaptive Tempomat passt den gehaltenen Abstand dem Tempo variabel an. Und Ablagen gibts mehr als genug.

Das war schwach

Aber wir können den Kopf auch nicht ausschalten: Auf schmalen Landstrassen sorgen die Abmessungen für feuchte Hände, wenn das Milchauto entgegenkommt. In Parkhäusern hilft die Memoryfunktion zum autonomen Abfahren des Parkiervorgangs wenig – zunächst muss man selbst einmal in die Lücke zirkeln. Und beim Anfahren könnte der X7 etwas dosierter losrollen.

E-Motoren gibts im M60i nur für die Fensterheber; nicht einmal ein klitzekleiner Mildhybrid hilft beim Verbrauch. Kein Wunder, lag der Testschnitt bei 13,5 l/100 km, also 14 Dezi höher, als die Werksangabe verspricht. Nicht überraschend, schon angesichts des Gewichts. Bei der Lancierung 2019 gabs noch einen 400-PS-Diesel mit Vierfach-Turbo, der damals im Blick-Test auf echte 7,8 l/100 km kam. Aber Abgasvorschriften und Dieselskepsis haben ihm den Garaus gemacht. Kein Meckern über den Preis: Logisch, ist solch ein Auto in eher kleinen Stückzahlen für eine betuchte Klientel gedacht.

Das bleibt

Die Mühelosigkeit, mit der sich solch ein Brocken in Fahrt bringen lässt. Die Erkenntnis, dass man sich leicht in wenigen Tagen an Automobilität solchen Ausmasses gewöhnt und sie schätzen lernt. Die Erfahrung, wie beruhigend hellgraues Interieur und Lack in Aubergine wirken können. Aber auch die Einsicht, dass der Zeitgeist die Nase rümpfen dürfte.

So wird der X7 M60i xDrive zum Symbol dafür, wie rasant sich die Autowelt wandelt. Bei der Lancierung 2019 noch ein Luxus-Statement knapp hinter BMWs Schwestermarke Rolls-Royce, wirkt er bei allem Komfort jetzt ein wenig aus der Zeit gefallen. Aber wie sich das Luxus- und Leistungsdilemma heute lösen lässt, hat BMW ja schon mit dem rein elektrischen i7 vorgeführt. Und als 352-PS-Diesel würde sich der X7 laut Werksangabe mit 7,7 l/100 km begnügen.


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