Auf einen Blick
- Verkehr auf Nationalstrassen seit 1990 mehr als verdoppelt
- Gegner warnen vor Umweltzerstörung und mehr Umweltverschmutzung
- Staustunden von 4300 auf über 48'000 Stunden pro Jahr angewachsen
Für Bundesrat und Verkehrsminister Albert Rösti (57) ist klar: «Wir sind aus dem Nationalstrassensystem der 1960er-Jahre herausgewachsen.» Unterstützt von Mobilitäts-, Branchen- und Wirtschaftsverbänden weist er darauf hin, dass sich allein seit 1990 der Verkehr auf unseren Nationalstrassen mehr als verdoppelt hat.
Gemäss Bundesamt für Strassen (Astra) seien deshalb in den letzten 25 Jahren auch die Staustunden von 4300 auf über 48’000 Stunden pro Jahr angewachsen und würden Kosten von über drei Milliarden Franken verursachen. Gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) führen Staus auf dem Strassennetz täglich zu Verspätungen von 200’000 Stunden. Das koste die Schweiz 3,1 Milliarden Franken im Jahr. Von diesen Kosten falle über ein Drittel allein auf den Nationalstrassen an, rechnet uns das BfS vor.
Mit den sechs gezielten Nationalstrassen-Ausbauprojekten (siehe Karte) erhoffen sich die Befürworter dort weniger Stau, gemäss einer weiteren unabhängigen Studie auch mehr Sicherheit und weniger Unfälle sowie weniger Ausweichverkehr durch Dörfer und Städte – und somit eine Entlastung für die Bevölkerung.
Umstrittene Vorlage
«Diese Projekte sind unsinnig», finden dagegen die Gegner der Abstimmungsvorlage. So sagt Margot Chauderna (29), Co-Präsidentin Junge Grüne Schweiz, stellvertretend für viele Kritiker: «In einer Zeit, in der wir die Umwelt mehr denn je schützen müssen, will man uns den Bau von Mega-Autobahnen aufzwingen. Diese zerstören Naturräume und bringen noch mehr Umweltverschmutzung mit sich.» Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) moniert, dass Analysen der bisherigen Ausbauprojekte zeigen, dass der Ausbau von Autobahnen nur kurzfristig Entlastung bringe. Langfristig führe er wieder zu mehr Verkehr und Stau.
Und auch eine Gruppe von 342 renommierten Mobilitätsexperten und Verkehrsplanern kritisiert öffentlich die Vorlage, weil ihr die Betrachtung zum Gesamtverkehr und die Langfristperspektive fehle. Die künftige Entwicklung der Mobilität werde zu wenig gewichtet, so prognostiziere der Bund ab 2030 ja einen Rückgang des Autoverkehrs, heisst es in der Petition der Verkehrsexperten.
Das zeigt: Die Vorlage ist umstritten und es könnte bei der Abstimmung am 24. November knapp werden. Politiker aus denselben Lagern sind sich ebenso uneinig wie Mobilitäts- und Verkehrsexperten.